idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.09.2011 09:45

Skandinavier vertrauen am meisten

Dr. Kristin Beck Corporate Communications & Media Relations
Jacobs University Bremen

    Internationales Forscherteam legt länderübergreifende Vertrauens-Rangliste vor

    Würden Sie einem flüchtigen Bekannten einen kleinen Geldbetrag leihen? Gehen Sie ganz unbefangen mit Fremden um, die Sie nach dem Weg fragen? Wenn ja, dann gehören Sie zu den Menschen, die generelles Vertrauen in ihre Mitmenschen haben. Diese Art von Vertrauen gilt Sozialwissenschaftlern und Ökonomen als besonders wertvolle Ressource für ein florierendes Gemeinwesen. Ein deutsch-britisches Forscherteam unter Federführung der Jacobs University Bremen und der Leuphana Universität Lüneburg hat in einer mehr als 50 Länder umfassenden Studie untersucht, wo dieser Wesenszug am weitesten verbreitet ist.

    Die Ergebnisse wurden jetzt in der Zeitschrift American Sociological Review (DOI: 10.1177/0003122411420817) veröffentlicht. Ein Resultat: Westdeutsche vertrauen mehr als Ostdeutsche. In Asien gibt es dagegen viel weniger generelles Vertrauen als bislang angenommen.

    Das Forscherteam Jan Delhey (Jacobs University Bremen), Christian Welzel (Leuphana Universität Lüneburg) und Kenneth Newton (University Southampton) hat Umfragedaten der Welt-Werte-Studie mit mehr als 60.000 Befragten ausgewertet. Dabei ist es ihnen gelungen, generelles Vertrauen erstmals so zu messen, dass es wirklich über Länder und Kulturen hinweg vergleichbar ist. Am meisten Vertrauen haben der Studie zufolge die Schweden, Schweizer und Norweger, am wenigsten die Menschen in der Türkei, Ruanda und Trinidad & Tobago. Deutschland liegt auf Platz 7 (alte Bundesländer) bzw. 11 (neue Bundesländer). Allgemein gesprochen ist generelles Vertrauen in reichen westlichen Gesellschaften höher als in ärmeren, nicht-westlichen Ländern.

    Vertrauen wird schon seit Jahrzehnten in Umfragen gemessen mit der Frage: Kann man den meisten Menschen vertrauen? Allerdings wusste man bisher nicht, wen sich die Befragten unter „meiste Menschen“ vorstellen. „Der Clou unserer Studie ist, dass wir erstmals konkret diesen Radius des Vertrauens bestimmen konnten“, erläutert Professor Dr. Jan Delhey von der Jacobs University Bremen. „Dies war möglich durch zusätzliche Fragen, die genauer erkunden, wie sehr die Befragten einerseits Familienmitgliedern und Freunden vertrauen, andererseits Menschen anderer Religion und Nationalität. Bringt man diese neuen Informationen mit der altbewährten Vertrauensfrage in 'die meisten Menschen' in Verbindung, kann man den Radius des Vertrauens abschätzen.“

    Es zeigte sich tatsächlich, dass dieser Radius von Land zu Land stark variiert: „Insbesondere Asiaten haben einen engen Vertrauensradius, allen voran Südkoreaner, Thailänder und Chinesen“, fasst Professor Dr. Christian Welzel von der Leuphana Universität Lüneburg eines der Hauptergebnisse der Studie zusammen. „Ihr Vertrauen beschränkt sich überwiegend auf Familie und Freunde.“ In Asien gibt es also viel weniger generelles Vertrauen, als man bislang annahm. Die meisten westlichen Gesellschaften haben dagegen einen relativ weiten Vertrauensradius.

    Die Forscher konnten zudem zeigen, dass der gesellschaftlichen Nutzen, den Vertrauen stiftet, stark vom Vertrauensradius abhängt: In Ländern mit einem weiten Radius engagieren sich die Menschen stärker in Vereinen, sind toleranter und unterstützen stärker demokratische Prinzipien.

    Fragen zu der Studie für die Jacobs University beantwortet:
    Jan Delhey
    Professor of Sociology
    Campus Ring 1 | 28759 Bremen
    Tel: +49 (0)421 200 3492
    j.delhey@jacobs-university.de

    Fragen zu der Studie für die Leuphana Universität Lüneburg beantwortet:
    Christian Welzel
    Professor für Politische Kulturforschung
    Tel: +49 (0)4131 677-2453
    c.welzel@uni.leuphana.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).