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06.03.2002 10:50

CRISTA: Die coole Lady aus dem All macht immer noch Furore

Michael Kroemer Pressestelle
Universität Wuppertal

    Wuppertaler Weltraumexperiment liefert Rekord an Veröffentlichungen: Erkenntnisse über Mini-Ozonlöcher und Klimaveränderungen/Neue Möglichkeiten für Wetterprognosen

    Das berühmte Wuppertaler Weltraumexperiment CRISTA zur Erkundung der oberen Erdatmosphäre macht immer noch Furore und hat inzwischen - fünf Jahre nach dem zweiten CRISTA-Flug an Bord der Discovery - zu einem Rekord an wissenschaftlichen Veröffentlichungen geführt. Jetzt veranstaltet die Wuppertaler Arbeitsgruppe Weltraumforschung/Atmosphärenphysik einen weiteren internationalen Kongress, um anhand der Auswertung der Messdaten eine Zwischenbilanz der Ergebnisse vorzunehmen. Schwerpunkte sind dabei Aspekte der Mesosphäre, eines Höhenbereichs zwischen 50 bis 100 Kilometer, sowie Wellenvorgänge in der Atmosphäre. Forscher aus Deutschland, den USA, Kanada und Russland befassen sich ab kommenden Montag (11. März) zehn Tage lang mit der Interpretation der CRISTA-Daten.

    Die Auswertung der Messdaten (Datenmenge ca. 10 000 herkömmliche PC-Disketten!) ist inzwischen weit fortgeschritten. Projektleiter Professor Dr. Dirk Offermann: "CRISTA hat kein einzelnes Hauptergebnis geliefert, sondern einen ganzen Blumenstrauß." Das sei auf die Kombination mehrerer modernster Messtechniken bei CRISTA (Helium-Kühlung, dreifache Blickrichtung, etc.) zurückzuführen, die bis heute unerreicht sei. CRISTA-Daten liefern Spitzenergebnisse zu einem halben Dutzend Themenkreise im Höhenbereich der Atmosphäre von unter 10 bis über 100 km. Das habe bisher noch kein anderes Messgerät getan, betont der Experimentalphysiker. Die Hauptthemen, sozusagen von unten nach oben: Transporte im Bereich der Tropopause incl. Aerosole, kleinskalige Wellen und Fluktuationen, Turbulenz, Photochemie und Dynamik, großräumige Transporte mit Feinstruktur, langperiodische Wellen, Effekte außerhalb des thermodynamischen Gleichgewichts.

    Offermann erinnert sich: "Vor einigen Jahren wollten wir einen Übersichtsartikel in einer deutschen Fachzeitschrift über die damals bereits absehbaren, aber noch nicht belegten vielfältigen Möglichkeiten von CRISTA veröffentlichen. Die Zeitschrift wollte das Manuskript aber nicht annehmen, weil das Projekt ein 'Hans-Dampf-in-allen-Gassen' sei, was heißen sollte: großsprecherisch und unglaubwürdig. Inzwischen haben wir - außer diesem Artikel - noch 94 weitere veröffentlicht, und zwar in international anerkannten Fachzeitschriften. Die bedeutendste Fachzeitschrift auf unserem Gebiet ist das US-Journal of Geophysical Research (etwa 30.000 Seiten pro Jahr!). Diese Zeitschrift veröffentlicht gelegentlich sogenannte Special Issues. Vor drei Jahren hat die Zeitschrift ein Special Issue zu CRISTA veröffentlicht - das einzige Mal, dass einem deutschen Atmosphärenprojekt ein solcher Special Issue gewidmet wurde. Inzwischen ist ein zweiter fast fertig."

    Als herausragende Ergebnisse verweist Offermann auf zwei, die "Streamer" und die "Ozone Miniholes": "Streamer" wurden in einem Höhenbereich zwischen 20 - 30 km gefunden, Luftströmungen über Atlantik und Pazifik, die in Ort und Form dem Golfstrom bzw. (pazifischen) Kuro-Schio-Strom ähneln. Sie transportieren Treibhausgase und Ozon ganz anders als bisher gedacht. Eine Konsequenz hieraus für das Ozon wurde von dem früheren Mitarbeiter Dr. Michael Bittner, heute beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) tätig, genauer untersucht: Lokal begrenzte Ozonlöcher ("Minilöcher") können auch über Mitteleuropa auftreten und zu erhöhter UV-Strahlung führen.

    Zu finden sei eine vielfältige Kopplung zwischen der unteren Atmosphäre (Troposphäre) und der oberen Atmosphäre (Stratosphäre, Mesosphäre, 10 - 100 km). Zu beobachten seien wetterähnliche Vorgänge in der oberen Atmosphäre wie Wolken und globale Windsysteme in der Mesosphäre, und Nebelschwaden (Aerosole) in der Stratosphäre. Die Kopplungen hätten darüber hinaus zur Folge, dass Veränderungen in der unteren Atmosphäre von unten nach oben wirkten und dabei verstärkt werden könnten. Sie seien dann in der oberen Atmosphäre früher zu erkennen als unten. Prof. Dr. Offermann: "Die obere Atmosphäre als Frühindikator für Wetter- und Klimaänderungen in der Troposphäre ist gegenwärtig ein ganz heißes Forschungsthema, zu dem die CRISTA-Messungen in mehrfacher Weise beitragen."

    CRISTA = Cryogene Infrarot Spektrometer und Teleskope für die Atmosphäre: Das CRISTA-Gerät (BILD: "Die fliegende Themoskanne") war 3 Meter lang und 1 Tonne schwer; Herzstück waren drei Teleskope und vier Spektrometer; es hatte eine dreifache Blickrichtung bei Tiefkühlung bis -270 ° C;
    1. Flug 3. - 14. November 1994 (Raumfähre Atlantis);
    2. Flug 7. - 16. August 1997 (Raumfähre Discovery);
    Gesamtkosten CRISTA I/CRISTA II ca. 60 Mio. DM.

    Kontakt: Fachbereich Physik, Arbeitsgruppe Weltraumforschung, Telefon 0202/439-2604


    Weitere Informationen:

    http://www.crista.uni-wuppertal.de/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Mathematik, Meer / Klima, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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