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04.01.2012 09:26

Wie Medientechnologien Geist und Empfinden verändern: Buch von RUB-Medienphilosophen erschienen

Dr. Josef König Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

    Muss der Sinn von Sinn neu beschrieben werden? Der Sinnverschiebung durch die technologische Entwicklung seit 1950 ist ein Buch gewidmet, das der Medienphilosoph Prof. Dr. Erich Hörl herausgegeben hat. Es ist gleichsam eine Programmschrift seines national wie international einzigartigen Forschungsschwerpunkts am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Das Buch „Die technologische Bedingung – Beiträge zur Beschreibung der technischen Welt“ enthält 13 Originalbeiträge renommierter internationaler Autoren.

    Der Sinn von Sinn neu überdacht
    Wie Medientechnologien Geist und Empfinden verändern
    Neues Buch von RUB-Medienphilosophen erschienen

    Muss der Sinn von Sinn neu beschrieben werden? Der Sinnverschiebung durch die technologische Entwicklung seit 1950 ist ein Buch gewidmet, das der Medienphilosoph Prof. Dr. Erich Hörl herausgegeben hat. Es ist gleichsam eine Programmschrift seines national wie international einzigartigen Forschungsschwerpunkts am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Das Buch „Die technologische Bedingung – Beiträge zur Beschreibung der technischen Welt“ enthält 13 Originalbeiträge renommierter internationaler Autoren. Sie deuten in ihren Aufsätzen die gegenwärtige technologische Umwelt neu und fordern eine konzeptuelle Grundlagenrevision, die der heutigen und zukünftigen Technizität gerecht wird. Unter den Beiträgen befindet sich ein erstmals in deutscher Übersetzung veröffentlichter Text aus dem Nachlass des bekannten französischen Technikphilosophen Gilbert Simondon.

    Reorganisation durch Medientechnologien

    Seit Mitte des 20. Jahrhunderts vollzieht sich eine radikale Kybernetisierung der Welt. Füllten die ersten Computer große Räume, so passt heute die tausendfache Leistung in das Smartphone, das fast jeder aus der Tasche holt, wenn das Flugzeug gelandet ist. Wir sind mit der Technik vernetzt und sie bestimmt weitgehend unseren Alltag. Operations-, Wissens- und Existenzräume werden durch Technik von Grund auf neu organisiert. Wir sind nicht nur fast permanent von Technik umgeben, sondern inzwischen, seit die Rechner in die Umgebung ausgewandert und allgegenwärtig sind, operativ in technische Umwelten eingelassen und es gewohnt, mit dieser fortlaufend zu interagieren. Dies wirkt sich auch darauf aus, wie wir Welt wahrnehmen, Erfahrungen sammeln oder Bedeutungsinhalte erzeugen. Damit sind Maschinen nicht mehr länger nur ein Werkzeug des Menschen und die Menschen ihrerseits nicht mehr allein Träger von Handlungsmacht. Vielmehr werden die Maschinen selbst zu Akteuren, welche mit dem Menschen zusammen Sinn produzieren. Diese Entwicklung wird als „technologische Sinnverschiebung“ bezeichnet: der Sinn des Sinns wird jenseits von Bedeutung und jenseits des Menschen als großem sinnstiftendem Akteur rearrangiert.

    Elemente einer neuen Ökologie

    Nach Prof. Hörl zeigen sich in vielen der Beiträge Elemente einer neuen Ökologie. „Ökologie“ meint Hörl nicht im landläufigen Sinn als Begriff aus der Biologie. Stattdessen ist sie für ihn eine übergreifende und offene Problemformel. Es geht ihm um eine Technoökologie des Geistes und des Empfindens, die als Instrument zur Beschreibung der aktuellen Lage dient und sich auf die technologischen Möglichkeiten des Menschen in seinem weitgehend computerisierten Umfeld bezieht. Der Begriff der Ökologie, der zunehmend verallgemeinert wird, kennzeichnet somit den Übergang in ein technisch-mediales Zeitalter und unsere neoökologische Kondition.

    Transformation der Sinnkultur

    Die Texte des Bandes behandeln ein breites Spektrum der sinnkulturellen Veränderung aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Es geht zum Beispiel um den Entwurf einer neuen Koexistenzialontologie, die nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Pflanzen, Dinge und Maschinen als Akteure begreift, oder um die Konzipierung einer allgemeinen Organologie, die sich mit den psychischen, technischen und kollektiven Individuationsprozessen und demnach mit den Konsequenzen einer technischen Globalisierung auseinandersetzt. Neben der Einleitung von Prof. Dr. Erich Hörl und dem Text von Gilbert Simondon, enthält der Band Aufsätze von Dirk Baecker, Jean-Hugues Barthélémy, Massimo De Carolis, Alexander R. Galloway, Mark B. N. Hansen, N. Katherine Hayles, Nicole C. Karafyllis, Scott Lash, Jean-Luc Nancy, Frédéric Neyrat, Bernard Stiegler und Eugene Thacker.

    Titelaufnahme

    Erich Hörl (Hrsg.): Die technologische Bedingung. Beiträge zur Beschreibung der technischen Welt, 2011, 414 Seiten, Suhrkamp Verlag Berlin, stw 2003, 16,50 Euro, ISBN 978-3-518-29603-5

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Erich Hörl, Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, 0234/32-25089, erich.hoerl@ruhr-uni-bochum.de

    Angeklickt

    Kybernetik und Sinnverschiebung. Erich Hörl im art.mix-Gespräch mit Ania Mauruschat (25. 2. 2011), Bayern2:
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    Redaktion: Marie-Astrid Reinartz


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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