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Wissenschaft
Auch 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist das Erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland notwendig. Die eigene Geschichte zu kennen und anzuerkennen, ist Voraussetzung, um Schuld zu verarbeiten. Nur wer gemachte Fehler erkennt, kann darauf hinarbeiten, sie in Zukunft zu vermeiden. Unter diesem Postulat hat die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) schon seit Jahren verstärkt die Aufarbeitung dieser Schreckensepoche für ihr Fachgebiet vorangetrieben. Mit dem von ihr in Auftrag gegebenen Buch „Urologen im Nationalsozialismus. Zwischen Anpassung und Vertreibung“ setzt sie nun einen weiteren medizinhistorischen Meilenstein.
Die DGU stellt den Doppelband der internationalen Öffentlichkeit in Berlin beim Weltkongress 2011 der Société Internationale d’Urologie (SIU) vor, der vom 16. bis 20. Oktober im Internationalen Congress Centrum Berlin stattfindet. Im Anschluss an das historische Forum des Kongresses am 18. Oktober 2011 findet die Buchpräsentation von 12.00 bis 12.30 Uhr in Saal 9 des Internationalen Congress Centrums Berlin, Neue Kantstraße / Ecke Messedamm, 14057 Berlin, statt.
Die historisch bedeutsame Publikation habe lediglich das Manko, dass sie bislang nur in deutscher Sprache veröffentlicht werde, sagt Prof. Dr. Rainer Engel. Der Historian der American Urological Association (AUA) und deutschstämmige Mitautor, regt eine baldige Übersetzung des Buches in englischer Sprache an. Hier signalisiert Mit-Herausgeber Prof. Dr. Dirk Schultheiss bereits entsprechende Planungen: „Wir wollen die Arbeit nicht einer deutschsprachigen Leserschaft vorbehalten. Wir wollen mit dem Buch den damals verfolgten und getöteten Berufskollegen vor einem möglichst breiten internationalen Publikum ihre Namen und die ehrende Erinnerung zurückgeben“, so der Archivar der DGU.
Seit 2009 haben zwölf Autoren - Medizinhistoriker und Urologen aus Deutschland, Österreich und den USA – in einem von der DGU finanzierten Forschungsprojekt zahlreiche, auch neue Aspekte zur NS-Vergangenheit des Fachgebietes bearbeitet. Möglich wurde dies unter anderem, weil nach der deutschen Wiedervereinigung bis dahin unzugängliche Dokumente erstmals zur Verfügung standen, wie Mit-Herausgeber Dr. Friedrich Moll M.A. erläutert. Nach Einschätzung des Vorsitzenden des DGU-Arbeitskreises „Geschichte der Urologie“ kamen durch neue Quellen auf Täter- und auf Opferseite auch wichtige Erkenntnisse über die Bezüge zur Zeit vor dem Nationalsozialismus und auf die Zeit danach zu Tage. Die Darstellung individueller Entscheidungen, Handlungen und Reaktionen sei hilfreich für die Einordnung mancher Entwicklung.
Der erste Band dokumentiert für Deutschland und für Österreich sowohl die Schicksale der Opfer als auch die Werdegänge derer, die in dem System Karriere machten. Die Geschichte der Fachgesellschaft während und nach der Nazi-Diktatur wird ebenso durchleuchtet wie etwa Beiträge von Urologen zur Zwangssterilisation sowie die Entwicklung der Geschlechtskrankenfürsorge, der Sexualmedizin und der Andrologie. Der zweite Band von „Urologen im Nationalsozialismus“ ist eine Sammlung von Biografien und Materialien.
DGU und Herausgeber wollen die Veröffentlichung des Doppelbandes nicht als Abschluss des Projekts zur Aufarbeitung der Vergangenheit verstanden wissen, sondern als Ausgangspunkt für weitere Forschungen, unterstreicht DGU-Archivar Prof. Dr. Schultheiss. Zudem erhoffe man sich durch die Veröffentlichung Hinweise auf jene Berufskollegen, deren Schicksale bis heute nicht geklärt werden konnten.
„Urologen im Nationalsozialismus. Zwischen Anpassung und Vertreibung“, herausgegeben von Matthis Krischel M.A., Dr. Friedrich Moll M.A., Julia Bellmann M.A., Prof. Dr. Albrecht Scholz und Prof. Dr. Dirk Schultheiss, ist im Verlag Hentrich & Hentrich in Berlin erschienen. Die beiden jeweils gut 250 Seiten starken Hardcover-Bände kosten zusammen 89 Euro (ISBN 978-3-942271-41-7). Einzeln liegen die Preise für Band 1 mit etwa 120 Abbildungen (ISBN 978-3-942271-39-4) und für den Registerband 2 mit rund 130 Abbildungen (ISBN 978-3-942271-40-0) bei je 49,90 Euro.
Für die Teilnahme ist eine Presseakkreditierung auf http://www.siucongress.org/2011/press.asp oder registration@siucongress.org notwendig.
Weiterer Terminhinweis
Historisches Forum: 10.00 bis 12.00 Uhr, Vorträge der History Session, Saal 8
Dr. Friedrich Moll M.A.: History of the Early Years of the SIU
Prof. Dr. Dirk Schultheiss: James Israel (1848-1926): Founding Member of the SIU and Leading Kidney Surgeon of His Time
Prof. Dr. Heiner Fangerau: Urology in Germany between 1933 and 1945
Weitere Informationen:
DGU-Pressestelle
Bettina-Cathrin Wahlers
Sabine Martina Glimm
Stremelkamp 17
21149 Hamburg
Tel: 040 - 79 14 05 60
Fax: 040 - 79 14 00 27
Mobil: 0170 - 48 27 28 7
E-Mail: redaktion@bettina-wahlers.de
http://museum.dgu.de
http://www.urologenportal.de
Einladung zur Buchpräsentation „Urologen im Nationalsozialismus“ am 18. Oktober 2011 in Berlin.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin
überregional
Pressetermine, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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