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02.05.2012 10:17

Identität in den Zeiten der Krise

Sebastian Hollstein Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Tagung zu „Arbeitnehmerbewusstsein und Demokratie“ am 3. und 4. Mai an der Universität Jena

    Die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit ist in einer von der Wirtschaftskrise geprägten Gesellschaft weit verbreitet. Auch vor der Arbeitswelt macht die Kritik am ökonomischen System und der Ungleichverteilung von Reichtum nicht halt. Die Angst vor dem Jobverlust und Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen führen dazu, dass Arbeiter und Angestellte zunehmend eine Veränderung der wirtschaftlichen Verhältnisse fordern. Doch welches Handeln ziehen solche Forderungen tatsächlich nach sich? Wie begegnen die Arbeitnehmer dabei demokratischen Institutionen? Und vor allem, wie nehmen sie dabei ihren eigenen Platz in der Gesellschaft wahr?

    Über diese Fragen wollen Soziologinnen und Soziologen während der Tagung „Arbeitnehmerbewusstsein und Demokratie“ am 3. und 4. Mai an der Friedrich-Schiller-Universität Jena diskutieren. „Das Thema, wie Arbeiter die Gesellschaft sehen, kam in den 1950er Jahren in Westdeutschland auf und erlebte in den vergangenen Jahren eine Art Renaissance“, erklärt Prof. Dr. Klaus Dörre von der Universtät Jena. „Früher stand die Frage nach einem verschütteten Klassenbewusstsein im Vordergrund, jetzt ist vor allem interessant und relevant, wie Arbeiter mit der Wirtschaftskrise umgehen.“

    Der Jenaer Arbeitssoziologe hat mit seiner Forschergruppe selbst umfangreiche Studien durchgeführt, in deren Rahmen Lohnabhängige verschiedener Unternehmen befragt wurden. Dabei stellte sich heraus, dass sich Arbeitnehmer vielmehr hochgradig mit ihrem Betrieb oder ihrem Unternehmen identifizieren. „Sie sehen sich als Mitglied einer Firma eher in der Lage, an der Gesellschaft teilzuhaben, als durch ihre Identität als Arbeiter“, sagt Dörre. Die Arbeit im kapitalistischen Betrieb sei für Stammbeschäftigte die Garantie dafür, die eigene gesellschaftliche Position halten zu können. Deshalb gebe es eine exklusive Solidarität der Festangestellten; schon die Leiharbeiter würden häufig nicht als „Teil der Unternehmensfamilie“ betrachtet. Diese Einstellung sei im Westen Deutschlands weitaus stärker ausgeprägt als in den neuen Bundesländern. „Dennoch gebe es einem ausgesprochen kritischen Blick auf das gesamte Wirtschaftssystem“, resümiert der Jenaer Soziologe. Die Folge: „Gewerkschaften erfahren wieder mehr Zulauf und Akzeptanz.“ Doch große Demonstrationen wie in anderen europäischen Ländern blieben aus.

    Auch andere Forschungseinrichtungen präsentieren ihre Studien, die mitunter zu anderen Ergebnissen kommen. Kontroversen Diskussionen steht also nichts im Weg. Dass Bedarf besteht, beweisen die hohen Teilnehmerzahlen. Ursprünglich als kleiner Expertenworkshop geplant, haben sich inzwischen weit über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland angemeldet. Organisiert wird die Tagung vom Jenaer Zentrum für interdisziplinäre Gesellschaftsforschung, der Hans-Böckler-Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

    Weitere Informationen zur Tagung sind zu finden unter: http://www.soziologie.uni-jena.de

    Kontakt:
    Prof. Dr. Klaus Dörre
    Institut für Soziologie der Universität Jena
    Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945521
    E-Mail: klaus.doerre[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Der Arbeitssoziologe Prof. Dr. Klaus Dörre von der Universtät Jena.
    Der Arbeitssoziologe Prof. Dr. Klaus Dörre von der Universtät Jena.
    Foto: Anne Günther/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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