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Informationsangebot für Angehörige von Wehrmachtssoldaten am Historischen Seminar
Das Historische Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) stellt in Kooperation mit der Fritz Thyssen Stiftung ein neues Informationsangebot für Familien ehemaliger Wehrmachtssoldaten bereit: Zu familiengeschichtlichen Zwecken können ab sofort Kopien von amerikanischen Geheimakten aus dem Zweiten Weltkrieg angefragt werden, die Abhörprotokolle und Vernehmungsberichte über rund 3000 deutsche Kriegsgefangene enthalten.
Das Angebot bezieht sich auf das umfangreiche Aktenmaterial aus dem Forschungsprojekt „Referenzrahmen des Krieges“, das von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert wird. Das Forschungsprojekt stützt sich auf bislang unbekannte Quellen aus amerikanischen Archiven und verfolgt das Ziel, einen grundlegenden Beitrag zu einer Mentalitätsgeschichte der Wehrmacht zu leisten. Zuletzt ging hieraus das viel beachtete Buch „Soldaten“ von Prof. Sönke Neitzel und Prof. Harald Welzer hervor, die das Projekt leiten.
Für Angehörige und Nachfahren von Wehrmachtssoldaten besteht nun die Möglichkeit, Kopien aus diesen Unterlagen zu erhalten. Das verfügbare Quellenmaterial umfasst über 100.000 Seiten Akten, die aus dem amerikanischen Kriegsgefangenenlager Fort Hunt bei Washington stammen. In diesem geheimen Vernehmungslager wurden während des Zweiten Weltkrieges über 3000 deutsche Wehrmachtssoldaten interniert, vernommen und über versteckte Mikrophone heimlich belauscht. Zu jedem einzelnen Gefangenen fertigte die Lagerbürokratie eine Gefangenenakte an. Die einzelnen Gefangendossiers enthalten wörtliche Abhörprotokolle über die Gespräche der Gefangenen mit ihren Zellengenossen, Vernehmungsberichte zu diversen Themen, Materialien über die lebensgeschichtlichen Hintergründe und militärischen Karrieren der Soldaten sowie vieles mehr.
Eine alphabetische Liste aller Soldaten, über die dem Mainzer Forschungsteam Gefangenenakten aus Fort Hunt vorliegen, ist auf der Website des Historischen Seminars verfügbar (http://www.uni-mainz.de/FB/Geschichte/hist4/820.php). Das Angebot, von diesen Gefangenenakten Kopien zu erhalten, richtet sich ausschließlich an Angehörige und Nachfahren der betreffenden Wehrmachtssoldaten zu familiengeschichtlichen Zwecken. Das Mainzer Forschungsteam bittet in diesem Fall um Kontaktaufnahme bei Dr. Felix Römer (Kontaktinformationen siehe unten). Prof. Neitzel hofft, dass beide Seiten von diesem Angebot profitieren werden: „Diese Materialien können den Familien viele offene Fragen über den Weg ihrer Väter und Großväter durch den Zweiten Weltkrieg beantworten, und vielleicht können wir durch den Austausch mit den Familien auch noch einiges mehr über die Wehrmachtssoldaten erfahren, um ihnen in unseren Studien noch besser gerecht werden zu können.“
Weitere Informationen:
Dr. Felix Römer
Historisches Seminar / Neueste Geschichte
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
Jakob-Welder-Weg 18
D 55128 Mainz
Tel. +49 6131 39-27193
Mail: Roemerf@uni-mainz.de
http://www.uni-mainz.de/FB/Geschichte/hist4/
http://www.uni-mainz.de/FB/Geschichte/hist4/820.php (Abgehört - das Portal)
Lebensgeschichten: Registrierkarte über die persönlichen Daten eines deutschen Obergefreiten, Juni ...
Foto: US National Archives and Records Administration
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Abgehört: Gespräch zweier Wehrmachtssoldaten über Waffen und Kampferfahrungen, Juli 1944
Foto: US National Archives and Records Administration
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
Deutsch
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