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Wissenschaft
Am Donnerstag, dem 6. Oktober, feiert die Technische Universität Ilmenau das 10-jährige Jubiläum des Großexperimentes „Ilmenauer Fass“. Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2001 hat sich das Experiment zu einem weltweit anerkannten Zentrum auf dem Wissenschaftsgebiet „Thermische Konvektion“ entwickelt.
Mit Hilfe des Konvektionsexperimentes werden vor dem Szenario des rasant fortschreitenden Klimawandels in der Zukunft präzisere Wettervorhersagen und Klimamodelle möglich sein. Noch wissen Forscher zu wenig über turbulente Strömungen, die den Wärme- und Schadstofftransport in der Atmosphäre und in den Ozeanen kontrollieren. Das Ilmenauer Fass gewährt faszinierende Einblicke in die weitgehend unerforschte Feinstruktur turbulenter Strömungen. In dem acht mal siebeneinhalb Meter großen Fass wird zwischen einer Heizplatte und einer frei hängenden Kühlplatte Luft in turbulente Bewegung versetzt, ähnlich wie Wasser in einem Kochtopf. Die großen Abmessungen und hochpräzise Messungen mit modernsten Laserverfahren und neu entwickelten Miniaturströmungssensoren machen es möglich, selbst kleinste Wirbel millimetergenau auszumessen. So hilft der „Sturm im Wasserglas“ den Wissenschaftlern, die Umwelt besser zu verstehen und den Meteorologen und Klimaforschern künftig präzisere Daten für ihre Vorhersagen an die Hand zu geben.
Im Ilmenauer Fass wird aber nicht nur „am Wetter geforscht“. Die Erkenntnisse aus dem Konvektionsexperiment werden in Räumen für thermisch behaglichere Bedingungen sorgen. Oder auch in Transportmitteln. Wer schon einmal Zug gefahren oder geflogen ist, weiß, wie unangenehm es sein kann, wenn im Brust- und Kopfbereich eine angenehme Temperatur herrscht, die Füße aber frieren, weil unter der Sitzbank ein kalter Luftzug weht. Das Großexperiment wird helfen, behagliche Bedingungen in Zugabteilen und Flugzeugkabinen bei gleichmäßiger Temperaturverteilung zu schaffen. Auch wärmetechnische Geräte, zum Beispiel Wärmetauscher, werden durch das Experiment ebenso effizienter wie Geräte des alltäglichen Gebrauchs, etwa Wasserkocher.
In den 10 Jahren Forschungsarbeiten im Ilmenauer Fass haben sich die Wissenschaftler größte Anerkennung erarbeitet. In der wissenschaftlichen Community der Turbulenzforschung ist das Fass heute weltweit nicht nur bekannt, sondern in höchstem Maße anerkannt. So wurde es als eines von sechs Leitexperimenten in die Europäische Forschungsinfrastruktur „European High Performance Infrastructures in Turbulence“ aufgenommen.
Dabei waren die Anfänge im September 2001 alles andere als einfach. In puncto Infrastruktur fehlte es an allem: Es gab keinen Wasser- und keinen Stromanschluss, Toiletten fehlten ebenso wie eine funktionierende Telefonverbindung, und das bei nicht vorhandenem Handyempfang. Nicht einmal einen Feldweg zum Standort des Fasses im idyllischen Schortetal gab es. Nicht nur die Infrastruktur, auch der wissenschaftliche Aufbau des Großexperimentes stellte die Forschergruppe vor eine Vielzahl ingenieurtechnischer Probleme: Wie temperiert man eine Fläche von 40 Quadratmetern möglichst gleichmäßig? Oder: Wie reduziert man den Wärmedurchgang einer 150 Quadratmeter großen Seitenwand auf einen Wert von wenigen Watt, wenn im Inneren des Fasses plus 50 Grad Celsius herrschen, die Außen-Temperatur der Umgebung aber minus 10 Grad beträgt? Das waren nur zwei von zahllosen Fragen, die die Wissenschaftler in der Zwischenzeit beantwortet haben.
Die Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen, an der Festveranstaltung am 06.10.2011, 13.00 Uhr, am Ilmenauer Fass auf dem Gelände des Schaubergwerks „Volle Rose“, Schorte-Bergwerk 1, Langewiesen, teilzunehmen. Für 13.30 Uhr sind Vorführungen im Fass vorgesehen.
Kontakt:
Dr. Ronald du Puits
Leiter Arbeitsgruppe „Ilmenauer Fass“
Tel.: 03677 / 69-1353
Email: ronald.dupuits@tu-ilmenau.de
Im „Ilmenauer Fass“ findet nicht nur Wetterforschung statt.
Foto: TU Ilmenau
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Pressetermine
Deutsch
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