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07.02.2002 15:13

Cinderellas Odyssee - oder wie der Papageienschnabel-Saurier nach Frankfurt kam.

Doris von Eiff Senckenberg Pressestelle
Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg

    Einen wahren Sturm entfachte am 22. Januar 2002 eine dpa.-Meldung, die zum Inhalt hatte, dass China die Rückgabe der Versteinerung eines weltweit einmaligen "gefiederten" Dinosauriers verlange. - Basis dieser Meldung war der Brief der Chinese Society of Vertebrate Paleontology, einer nicht staatlichen paläontologischen Gesellschaft.

    Im Rahmen einer Pressekonferenz am 06. 02. 02 bezog Prof. Dr. Fritz F. Steininger, Direktor des Senckenberg-Museums, Stellung und erklärte die Hintergründe.

    Der Pittacosaurus sp., so der zoologische Name des Papageienmschnabel-Sauriers stammt - wie viele derzeit auf dem internationalen Fossilmarkt befindlichen Stücke - aus Sihetun, in der Provinz Liaoning in China und lag dort seit dem Erdmittelalter (ca. 150 bis 120 Millionen Jahre) in der Yixian Formation.

    1997 wird er zum ersten Mal in Tuscon, Arizona auf einer der größten Mineralien- und Fossilbörsen von einem amerikanischen Händler chinesischer Herkunft in unpräpariertem Zustand zum Kauf angeboten. Zu diesem Zeitpunkt ist allerdings noch nicht klar, ob es sich um einen Saurier oder um eine große Echse handelt.

    Bereits im Frühjahr 1998 wird das Fossil von zwei europäischen Händlern am gleichen Ort erneut gesehen. Nach einigen Fachdiskussionen mit amerikanischen Kollegen entschließen sie sich, die Versteinerung zu kaufen. Niemand hatte bis dahin die "wahre Schönheit" und den wissenschaftlichen Wert des Fossils entdeckt. Es erhielt amerikanische Ausreisepapiere und wurde mit europäischen Einreisepapieren - also formal korrekt und legal - nach Italien importiert. Dort findet es im Naturhistorischen Museum in Mailand vorübergehend eine neue Bleibe.

    Mit Genehmigung der Händler wird das Stück dort teilweise präpariert und erst jetzt wird deutlich, dass es sich um ein nahezu komplett erhaltenens Skelett eines Psittacosaurus sp. mit parteill erhaltenen Hautstrukturen und einer Art Borsten in der Schwanzregion handelt.

    Ein italienischer Paläontologe unternimmt darauf hin Anstrengungen, eine Studiengruppe mit international renommierten Fachkollegen zusammenzustellen. Darunter auch Prof. Dr. Dong Zhiming (IVPP, Peking) der auf Kosten der Italiener nach Mailand reist. Ein Beschluss der Forscher hat zum Ziel, das Stück gemeinsam zu bearbeiten und anschließend im Rahmen einer Wanderausstellung durch Europa touren zu lassen. Auch eine Rückgabe an China wird zu der Zeit erwogen und Dr. Bacchia, der italienische Paläontologe, bittet Prof. Dong, die Vorgehensweisen mit offiziellen Stellen in China zu besprechen, um die mündlich getroffenen Vereinbarungen vertraglich zu fixieren.

    Bis heute gibt es dazu von offizieller chinesischer Seite keine Stellungnahme. Auch eine Rückgabe des Fossils wurde nicht gefordert.

    Nachdem es zu keiner Einigung für die Zukunft des Saurierfossils kommt und die Italiener das Stück auch nicht kaufen, wird es von den Händlern zurück genommen.

    Im März 2001 wird Dr. Plodowski, stellvertretender Direktor und Leiter des Schaumuseums, von dem Händler kontaktiert und erhält - gemeinsam mit Herrn Prof. Steininger - Gelegenheit, das Stück zu sehen. Gemeinsam wird beschlossen, es für Senckenberg zu erwerben.

    Damit ist es gelungen, das Stück einer sachgemäßen Endpräparation zuzuführen. Die Wissenschaftler des Forschungsinstituts Senckenberg fühlen sich verantwortlich und sind bestrebt, das Stück einer ordnungsgemäßen und korrekten wissenschaftlichen Bearbeitung zugänglich zu machen. Aus gleichem Grund ist das Haus bestrebt, das Stück als "Patrimony of Mankind" der Öffentlichkeit zu erhalten und zugänglich zu machen. Im übrigen ist man der Meinung, dass das Stück letztlich auch für China erhalten wurde, da durch den Kauf verhindert wurde, dass es auf viele Jahre in einer privaten Sammlung verschwindet.

    Es ist geplant, in nächster Zeit die Präparationsarbeiten zu beenden. Mit Hilfe des Händlers sollen noch weitere Recherchen zu Cinderellas Odyssee durchgeführt werden. Senckenberg wird der Zeitschrift "Nature" in einer Publikation die komplette Dokumentation anbieten. Wie auch sonst üblich, wird unter Einbeziehung chinesischer Fachkollegen ein Team gebildet, um das Fossil wissenschaftlich korrekt zu dokumentieren und zu beschreiben. Und schließlich wird man mit offiziellen chinesischen Behörden über einen Leihvertrag verhandeln. Das bedeutet, dass das Stück als chinesisches Eigentum in China inventarisiert wird, dem Senckenberg-Museum aber langfristig zur Ausstellung zur Verfügung steht.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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