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19.02.2002 15:35

Länderkonflikte infolge gestapelter Gesetzgebung

Msc Michel Philippens Communication
Niederländische Organisation für wissenschaftliche Forschung - NWO

    Unsorgfältig entworfene Gesetze, die älteren Gesetzen hinzugefügt werden, führen auf dem südamerikanischen Land zu viel Konflikten über Land, so folgert die Wageninger Rechtssoziologin Esther Roquas. Sie hat mit Subventionen der niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO) die Hintergründe der Länderkonflikte in Honduras studiert.

    1980 besuchten Landvermesser der Regierung das Dorf El Zapote in Honduras. Sie versprachen den Bauern ein Eigentumszertifikat für ihr Land. Die Freude schlug in Bestürzung um als die Bauern später hörten, dass sie für dieses Zertifikat zahlen mussten. Und das, während die Bauern das Land von ihren Vätern geerbt oder sogar von anderen gekauft hatten.
    Die Zentralbehörde Honduras hat vor über hundert Jahren die Grundstücke zur gemeinschaftlichen Nutzung den nachgeordneten Behörden überlassen. Diese erhielten über eine gesetzliche Regelung das Recht, die Grundstücke zeitweilig den Einwohnern leihweise zu überlassen. Nach einigen Generationen betrachteten die Bauern das Land, das sie bearbeiteten als das ihre, und manche verkauften Land an andere. 1982 forderte der Staat kraft eines neuen Agrargesetzes die Rechte über die Grundstücke wieder zurück.
    Die Wageninger Rechtssoziologin schreibt die Konflikte den Widersprüchen in den verschiedenen Gesetzgebungen zu. Die Bauern können sich auf Eigentumskonzepte aus dem Zivilrecht berufen, um ihre Landansprüche zu rechtfertigen. Die Agrargesetzgebung aus 1982 meldet jedoch explizit, dass das Land Eigentum des Staats ist. Juristische Konflikte entstehen sehr leicht, wenn die Gesetzgebung diese Art von Widersprüchen enthält.
    Inkonsistente Regeln kommen oft in Lateinamerika vor. Die Ursache ist, dass neue Gesetzgebung nicht immer genauso sorgfältig mit älterer Gesetzgebung verbunden wird. In Honduras haben sich die Gesetze in bezug auf Landbesitz in eine Stapelung gegenseitig inkonsistenter Gesetze geändert.
    Außer der Probleme infolge der Stapelung gibt es auch Konflikte dadurch, dass traditionelle Regeln im Widerspruch zum offiziellen Gesetz stehen. So schreibt die lokale Tradition vor, dass das Land vom Vater auf den jüngsten Sohn forterbt, eine Gewohnheit, die aus der spanischen Kolonialzeit stammt. Laut der derzeitigen Gesetzgebung sind alle Söhne gleich, und haben Töchter formell auch gleiche Rechte. Viele Familien werden durch Konflikte zerrissen, sobald Kinder ihren Erbteil beanspruchen.
    Konflikte über Land kommen viel in Honduras vor. Sie sind sichtbar als zerstörte Abzäunungen, gestohlene Gewächse, Pferde die losgelassen wurden, vergiftete Hunde, blutige Kämpfe mit Hackmessern, Kinder die einander mit Steinen bewerfen, bis sogar Mord und Totschlag.
    Nähere Informationen bei Esther Roquas (Universität Wageningen, Abteilung Recht und Verwaltung), Tel. +31 (0)317 484334 (Büro) oder +31 (0)317 412522 (privat), Fax +31 (0)317 485452, Email: esther.roquas@alg.ar.wau.nl Esther Roquas hat mit dieser Arbeit am 12. Februar 2002 promoviert, Supervisor dabei war Prof. Dr. F. von Benda Beckmann.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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