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Medien-Mitteilung der Universitaet Dortmund
Studium Generale ueber "Globale Rationalitaet" vor dem Abschluss
Franz Fujara: Denkbares muss nicht machbar sein
Globale Rationalitaet kann nicht nur eine politische sein. Und nicht nur eine naturwissenschaftliche. Das naturwissenschaftlich objektiv Erkannte ist nicht mehr als eine Projektion der ganzen Wahrheit. Physikprofessor Dr. Franz Fujara handelte sich am 15. Dezember mit dieser These den Protest von Prof. Dr. Friedrich Rapp, des Moderators der Veranstaltungsreihe "Studium Generale" ein. Sie steht in diesem Semester unter dem Leitmotiv "Globale Rationalitaet" und wird am 19. Januar um 18 Uhr im Hoersaal der UB abgeschlossen mit einem Beitrag des Volkswirtschaftlers Prof. Dr. Paul Velsinger zum Thema "Nachhaltigkeit als Leitbild fuer die kuenftige Entwicklung".
Franz Fujara knuepte mit seinem Vortrag an den Kongress an, der Ende November mehrere hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der UniDO zusammengefuehrt hatte, um ueber die Rolle von Naturwissenschaft und Technik an der Schwelle zum 21. Jahrhundert zu debattieren. Der Experimentalphysiker forderte, angesichts der globalen Krise nach einer zukunfsfaehigen Entwicklung zu suchen, die sich nicht am technisch-naturwissenschaftlich Machbaren, sondern am ethisch Verantwortbaren orientiere. Fuer eine solche Zielsetzung nannte er zuerst drei physikalische Argumente:
Grosstechnische Loesungen seien angesichts der Fehlerfreundlichkeit von Mensch und Natur oft nicht mehr beherrschbar. Eingriffe in komplexe Systeme koennten unerwartete und irreversible Folgen haben. Die oekonomische und technische Aktivitaet des Menschen erzeuge gewaltige Mengen an Reibungsverlusten und an Entropie.
Vor diesem Hintergrund sprach sich Fujara dafuer aus, der Allmacht der Hochproduktion und des Wachstums zu misstrauen und angesichts der globalen Krisen den Weg der Selbstbeschraenkung zu waehlen. Diesen Gedanken konkretisierte in einer Kritik an den Muenchner Plaenen, den dort geplanten Forschungsreaktor Garching II mit atomwaffenfaehigem Uranium 235 zu fahren, obgleich diese Entwicklungslinie im Rahmen der weltweiten Abkommen zur Nichtverbreitung von Atomwaffen vernuenftigerweise gestoppt worden sei und seit 1980 nur noch in Lybien und China fortgefuehrt worden sei.
Waehrend Fujara die politische Entscheidung zum Atomwaffenstopp als globale Rationalitaet beschrieb, nannte er die Muenchner Entscheidung fuer den Einsatz von hoch angereichertem Uran eine globale Irrationalitaet. Er sprach sich damit fuer einen Wahrheitsbegriff aus, der nicht nur auf Objektivitaet abgestellt sei, sondern auch auf die Bewaehrung im Leben.
In der anschliessenden Debatte wollten ihm zumindest die Fachvertreter der Philosophie hier nicht folgen. Sie klagten eine getrennte Betrachtung der objektiven wissenschaftlichen Erkenntnis einschliesslich der daraus resultierenden Handlungsoptionen ein. Erst dann stelle sich die Frage der politischen und individuellen Willensbildung. Fujara hielt dem ein Zitat von Robert Jungk entgegen: "Wissenschaft ohne Grenzen verdient diesen Namen nicht; Technik, die moegliche Folgen nicht beachtet, ist keine Kunst (techné), sondern brutale Kraftmeierei."
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Mathematik, Physik / Astronomie, Psychologie
überregional
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Deutsch
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