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Wissenschaft
Universität Jena lädt vom 12. bis 14. April zur Tagung über die Zukunft der Lutherbibel ein
Als Martin Luther im 16. Jahrhundert die Bibel ins Deutsche übersetzte, machte er nicht nur die Heilige Schrift für alle Lesekundigen zugänglich. Mit der „Lutherbibel“ schuf er zugleich ein bedeutendes literarisches Werk und den erfolgreichsten Bestseller aller Zeiten. „Bis heute ist die Lutherbibel eine besonders vertraute Gestalt der deutschen Bibel“, sagt Prof. Dr. Corinna Dahlgrün von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Jeder, der einen Gottesdienst in einer der Kirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland besuche, höre Texte aus ihr. „Außerdem haben zahlreiche prägnante Passagen Eingang in unsere Alltagssprache gefunden“, so die Lehrstuhlinhaberin für Praktische Theologie. Dennoch sei das, was wir heute als Luthers Text kennen, nicht unbedingt das, was der Reformator tatsächlich verfasst habe. „Im Laufe der Jahrhunderte ist der Text vielfach verändert worden“, erläutert die Jenaer Theologin. Veränderungen in der deutschen Sprache machten Luthers Original an etlichen Stellen für Menschen der Neuzeit unverständlich, weshalb der Text bis 1984 in mehreren Schritten angepasst worden ist.
Dem „Lutherdeutsch“ und seiner Bedeutung als theologisches und kulturelles Gut wollen sich Wissenschaftler während einer Tagung an der Universität Jena intensiv widmen: Vom 12. bis 14. April laden sie zur Tagung „Anmut und Sprachgewalt. Zur Zukunft der Lutherbibel“ ein. „Wir erwarten Fachleute aus den Bereichen Exegese, Kirchengeschichte, Systematische Theologie, Liturgik und Germanistik aus dem gesamten deutschsprachigen Raum“, kündigt Prof. Dr. Jens Haustein an. Der Inhaber des Lehrstuhls für Germanistische Mediävistik und Prorektor für Lehre und Struktur der Universität Jena organisiert die Tagung gemeinsam mit Prof. Dahlgrün.
Hintergrund der aktuellen Tagung ist die derzeit laufende Durchsicht der Lutherbibel, die der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 2010 beschlossen hat. Erforderlich wurde diese Durchsicht wegen mancher Änderungen in den Textgrundlagen der Bücher des Alten und Neuen Testaments. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland arbeiten an diesem Vorhaben, das von einem eigens dazu eingesetzten Lenkungsausschuss koordiniert wird, der überdies dafür Sorge tragen soll, dass der vertraute Sprachklang der Lutherbibel auch künftig erhalten bleibt. Spätestens bis zum Jahr 2017 – dem 500. Jubiläum der Reformation – soll die durchgesehene Lutherbibel vorliegen.
Die anstehende Tagung in Jena wollen die Wissenschaftler für eine Zwischenbilanz der Bibel-Durchsicht nutzen und ihre bisherigen Erkenntnisse diskutieren. Mit spürbaren Veränderungen in der „neuen“ Lutherbibel rechnet Prof. Dahlgrün vor allem im Bereich der sogenannten Apokryphen. „Diese Schriften haben Luther und seine Mitstreiter teilweise aus anderen Quellen übersetzt, als uns heute vorliegen“, so Prof. Dahlgrün, die Mitglied des Lenkungsausschusses ist. In der neuen Fassung wird erstmals der vollständige Text der Bücher Tobit, Jesus Sirach und anderer auch in der Lutherbibel enthalten sein.
Die Tagung „Anmut und Sprachgewalt. Zur Zukunft der Lutherbibel“ ist eine gemeinsame Veranstaltung der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Lenkungsausschusses für die Durchsicht der Lutherbibel der EKD. Sie findet vom 12. bis 14. April im Senatsaal im Universitätshauptgebäude (Fürstengraben 1, 07743 Jena) statt. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich willkommen. Um vorherige Anmeldung in den Sekretariaten von Gabriele Osang (gabriele.osang[at]uni-jena.de) oder Kerstin Wuthenow (kerstin.wuthenow[at]uni-jena.de) wird gebeten.
Kontakt:
Prof. Dr. Jens Haustein
Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Universität Jena
Fürstengraben 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944251
E-Mail: jens-dieter.haustein[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Corinna Dahlgrün
Theologische Fakultät der Universität Jena
Fürstengraben 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 941152
E-Mail: corinna.dahlgruen[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Corinna Dahlgrün ist Lehrstuhlinhaberin für Praktische Theologie der Universität Jena.
Foto: Peter Scheere/FSU
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Prof. Dr. Jens Haustein hat den Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik der Universität Jena inne u ...
Foto: Anne Günther/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Religion, Sprache / Literatur
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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