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Wissenschaft
Während Tagung an der Uni Jena suchen Forscher nach einem neuen Umgang mit Bildern
In den Nachrichten sehen wir sie in letzter Zeit täglich: Gezackte Kurven, die unter dem Punkt enden, an dem sie angefangen haben. Der Zuschauer weiß sofort, was das bedeutet: Börse im Minus, Wirtschaftskrise. Doch was diese Grafiken genau ausdrücken, nehmen wir eigentlich gar nicht mehr richtig wahr, da wir sie schon zu oft gesehen haben und somit glauben, sie zu verstehen. So ist es mit den meisten Nachrichten, die auf uns einprasseln: Wir haben sie mit Hilfe unseres Gedächtnisses im Kopf bereits illustriert, bevor wir Bilder im Fernsehen oder Internet sehen. Ebenso verhält es sich mit Bildern in der Wissenschaft, und sogar Kunstwerke werden von uns nicht mehr unvoreingenommen mit dem Auge abgetastet. Doch was bedeutet das eigentlich für den Umgang mit Bildern, wenn wir eher das sehen, was wir erwarten als womöglich das, was objektiv zu sehen ist?
Dieser Frage gehen vom 23. bis 25. November Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz und Italien während der Tagung „Vor dem Bild – Zum Ansatz einer Morphologie des Unmittelbaren“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena nach. „Bilder sind nicht objektiv, denn den wenigsten Bildern, die wir uns anschauen, begegnen wir unvoreingenommen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach, Wissenschaftshistoriker an der Universität Jena. „In der Regel haben wir bereits einen riesigen Informationsschatz im Gehirn, mit dem wir das Gesehene abgleichen. Selbst Abbildungen, die wir noch nie gesehen haben, meinen wir, uns so zugänglich machen zu können.“ Eigentlich wisse man bei den meisten Bildern schon bevor man davorstehe, was man darauf sehen wird. Dabei seien wir allerdings stark beeinflusst von unserer Kultur und unserem Umfeld. Die Werbung nutze dies stark, indem sie durch Bilder Erwartungen erfüllt.
Doch vor allem in der Wissenschaft kann das schwere Folgen haben, wird doch hier Objektivität großgeschrieben. „Man kann schon sagen, dass der moderne Mensch verlernt, sich Bilder unmittelbar zu erschließen“, resümiert der Jenaer Wissenschaftshistoriker. „Und das in einer Zeit, in der mit ihnen mehr denn je Informationen transportiert werden.
Um eine neue Art der Anschauung zu entwickeln, müssen sich die Wissenschaftler erst einmal vergegenwärtigen, wie der Prozess des Abgleichens genau funktioniert. „Vor allem müssen wir verstehen, was vor dem Bild passiert, bevor wir anfangen, das Bild zu interpretieren“, sagt Breidbach. „Welche Logik steckt dahinter, während wir das Bild mit Gedächtnisinhalt auffüllen?“ Da Bilder in den meisten Wissenschaften eine wichtige Bedeutung einnehmen, werden auch während der Tagung Forscher aus verschiedenen Gebieten zusammenkommen. „In dieser Diskussion fühlen sich Naturwissenschaftler, die mehr und mehr mit Modellen arbeiten, genauso angesprochen, wie etwa Kunsthistoriker“, fasst der Wissenschaftshistoriker zusammen. Sie fordern vor allem einen kritischen Umgang mit Bildern, der auch eine neue Bildtheorie nötig macht.
Die Tagung „Vor dem Bild – Zum Ansatz einer Morphologie des Unmittelbaren“ beginnt am 23. November mit einem öffentlichen Abendvortrag um 19 Uhr in den Rosensälen der Universität Jena (Fürstengraben 27). Alle weiteren Veranstaltungen sind ebenfalls öffentlich und beginnen am 24. und 25. November jeweils 9 Uhr im Senatssaal des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1).
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach
Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik der Universität Jena
Berggasse 7, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949500
E-Mail: Olaf.Breidbach[at]uni-jena.de
Der Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach von der Universität Jena organisierte die T ...
Foto: Peter Scheere/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik
regional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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