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11.10.1996 00:00

RUB-Studie: Der Weg zum Flughafen

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 11.10.1996 Nr. 183

    Wie Fluggaeste Flughaefen ansteuern

    Schnell und preiswert soll sie sein: Die Reise vorm Abflug

    RUB-Verkehrsingenieur befragte mehr als 2200 Fluggaeste

    Schnell, bequem und moeglichst preiswert soll der Anfahrtsweg sein - dann liegt der Flughafen an der richtigen Stelle. Verbessert man also die Verkehrsanbindung eines Flughafens, so kann dies die Entscheidung der Reisenden fuer den Startflughafen direkt beeinflussen. Zu diesem Ergebnis kommt der Bochumer Verkehrsforscher Dr.-Ing. Lothar Bondzio in seiner Dissertation ,Modelle fuer den Zugang von Passagieren zu Flughaefen", fuer die er die Daten einer Befragung von ueber 2200 Fluggaesten ausgewertet hat. Die Untersuchung Dr. Bondzios wurde von Prof. Dr.-Ing. Werner Brilon (Verkehrswesen, Fakultaet fuer Bauingenieurwesen der RUB) betreut und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert.

    In Sueddeutschland umgesehen

    Sueddeutschland mit den vier unterschiedlich grossen Flughaefen Frankfurt, Nuernberg, Muenchen und Stuttgart waren das Untersuchungsgebiet von Dr. Bondzio, um die ,Bodenanbindung" eines Flughafens fuer die Flugreisenden herauszubekommen. Bisher lagen keine empirischen Daten in der benoetigten Feinheit vor, so dass an allen vier Flughaefen eigene Befragungen durchgefuehrt werden mussten, um dem individuellen Verhalten der Flugreisenden entsprechende Planungsmodelle entwickeln zu koennen.

    Ob Geschaefts- oder Privatreisende...

    Zunaechst hat er die Daten im Hinblick auf die Flughafenwahl ausgewertet. Es zeigte sich, dass die Fahrtzeit zum Flughafen besonders wichtig ist. Daneben konnte der Zahl der Fluege vom Ausgangsflughafen zum Zielflughafen sowie mit Einschraenkungen dem Preis der Flugreise ein gewisser Einfluss nachgewiesen werden. Die Einteilung in Geschaefts- und Privatreisende sowie Hin- und Rueckreisende erwies sich als sinnvoll, denn die Annahme, dass auch soziologische und wirtschaftliche Unterschiede bei den Reisenden einen Einfluss auf die Flughafenwahl haben, bestaetigte sich.

    ... Zeit ist/oder Geld

    In einem zweiten Schritt interessierte sich Dr. Bondzio fuer die unterschiedlichen Verkehrsmittel, mit denen die Fluggaeste zum Flughafen anreisen. In der Fragestellung wurden die Alternativen ,Pkw-Selbstfahrer", ,Pkw gebracht", ,Taxi" und ,OEffentliche Verkehrsmittel" vorgegeben. Erhebliche Unterschiede konnten hierbei zwischen Geschaefts- und Privatreisenden einerseits und Hin- und Rueckreisenden andererseits festgestellt werden.Waehrend fuer Geschaeftsreisende vor allem der Zeitfaktor eine Rolle spielt, ist fuer Privatreisende der Kostenaspekt wichtiger. Fuer Rueckreisende haben Zeitaspekte ein noch hoeheres Gewicht als fuer Hinreisende.

    OEPNV muss bequem sein

    Das liebe Geld entscheidet auch ueber die Art und Weise, mit der man zum Flughafen faehrt. Generell werden mit steigendem Einkommen die Kosten fuer die Anreise zum Flughafen immer unwichtiger. Waehrend Reisende mit hohem Einkommen staerker dazu neigen, mit dem Taxi zum Flughafen zu reisen oder selbst zum Flughafen zu fahren und ihr Fahrzeug dort fuer die Dauer der Reise abzustellen, bevorzugen Reisende mit niedrigem Einkommen eher oeffentliche Verkehrsmittel oder lassen sich durch Verwandte oder Bekannte zum Flughafen bringen. Bei den oeffentlichen Verkehrsmitteln ist die Bequemlichkeit von entscheidender Bedeutung. Lange Fahrtzeiten und haeufiges Umsteigen sowie das Mitfuehren von schweren Gepaeckstuecken schraenkt dabei die Akzeptanz oeffentlicher Verkehrsmittel ein.

    Ergebnisse auf westfaelische Kleinflughaefen nur bedingt uebertragbar

    Abschliessend ueberpruefte Dr. Bondzio, ob die Modelle, nach denen die Befragung in Sueddeutschland ausgewertet wurde, auf eine zweite Testregion uebertragen werden koennen. Dabei war klar, dass die voellig andere Ausgangssituation der zweiten Testregion - Westfalen mit den Flughaefen Muenster/Osnabrueck und Dortmund - eine direkte UEbertragung nicht erlauben wuerde. Beide Flughaefen liegen im Einzugsbereich groesserer Flughaefen und haben fuer ihren jeweiligen Einzugsbereich bei weitem nicht die Verkehrsbedeutung wie die sueddeutschen Flughaefen. Darueber hinaus spielt an beiden Flughaefen der oeffentliche Personennahverkehr nur eine untergeordnete Rolle. Daher wurden unterschiedlicher Verfahren zur Anpassung der Modelle an die neue Situation eingesetzt. Die Aussagen ueber die Wahl des Flughafens konnten in Westfalen sehr gut ermittelt werden. Die Auswertungen ueber die Verkehrsmittel, mit denen die Anreise zum Flughafen erfolgt, ergaben jedoch nur zufriedenstellende Ergebnisse. Es bleibt die Vermutung, dass in dieser speziellen Situation noch andere Kriterien als die in Sueddeutschland ermittelten, ueber die Art der Anreise zum Flughafen entscheiden koennen.

    Weitere Informationen

    Dr. Lothar Bondzio, Ruhr-Universitaet Bochum, Fakultaet fuer Bauingenieurwesen, Lehrstuhl fuer Verkehrswesen, 44780 Bochum, Tel.: 0234/700-7571, Fax: 0234/7094-151


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Biologie, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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