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Als moderne Biografie kann sie nicht gelten. Dafür ist die Lebensbeschreibung, die Modest Tschaikowsky schon zehn Jahre nach dem Tod seines Bruders – des Komponisten Peter Iljitsch Tschaikowsky – zu Papier brachte, in Details zu ungenau oder gar unrichtig, zudem lückenhaft, oftmals zu diskret, beschönigend oder gar tendenziös. Dennoch ist das Werk ein wertvolles Dokument. Denn hier kommen nicht nur die Familienangehörigen, sondern auch die Hauslehrerin, ehemalige Kommilionen und andere Zeitgenossen Tschaikowskys zu Wort, während der Komponist selbst in Auszügen aus Hunderten von Briefen zitiert wird. Die Biografie existiert bereits in einer gekürzten deutschen Übersetzung von Paul Juon, die kurz nach der russischen Ausgabe, offenbar in großer Eile, hergestellt wurde. Nach mehr als 100 Jahren legen nun der LMU-Musikwissenschaftler Dr. Alexander Erhard und Professor Dr. Thomas Kohlhase von der Universität Tübingen eine zweibändige Neuausgabe mit zahlreichen Erläuterungen und ausführlichen Registern sowie Porträts, Abbildungen und Faksimiles vor.
„Dieses Vorhaben schien uns sinnvoll und wünschenswert, zeichnet das Werk doch ein lebendiges Bild des Menschen Tschaikowsky“, sagt Erhard. „Dazu gehören seine Stärken und Schwächen, aber auch seine künstlerische Wahrhaftigkeit, Kraft, Unsicherheit und nicht zuletzt auch seine charakterlichen Widersprüche.“ Es wird das Bild eines Menschen gezeichnet, der Schicksalsschläge wie den frühen Verlust der Mutter verkraften und seinen Weg erst finden musste – in manchmal modern anmutender Zerrissenheit zwischen Pflicht und Kunst.
„Beim Abendessen sprach man von meinem musikalischen Talent“, schrieb der junge Peter Iljitsch einmal an seine Schwester. „Vater behauptete, dass es für mich noch nicht zu spät sei, Künstler zu werden. Wenn es nur wirklich so wäre! Die Sache ist aber die, dass mein Talent, selbst wenn ich es in der Tat besitzen sollte, wohl kaum mehr entwickelt werden kann. Man hat aus mir einen Beamten gemacht, aber nur einen schlechten; ich versuche, mich nach Möglichkeit zu bessern und meine Dienstpflichten gewissenhafter zu besorgen; und gleichzeitig damit solle ich den Generalbass studieren?!...“ (suwe)
Publikation:
Das Leben Peter Iljitsch Tschaikowskys.
In zwei Bänden. Mit vielen Porträts, Abbildungen und Faksimiles
Modest Tschaikowsky (Autor)
Deutsch von Paul Juon (Übersetzer)
Thomas Kohlhase, Alexander Erhard (Herausgeber)
Schott Music, 1152 Seiten, 9. November 2011
Ansprechpartner:
Dr. Alexander Erhard
Institut für Musikwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
München
Tel.: 089 / 2180 – 64 09
E-Mail: alexander.erhard@lmu.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Musik / Theater, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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