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07.07.1997 00:00

Die Erde - ein Lebewesen?

Gerhard Harms Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    CARL VON OSSIETZKY-UNIVERSITAET OLDENBURG PRESSEMITTEILUNG

    Die Erde - ein Lebewesen?

    Oldenburg. Ein Hund lebt - ein Saphir nicht, ein wachsendes Blatt lebt - ein Stueck abgebrochene Holzrinde nicht. Soweit, so klar. Doch lebt ein Viruspartikel, das sich nur vermehren kann, wenn es in eine Zelle geraet? Ist die Information, die in einem Quarzkristall gespeichert ist, weniger lebendig als die DNA? Was lebt und was nicht, ist mitunter nicht leicht zu verstehen - vor allem nicht, wenn man den Thesen Wolfgang Krumbeins, Geomikrobiologe und Philosoph an der Universitaet Oldenburg, und seines Doktoranden Georg Levit folgt: Sie stellen in der neuesten Ausgabe (Nr. 25) von EINBLICKE, dem Forschungsmagazin der Universitaet Oldenburg, fest: die Erde selbst ist ein Lebewesen. Die Erde lebt, waechst, speichert, wandelt sich so wie ein Baum, ein Tier, ein Mensch. Menschen wie Dinosaurier, Pflanzen wie Bakterien sind der Theorie gemaess nicht aus der toten Materie der Erde entstanden und damit von ihr unabhaengiges Leben. Sie und wir sind vielmehr nur Ausdruck und Ergebnis des Lebewesens Erde - ein Zeichen deren eigenen Lebens. Es gibt keine tote Materie "Erde", die Erde lebt.

    Hintergrund dieser Aussagen ist Krumbeins und Levits These vom Leben. Danach ist Leben das Erzeugen und Erhalten "dyssymmetrischer Zustaende": So sind z.B. unsere beiden Gesichtshaelften dyssymetrisch: Sie sind nur weitgehend, aber nicht voellig symmetrisch. Dyssymmetrie ist also nicht das Gegenteil von Symmetrie. Symmetrische Zustaende wie bei Kristallen und asymmetrische Zustaende wie bei verteiltem Gas leben nicht. Ihnen fehlt die Dynamik, die zum Leben gehoert. Denn Leben strebt danach weiterzuleben, und im dyssymmetrischen Zustand - so sagen Krumbein und Levit - ist diese Dynamik gerade gegeben. Der Lebensprozess laeuft an der Membran ab, denn sie ist - biologisch gesehen - dafuer der geeignetste Ort. Die Zelle beispielsweise reichert ihre Isotope an ihrer Membran an. AEhnlich funktioniert auch die aeussere Huelle der Erde, sie funktioniert wie eine biologische Membran. Sie erzeugt eine Atmosphaere, die ohne Leben anders beschaffen waere. Die Sonne gibt der Erde die Energie. Leben ist also die Herstellung dyssymmetrischer Zustaende an der Membran.

    Die Biomasse der Erde schafft eine Atmosphaere, bestehend aus ca. 17% Sauerstoff, ca. 80% Stickstoff, CO2 und Edelgasen, die durch das Leben auf ihrer Oberflaeche, der Erdmembran, in konstanter Zusammensetzung aufrechterhalten wird. Menschen und Tiere verbrauchen Sauerstoff und sondern Kohlendioxid ab. Baeume brauchen Kohlendioxid und geben Sauerstoff ab. Um das Gleichgewicht auf der Erde konstant zu halten, bedarf es auch der Konzentration und Bewegung unterschiedlicher Elemente in der Erdkruste, wie Bewegungen und Umpfluegungen der Kruste, Erdbeben und Vulkanausbrueche, so Krumbein und Levit. Die sich daraus bildende Form bestimmt das lebende Element mit. Letztlich sogar bestimmt die Form der Erde das, was sie entwickelt. Insofern sind auch die Menschen nur ein Bestandteil des Lebewesens Erde. Ein recht unwesentliches sogar, bedenkt man, wie kurz sie erdgeschichtlich gesehen erst leben. Krumbein und Levit sehen auch, dass die Erde die zeitliche Dimension einsetzt, um ihr Leben zu erhalten. Prozesse aus der Vergangenheit werden mit Prozessen der Zukunft gekoppelt. Das ist der sogenannte Rueckkopplungseffekt. Der heutige Kohlen- oder Erdoelabbau durch die Menschen, so das ins humoristische gehende Beispiel, koennte aus dem Blickwinkel der lebenden Erde durchaus ein gewollter Effekt sein, um sich am Leben zu erhalten. Denn weshalb sollte sie organisch Totes, wie Erdoel, dauerhaft bewahren?

    Kontakt: Prof. Dr. Wolfgang Krumbein, Institut fuer Chemie und Biologie des Meeres und Fachbereich 7 Biologie, Universitaet Oldenburg, Tel.: 0441/798-3382, Fax: 0441/798/3384, e-mail: wek@africa.geomic.uni-oldenburg.de.

    Fuer die Zusendung eines Belegexemplars waeren wir Ihnen dankbar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informationstechnik
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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