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15.06.2011 13:02

Nicht EHEC, sondern EAHEC: Göttinger Mikrobiologen entschlüsseln Genom des Erregers

Dr. Bernd Ebeling Presse, Kommunikation und Marketing
Georg-August-Universität Göttingen

    Wissenschaftler der Universität Göttingen haben die genetische Information des Bakteriums Escherichia coli (E. coli O104:H4) entschlüsselt, das die sogenannten EHEC-Erkrankungen verursacht. Die untersuchten Proben stammen von zwei Patienten aus Hamburg. „Die Ergebnisse erlauben wichtige Rückschlüsse darauf, weshalb das besonders in Norddeutschland grassierende Bakterium so aggressiv ist“, so Dr. Rolf Daniel, Leiter des Göttinger Laboratoriums für Genomanalyse. Die neuen Sequenzdaten deuten darauf hin, dass die Patientenisolate nicht etwa aus einem EHEC-Erreger hervorgegangen sind, sondern vielmehr aus einem Keim, den man als EAEC (Entero-Aggregativer Escherichia coli) bezeichnet.

    Pressemitteilung Nr. 129/2011

    Nicht EHEC, sondern EAHEC
    Göttinger Mikrobiologen entschlüsseln Genom des Erregers – Erklärung für aggressives Verhalten

    (pug) Wissenschaftler der Universität Göttingen haben die genetische Information des Bakteriums Escherichia coli (E. coli O104:H4) entschlüsselt, das die sogenannten EHEC-Erkrankungen verursacht. Zum Einsatz kam dabei die Roche-454-Sequenzierungstechnologie. Die untersuchten Proben stammen von zwei Patienten aus Hamburg. „Die Ergebnisse erlauben wichtige Rückschlüsse darauf, weshalb das besonders in Norddeutschland grassierende Bakterium so aggressiv ist“, so Dr. Rolf Daniel, Leiter des Göttinger Laboratoriums für Genomanalyse.

    Die neuen Sequenzdaten deuten darauf hin, dass die Patientenisolate nicht etwa aus einem EHEC-Erreger hervorgegangen sind, sondern vielmehr aus einem Keim, den man als EAEC (Entero-Aggregativer Escherichia coli) bezeichnet. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er sich besonders fest an Epithelien bindet, Zellaggregate bildet und sein normales, krank machendes Programm abspult. Mehr als 96 Prozent des nun untersuchten genetischen Materials aus Hamburg und eines EAEC-Stammes sind identisch. Der EAEC-Keim hat sein krank machendes Potenzial erheblich gesteigert, indem er aus anderen E. coli-Stämmen wie beispielsweise EHEC mit Hilfe von Bakterienviren (Phagen) ein spezielles Gen übernommen und fest in seinem eigenen Chromosom verankert hat. Dieses Gen bildet das sogenannte Shiga-Toxin, welches ursprünglich aus dem Erreger der Bakterienruhr stammt. Es ist ein besonderes Gift, das das hämorrhagisch-urämische Syndrom (HUS) auslösen kann, also Blutzersetzung, sowie dessen Folgeschäden wie beispielsweise Nierenversagen. Diese Kombination verleiht dem neuen Keim seine Gefährlichkeit: Seine Zellen können durch Anheftung und Aggregation einen massiven Infektionsherd im Darm bilden, und diese Zellmasse produziert mit dem Shiga-Toxin ein sehr wirksames Gift. Darüber hinaus schützt ein sogenanntes Resistenzplasmid den Keim vor einem breiten Spektrum von Antibiotika.

    Die Göttinger Wissenschaftler schlagen für den neuen Erreger die Bezeichnung EAHEC (Entero-Aggregativer-Hämorrhagischer E. coli) vor. Weitere Informationen sowie die Genomsequenzen sind im Internet unter www.g2l.bio.uni-goettingen.de zu finden.

    Hinweis an die Redaktionen:
    Eine Grafik zum Thema haben wir im Internet unter http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3900 zum Download bereitgestellt.

    Kontaktadresse:
    Privatdozent Dr. Rolf Daniel
    Georg-August-Universität Göttingen
    Biologische Fakultät – Institut für Mikrobiologie und Genetik
    Grisebachstraße 8, 37077 Göttingen
    Telefon (0551) 39-3827, Fax (0551) 39-12181
    E-Mail: rdaniel@gwdg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.g2l.bio.uni-goettingen.de
    http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3900


    Bilder

    Modell der Entstehung eines neuen Entero-Aggregativen Hämorrhagischen Escherichia coli.
    Modell der Entstehung eines neuen Entero-Aggregativen Hämorrhagischen Escherichia coli.
    Foto oben: Dr. Manfred Rohde, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Grafik: Universität Göttingen
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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