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Der international renommierte Gießener Psychoanalytiker verstarb am 19. Dezember 2011 im Alter von 88 Jahren
Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) trauert um den renommierten Gießener Psychoanalytiker Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter. Er starb am 19. Dezember 2011 im Alter von 88 Jahren. Richter hatte von 1962 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1991 die Professur für Psychosomatik am Fachbereich Medizin der JLU inne. Anschließend leitete er bis 2002 das Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main. Vor allem mit seinen Arbeiten zur psychoanalytischen Familienforschung und Familientherapie leistete Richter wissenschaftliche Pionierarbeit.
Richter war ein herausragender international bekannter und renommierter Psychoanalytiker. Er war maßgeblich beteiligt an der Entwicklung der Psychoanalyse und ihrer Anwendungen wie der Familien- und der Sozialtherapie. Einen wesentlichen Beitrag leistete er zudem bei der Etablierung des universitären Fachs Psychosomatik und Psychotherapie. Seine Arbeiten zeichneten sich unter anderem dadurch aus, dass er seine Erfahrungen als Arzt mit der Forschung verband und daraus wegweisende Schlussfolgerungen zog.
Auch durch sein sozial- und friedenspolitisches Engagement hat er weit über die Landes- und Fachgrenzen hinaus Bekanntheit erlangt. So war er Mitbegründer der Deutschen Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), die 1985 den Friedensnobelpreis erhielt. Einem breiten Publikum ist Richter durch seine Werke „Der Gotteskomplex“ (1979), „Die Chance des Gewissens“ (1986), „Bedenken gegen Anpassung – Psychoanalyse und Politik“ (1995), „Die Krise der Männlichkeit in der unerwachsenen Gesellschaft“ (2006) und „Moral in Zeiten der Krise“ (2010) bekannt geworden. Zahlreiche seiner Bücher wurden in andere Sprachen übersetzt.
Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter wurde 1923 in Berlin geboren. Er studierte Medizin, Philosophie und Psychologie. Seine Ausbildung zum Psychiater und Psychoanalytiker absolvierte er in Berlin. Dort war er bis 1962 psychiatrisch, kinderpsychotherapeutisch und psychoanalytisch tätig. Von 1959 bis 1962 war er Leiter des Berliner Psychoanalytischen Instituts. Anschließend wurde er an die Justus-Liebig-Universität Gießen berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1991 die Professur für Psychosomatik am Fachbereich Medizin inne hatte. Von 1973 bis 1991 war Richter zudem Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Psychosomatische Medizin an der JLU.
Seine Verdienste wurden unter anderem mit dem Forschungspreis der Schweizerischen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin (1970), dem Theodor-Heuss-Preis (1980), dem Prix Amade (1980), dem Fairness-Preis (2001), der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main (2002), die Ehrenmedaille des Fachbereichs Medizin der JLU (2007) sowie der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft (2008) gewürdigt. Außerdem erhielt er 2007 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Gießen. Doch Richter nahm nicht alle ihm angetragenen Auszeichnungen an. So lehnte er aus Gewissensgründen mehrfach die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes ab.
„Horst-Eberhard Richter hat sich in ganz außergewöhnlicher Weise um unsere Universität und den Fachbereich Medizin verdient gemacht“, so JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. „Sein Wirken reichte jedoch weit über die Grenzen seines Fachs hinaus in die Gesellschaft hinein. Die Justus-Liebig-Universität Gießen wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Personalia
Deutsch
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