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04.08.2011 11:23

Sich wandelnde Vorstellungen von Istanbul – Neue Emmy-Noether-Gruppe an der LMU

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Den Imagewandel Istanbuls in der Zeit vom 19. bis zum 21. Jahrhundert untersucht eine neue Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe, die an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München eingerichtet wird. Unter der Leitung von Dr. Derya Özkan wird die am Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie untergebrachte Gruppe zum Thema „Von der orientalischen zur „coolen“ Stadt. Sich wandelnde Vorstellungen von Istanbul, Kulturelle Produktion und die Produktion des Raumes“ forschen. Das Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ermöglicht es besonders herausragenden Nachwuchswissenschaftlern, sich für eine wissenschaftliche Leitungsaufgabe vorzubereiten.

    Özkan erforscht mit ihrer Gruppe den Imagewandel Istanbuls, das sich zwischen dem 19. und dem 21. Jahrhundert von der „orientalischen Stadt“ hin zur „coolen Metropole“ entwickelte. „Etwa seit dem Jahr 2005, als Newsweek in einem Aufmacher Istanbul als die coolste Stadt Europas bezeichnete, gilt die Stadt in Medien als cool“, sagt Özkan. „Wir wollen nun untersuchen, in welchem sozialen und politischen Kontext eine solche Vorstellung aufkommt, und inwiefern frühere Vorstellungen von Istanbul im Bild von cool Istanbul weiter eine Rolle spielen. Das hat eine Menge damit zu tun, dass die kulturelle Produktion im neoliberalen Zeitalter wichtiger für Stadtwirtschaft wird und steht auch in Zusammenhang damit, wie städtischer Raum materiell gestaltet wird.“ Die Wissenschaftlerin geht davon aus, dass solche Vorstellungen nicht nur sozial geprägt sind, sondern umgekehrt auch das Soziale prägen.

    Das Projekt wird eine erschöpfende Analyse dreier Diskurs-Regimes unternehmen, die aufeinander abfolgend die Produktion populärer städtischer Kultur geprägt haben: Als erstes den Orientalismus, der für den Imperialismus und Kolonialismus des 19. Jahrhunderts charakteristisch war und in dessen gesellschaftlichem Diskurs Istanbul als orientalische Stadt wahrgenommen wurde. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war als nächste Periode durch eine Ideologie nationaler Entwicklung gekennzeichnet, die Istanbul im Vergleich mit Städten der Ersten Welt als wildwüchsige Drittweltstadt erscheinen ließen. Im späten, neoliberal geprägten 20. Jahrhundert schließlich wird Istanbul als globale oder sich globalisierende Stadt gesehen. Özkan will mit ihrer historischen Studie diesen Wandel analysieren und dem globalen sozio-politischen Umfeld gegenüberstellen, vor dessen Hintergrund sich im frühen 21. Jahrhundert die Vorstellung von „coolen Städten“ entwickelte. In einem zweiten Schritt plant Özkan, Istanbul mit zwei Städten zu vergleichen, die in den Massenmedien ebenfalls als „cool“ gelten: Berlin als „coole“ Stadt im politischen Zentrum Europas und Belgrad als „coole“ Stadt am Rande Europas.
    Dr. Derya Özkan studierte Architektur und Soziologie an der Technischen Universität des Mittleren Ostens (Türkei), „Society, Science and Technology“ an der Technischen Universität Istanbul sowie der Universität Maastricht (Niederlande) und schließlich „Visual and Cultural Studies“ an der Universität Rochester (USA), wo sie 2008 auch promovierte. Seit 2008 ist Özkan am Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie der LMU tätig. (göd)

    Ansprechpartnerin:
    Dr. Derya Özkan
    Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie
    Tel.: 089 / 2180 - 6980
    Fax: 089 / 2180 - 3507
    E-Mail: Derya.Oezkan@lmu.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Kulturwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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