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PRESSEMITTEILUNG DER UNIVERSITAET BREMEN - Nr. 101 / 10. September 1996 SC
Gen auf Chromosom 6 loest gutartige Tumoren aus
- Bremer Wissenschaftler entdecken Gendefekt
- Diese Genveraenderungen sind nicht vererbbar
- Ergebnis auch wichtig fuer die Erforschung boesartiger Tumoren
Wissenschaftler des Zentrums fuer Humangenetik der Unversitaet Bremen haben einen wichtigen Schritt in der Krebsforschung getan. Bei ihren Untersuchungen haben sie den Schluessel zum Entstehungsmechanismus von 80% aller Lungenhamartome gefunden. Hamartome sind die haeufigsten gutartigen Lungen-Tumoren. Ein grosser Teil dieser Tumoren laesst sich auf Veraenderungen eines bestimmten Gens von Chromosom 6 zurueckfuehren, das wahrscheinlich auch bei boesartigen Tumoren eine Rolle spielt.
Ausgangspunkt fuer die in Bremen mit Unterstuetzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft vorgenommenen Untersuchungen waren chromosomale Veraenderungen, die in dem Tumorgewebe auftraten. Diese Veraenderungen haben die Forscher auf die Spur eines Gens gebracht, das offenbar in direktem Zusammenhang mit der Tumorentwicklung steht. Das Gen dient als biochemischer Bauplan fuer ein Protein der sog. High-Mobility-Group (HMG). Die HMG-Gruppe umfasst Eiweiss-Molekuele, die an die Erbsubstanz DNA binden und wichtige Funktionen bei der Regulation anderer Gene erfuellen.
Der jetzt von den Bremer Forschern Dr. Bernd Kazmierczak und Prof. Dr. Joern Bullerdiek gefundene Gendefekt ist nicht vererbbar, sondern tritt nur in den Tumorzellen auf. Im menschlichen Koerper werden nicht in jeder Zelle alle potentiell verfuegbaren Gene abgelesen, also zur Produktion von Proteinen benutzt. Vielmehr wird abhaengig von der Art der Zelle nur jeweils ein bestimmtes Spektrum von Genen ausgewaehlt. Das in Bremen untersuchte Gen wird wahrscheinlich nur waehrend der Embryonalentwicklung als Bauplan benoetigt und dann "abgeschaltet". Wird in Folge von Chromosomenveraenderungen in Zellen der Lunge erwachsener Menschen das Gen erneut aktiviert, kann sich aus diesen Zellen ein Tumor entwickeln.
Die Bedeutung der jetzt gelungenen Entdeckung, ueber die in der juengsten Ausgabe der amerikanischen Fachzeitschrift "Journal of the National Cancer Institute" berichtet wird, geht aber ueber diese eine Tumorform weit hinaus: Das Gen spielt wahrscheinlich auch bei anderen gutartigen Tumoren wie Polypen der Gebaermutterschleimhaut eine Rolle. Ein Nachweis des Proteins ist ausserdem bei vielen boesartigen Tumoren moeglich, so dass man vermuten kann, dass auch hier Bezuege zur Tumorentwicklung bestehen. Konkrete Anwendungen der Forschungsergebnisse fuer die Therapie bestimmter Tumorformen werden innerhalb der naechsten Jahre erwartet.
Naehere Informationen/Bildmaterial: Dr. Bernd Kazmierczak / Prof. Dr. Joern Bullerdiek Zentrum fuer Humangenetik und Genetische Beratung Universitaet Bremen Tel.: (0421) 218 - 2907 FAX: (0421) 218 - 4039 E-mail:kazmier@zfn.uni-bremen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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