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Förderpreis für Schmerzforschung an Mannheimer Forscher
Die Empfindlichkeit für Schmerzen wird durch unbewusste Lernprozesse beeinflusst. Bei Patienten mit chronischen Schmerzen sind diese Lernvorgänge beeinträchtigt. Das konnten die Mannheimer Forscher Dr. Susanne Becker, Prof. Dr. Dieter Kleinböhl, Dr. Dagmar Baus und Prof. Dr. Rupert Hölzl in Experimenten mit Fibromyalgiepatienten nachweisen (PAIN 2011, 152(6), 1408-1417). Ihre Ergebnisse zeigen Ansatzpunkte für ein Training zur Normalisierung der Schmerzwahrnehmung bei Patienten auf.
Für ihre Arbeit wurden sie beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim mit dem mit 3.500 Euro dotierten Zweiten Preis der Kategorie Klinische Forschung des Förderpreises für Schmerzforschung 2011 ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich vergeben von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V., Stifterin ist die Grünenthal GmbH (Aachen).
Unbewusste Lernprozesse bestimmen die Schmerzwahrnehmung
Menschen nehmen Schmerzen sehr unterschiedlich wahr und diese Wahrnehmung wird durch Gedanken und Gefühle (Kognitionen und Emotionen) beeinflusst. Veränderungen der Schmerzwahrnehmung kann man aber auch lernen. Dabei wirkt Schmerzlinderung selbst als Belohnung, eine Steigerung der Schmerzen als Bestrafung. Über diese Rückkopplung führen diese Belohnung bzw. und Bestrafung dann durch – oft unbemerktes – Lernen zu veränderter Schmerzwahrnehmung. Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass gesunde Personen lernen können, sowohl empfindlicher als auch weniger empfindlich zu reagieren, ohne dass sie sich selbst dessen bewusst sind.
Experiment mit Hitzereizen
Die Mannheimer Forscher untersuchten, ob auch Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, unter geeigneten Bedingungen eine gesteigerte oder reduzierte Schmerzempfindlichkeit erlernen können. Dazu nahmen Patienten, die unter Fibromyalgie oder unter Fibromyalgie mit gleichzeitigem Reizdarm litten, sowie gesunde Personen an einem Experiment teil, in dem die Wahrnehmung eines Hitze-Schmerzreizes durch eine Lernaufgabe moduliert wurde. Die Teilnehmer wussten jedoch nicht, dass sie eine Lernaufgabe ausführten.
Schmerzpatienten lernen anders
Im Gegensatz zu den gesunden Personen, die Veränderungen in der Wahrnehmung entsprechend der Aufgabe lernten, reagierten die Patienten anders: Fibromyalgiepatienten ohne zusätzliches Reizdarmsyndrom lernten zwar vergleichbar mit den gesunden Personen eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit. Wider Erwarten entwickelten diese Patienten jedoch eine noch stärker erhöhte Empfindlichkeit unter der Bedingung, in der sie eigentlich das Gegenteil lernen sollten, nämlich weniger empfindlich zu reagieren. Im Unterschied dazu lernten Fibromyalgiepatienten mit Reizdarmsyndrom weder eine gesteigerte noch eine verminderte Empfindlichkeit.
Ausgangspunkt für die Entwicklung von Trainings
Da das abweichende Lernverhalten der Patienten nicht durch andere Merkmale wie Dauer der chronischen Schmerzen oder erhöhte Depressivität erklärt werden konnte, legen die Ergebnisse nahe, dass das veränderte Wahrnehmungslernen bei der Entstehung oder zumindest der Aufrechterhaltung chronischer Schmerzen eine direkte Rolle spielt. Da insbesondere das Lernen verminderter Empfindlichkeit bei einer Gruppe der Patienten beeinträchtigt war, haben diese Ergebnisse wichtige Implikationen für klinische Anwendungen. So kann dieser Befund als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Trainings dienen, mit dem die Schmerzwahrnehmung von spezifischen Patientengruppen normalisiert werden könnte.
Kontakt
Dr. Susanne Becker, susanne.becker@mail.mcgill.ca
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Personalia
Deutsch
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