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Wissenschaft
Jena (11.02.02) Am 15. Februar um 17 Uhr ist es soweit: Dann bekommt der ägyptische Sozialwissenschaftler Saad Eddin Ibrahim in der Aula der Uni Jena, Fürstengraben 1, den Preis für Internationale Verständigung und Menschenrechte der Ulrich-Zwiener-Stiftung verliehen. Der Preis ist mit 5000 Mark (etwa 2550 Euro) dotiert, weitere 1125 Euro kommen von anonymen Unterstützern. Entgegennehmen wird ihn allerdings nicht Ibrahim selbst, sondern seine Frau Barbara - der Preisträger sitzt seit 2001 in Kairo im Gefängnis, verurteilt zu sieben Jahren Haft. Den Festvortrag hält die Orientalistin Prof. Annemarie Schimmel.
Der 62-Jährige Ibrahim, so die Juroren, habe sich "über vier Jahrzehnte ohne persönliche Rücksichten für Demokratie und Menschenrechte in seinem Land und für die Verständigung zwischen Ägyptern, Israelis, Palästinensern, zwischen Arabern, Europäern und Amerikanern eingesetzt". Außerdem will die Stiftung mit der Preisverleihung ihre Wertschätzung für die arabische Kultur und ihre lange Tradition von Toleranz und Achtung des Menschen ausdrücken.
Nach der Begrüßung durch Uni-Rektor Prof. Karl-Ulrich Meyn wird der Jenaer Islamwissenschaftler Prof. Tilman Seidensticker die Laudatio auf den Preisträger halten. Seidensticker ist gleichzeitig Sprecher des Islamisch-Europäischen Gesprächskreises des Collegium Europaeum Jenense. Den Preis selbst wird der Vorsitzende der Stiftung, Prof. Ulrich Zwiener überreichen. Anschließend wird die angesehene Islamforscherin und Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Prof. Annemarie Schimmel, zum Thema "Toleranz und Intoleranz im Islam" sprechen. Der Verleihung schließt sich eine Gesprächsrunde über "Interkulturelle Verständigung und Menschenrechte"an. Neben Frau Prof. Schimmel und Prof. Seidensticker nehmen daran der Jenaer Politikwissenschaftler Prof. Klaus Dicke und Frau Dr. Ibrahim teil. Moderiert wird die Runde von Prof. Helmut Hubel, Inhaber des Lehrstuhls für Außenpolitik und Internationale Beziehungen an der Uni Jena.
Ibrahim war im vergangenen Jahr verurteilt worden, weil er vor den ägyptischen Wahlen die Wähler seines Landes über ihre Rechte aufgeklärt und in einem Dokumentarfilm Wahlunregelmäßigkeiten aufgedeckt hatte - damit macht man sich im autokratisch regierten Ägypten nicht gerade beliebt. Verboten ist dergleichen aber auch dort nicht. Um Ibrahim dennoch verurteilen zu können, wandte die ägyptische Justiz ein Gesetz an, das eigentlich dazu gedacht war, die Finanzquellen radikaler Islamisten zu verstopfen: Es verbietet die Annahme ausländischer Gelder ohne staatliche Erlaubnis. Und für seine Untersuchungen hatte Ibrahim Geld erhalten - von der Europäischen Union. Gemeinsam mit ihm wurden auch sieben Mitarbeiter des von ihm gegründeten Ibn-Khaldun-Zentrums für Entwicklungsstudien zu Haftstrafen zwischen einem und fünf Jahren verurteilt.
Der Preis für Internationale Verständigung und Menschenrechte der Ulrich-Zwiener-Stiftung wird alle drei Jahre vergeben. Bisherige Preisträger waren der erste Ministerpräsident des freien Polens, Tadeusz Mazowiecki, und die Krankenschwester Yolande Mukagasana aus Ruanda, die entscheidend dazu beitrug, dass die Massaker an einer Million Menschen in ihrem Heimatland aufgeklärt wurden und die sich seitdem um die Versöhnung von Hutu und Tutsi bemüht.
Ibrahim hat unter der Adresse http://www.democracy-egypt.org/ eine eigene Seite im Internet. Unter http://www.ibnkhaldun.org/ finden Sie dort auch das Ibn-Khaldun-Zentrum.
Weitere Informationen: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Collegium Europaeum Jenense, Schillerhaus, Schillergäßchen 2, 07745 Jena, Telefon 03641 / 93 11 86, Fax 03641 / 93 11 87 und im Internet: http://www.cejweb.org und http://www.uzst.org
http://www.democracy-egypt.org
http://www.ibnkhaldun.org
http://www.cejweb.org
http://www.uzst.org
Wichtiger Nachtrag:
Prof. Saad Eddin Ibrahim frei!!!
Soeben haben wir erfahren, dass Prof. Saad Eddin Ibrahim von den ägyptischen Behörden am vergangenen Donnerstag (7. Februar) aus der Haft entlassen wurde. Die Entlassung hatte der höchste Appelationsgerichtshof Ägyptens angeordnet. Gleichzeitig hat er den Fall an die unteren Gerichte zurückverwiesen.
"Wir freuen uns mit seiner Familie, besonders seiner Frau Barabara, über diesen Erfolg des Drucks der internationalen Öffentlichkeit", so Prof. Ulrich Zwiener, Stifter des Jenaer Menschenrechtspreises. "Sicher hat unser Preis seinen Teil dazu beigetragen."
Seine ebenfalls inhaftierten Mitarbeiter sind nach unseren - noch vorläufigen - Informationen ebenfalls frei. Die Schwierigkeiten von Prof. Ibrahim sind damit jedoch noch nicht beendet: Die Freilassung ist vorerst nur vorläufig, ein neuer Gerichtstermin ist noch nicht festgesetzt worden.
Prof. Ibrahim wird seinen Preis dennoch nicht direkt entgegen nehmen können. Er muss erst einen neuen Pass beantragen, damit er ausreisen kann. Zudem möchte er sich zunächst auf seinem Bauernhof in der Wüste erholen und sich gründlich medizinisch untersuchen lassen - die Haftbedingungen haben ihn ziemlich mitgenommen.
Leider enthält unser Text auch noch einen kleinen Fehler: Prof. Ibrahim ist im vergangenen Dezember 63 Jahre alt geworden. Streichen Sie also bitte die Zahl "62".
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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