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15.09.2011 10:55

Echt gefälscht

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Wissenschaftler diskutieren auf einer Tagung über Fälschungen antiker Texte

    Fälschungen erregen die Gemüter: Sie spielen mit Erwartungen, täuschen, enttäuschen, ja demütigen den, der an sie geglaubt hat. Wenn sie entlarvt werden, ist das meist spannender als ein Detektivroman. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieses Sensationspotenzials können sie auch Gegenstand wissenschaftlicher Forschung sein – so wie im Rahmen der Tagung „Verleugnete Rezeption. Fälschungen antiker Texte“, die vom 22. bis 24. September 2011 an der Universität Freiburg stattfindet.

    Bisherige Ansätze bemühten sich vor allem, Kriterien und Methoden zur Aufdeckung von Fälschungen zu entwickeln. Die vom Freiburger Klassischen Philologen Prof. Dr. Wolfgang Kofler und seiner Mitarbeiterin Dr. Anna Novokhatko veranstaltete Tagung wählt einen anderen Zugang: Die internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betrachten ihre Forschungsobjekte von der Rezeptionsgeschichte aus, einer jungen altertumswissenschaftlichen Disziplin, die das Nachwirken der griechischen und römischen Antike bis in die Gegenwart verfolgt. In diesem Sinne fragt die Veranstaltung nach den Rahmenbedingungen, die zur Fälschung von antiken Texten führten, und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die vielfältigen Funktionen, welche die „Fakes“ unter verschiedenen zeitlichen und regionalen Voraussetzungen erfüllen sollten. Ebenfalls durchleuchtet wird die Rolle des Publikums, das mit seinen Erwartungshaltungen einen Markt für Fälschungen schafft, oder die hohe Emotionalität, mit der gerade über die Echtheit antiker Texte diskutiert wird.

    Bei der von der Thyssen-Stiftung finanzierten Tagung werden Texte verschiedener Herkunft und unterschiedlicher Gattungen behandelt, die von der Inschrift über Briefsammlungen bis zur Dichtung reichen. Ein Highlight ist der so genannte Artemidor-Papyrus, der als Teil einer Mumienkartonage Fragmente eines geographischen Texts aus dem 1. vorchristlichen Jahrhundert neben der ältesten bekannten Karte Spaniens bietet. Die Echtheit des 1994 gefundenen Fragments, das von einer Stiftung in Turin/Italien für 2,75 Millionen Euro erworben wurde, wird jedoch angezweifelt: Die verbissen geführte Debatte, in deren Verlauf sich auch Vertreter der italienischen Polizia scientifica zu Wort meldeten, strahlte bis in die Feuilletons der größten europäischen Zeitschriften aus. Einige ihrer Protagonisten wie Prof. Dr. Luciano Canfora, nicht nur Klassischer Philologe, sondern einer der führenden Intellektuellen Italiens, werden in Freiburg sprechen.

    Auf dem Programm stehen außerdem andere Fälschungen wie die berühmt-berüchtigte Konstantinische Schenkung. Das Dokument wurde im
    8. Jahrhundert unter Berufung auf den gleichnamigen Kaiser fabriziert und legitimierte den Anspruch des Papstes auf eine territoriale und religiöse Führungsposition. Erst im Frühhumanismus wurde es als Fälschung entlarvt.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Wolfgang Kofler
    Seminar für Klassische Philologie
    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    Tel.: 0761/203-9490
    Mobil: 01578/7546789
    E-Mail: wolfgang.kofler@altphil.uni-freiburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.altphil.uni-freiburg.de/termine/pontes


    Bilder

    Darstellung der Konstantinischen Schenkung
    Darstellung der Konstantinischen Schenkung
    Quelle: Quelle: Wiki Commons


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Sprache / Literatur
    regional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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