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Schädel-Hirn-Trauma: Neue Wege in der Neurochirurgie
Berlin – Das Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist in Deutschland bei Kindern und Jugendlichen sowie bei den unter 45-Jährigen mit Abstand die häufigste Todesursache. Durch langfristige Schäden nach einem SHT werden jedes Jahr mehr als 4000 Menschen zu Langzeitpflegefällen. Für Neurochirurgen und Neurointensivmediziner stellt die Versorgung von Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma nach wie vor eine zentrale Herausforderung dar.
Wie durch interdisziplinäres Vorgehen bei neurochirurgischen Eingriffen, neurointensivmedizinische Überwachung und durch spezielle Rehabilitationsmaßnahmen die Versorgung von SHT-Patienten verbessert werden kann, diskutieren Experten auf der Pressekonferenz anlässlich der Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin am 18. Januar 2012 in Berlin.
Zu einer Schädel-Hirnverletzung kommt es durch eine äußere Gewalteinwirkung auf den Schädel und/oder das Gehirn, etwa durch Treppenstürze, Verkehrsunfälle, Arbeits- oder Sportunfälle. Experten gehen von jährlich bis zu 400 Schädel-Hirnverletzungen pro 100 000 Einwohner aus. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen führt die Verletzung zu langfristigen Schäden.
Professor Dr. med. Peter Vajkoczy, Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Charité in Berlin und Tagungspräsident der ANIM 2012, erläutert die Problematik: „Beim Schädel-Hirn-Trauma wird Hirngewebe unwiederbringlich zerstört. Durch die Verletzung wird dann eine Kaskade in Gang gesetzt, die zu sekundären Verletzungsfolgen führen kann. Um dies zu verhindern, müssen wir schnell und intensiv reagieren.“
Für die erfolgreiche Behandlung des SHT-Patienten ist es entscheidend, dass ein spezialisiertes Team von Neurochirurgen, Unfallchirurgen, Neuroanästhesisten und Neurointensivmedizinern interdisziplinär zusammenarbeitet. Zunächst gilt es in der Regel durch eine schnell in die Wege geleitete Operation, das empfindliche Hirngewebe von dem entstehenden Druck durch Blutungen im Gehirn zu entlasten. Gleichzeitig ermöglicht der Eingriff eine schnelle und präzise Diagnose der Verletzung. Die weitere neurointensivmedizinische Betreuung zielt dann darauf ab, Hirnschwellungen, Durchblutungsstörungen, Entzündungsreaktionen und andere Komplikationen in Folge der Verletzung zu behandeln und zu verhindern. „In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Forschungsarbeiten, die dazu beitragen, dass wir die Zusammenhänge, die zu einem sekundären Hirnschaden führen, und die Regenerationsmechanismen nach einer Hirnschädigung zunehmend besser verstehen. Teilweise können wir diese Erkenntnisse bereits heute für rehabilitative Maßnahmen nutzen“, ergänzt Professor Vajkoczy.
Während die intensivmedizinische Überwachung früher etwa auf das Blutdruckmessen beschränkt blieb, können die Mediziner heute zahlreiche Parameter im Gehirn kontinuierlich beobachten. Sehr wichtig darunter ist beispielsweise der Sauerstoff-Antransport ins Gehirn oder der Glucosegehalt im Gehirn. Dank der Möglichkeiten dieses sogenannten „Neuromonitorings“ können Ärzte individuelle Therapien für ihre Patienten entwickeln. Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass die Fortschritte zeitnah nicht nur bessere Überlebenschancen und Prognosen für die Patienten bedeuten, sondern sich auch in ökonomischer Hinsicht lohnen.
Weitere Themen auf der ANIM-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) sind „Highlights der Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin“, Erfahrungen aus der EHEC-Epidemie 2011 und berufspolitische Themen.
Terminhinweis:
„Neurointensivmedizin: Interdisziplinär, innovativ und hochaktuell“
Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) anlässlich der Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin (ANIM)
Termin: Mittwoch, 18. Januar 2012, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Estrel Convention Center, Raum Straßburg, Sonnenallee 225, 12057 Berlin
Themen und Referenten:
* Programm-Highlights der ANIM: Was ist neu in der Neurointensivmedizin?
Professor Dr. med. Matthias Endres
Tagungspräsident der ANIM 2012, 1. Vorsitzender der DSG, Direktor der Klinik für Neurologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin
* EHEC: Was haben wir gelernt?
Professor Dr. med. Joachim Röther
2. Vorsitzender der DSG, Chefarzt der Neurologischen Klinik, Asklepios Klinik Altona, Hamburg
* Ouo vadis Neurointensivmedizin: Zukunft und Gegenwart einer Spezialdisziplin
Professor Dr. med. Andreas Unterberg
Präsident der DGNI, Geschäftsführender Direktor der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg
* Schädel-Hirn-Trauma: Welche Möglichkeiten bietet der neurochirurgische Eingriff?
Professor Dr. med. Peter Vajkoczy
Tagungspräsident der ANIM 2012, Leiter der Klinik für Neurochirurgie mit Arbeitsbereich Pädiatrische Neurochirurgie, Charité-Universitätsmedizin Berlin
Kontakt für Journalisten:
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
Pressestelle
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-380
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org
Internet: http://www.dsg-info.de
http://www.anim2012.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
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Deutsch
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