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Wissenschaft
Von außen gesehen arbeiten Clans und Stämme als Kollektive. Wenn aber auch hier jeder nur an sich denkt, kann gerade das den Erfolg der Gruppe als Kollektiv ausmachen. Der Dortmunder Wirtschaftsprofessor Wolfgang Leininger und sein Kollege Kai A. Konrad vom Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen in München haben diese These spieltheoretisch untersucht. Für das Ergebnis haben die Forscher vor kurzem in Miami (USA) den weltweit vergebenen Duncan Black Prize 2011 bekommen.
Der Preis wurde vergeben für den besten Forschungsartikel im Bereich der Public Choice Theorie im Jahr 2011. Die Arbeit trägt den Titel »Self-enforcing norms and efficient non-cooperative actions in the provision of public goods«.
In ihrer Arbeit zeigen die Autoren, wie soziale Normen helfen, die Verteilungskonflikte innerhalb einer Gruppe zu lösen und in Konflikten mit externen Konkurrenten kollektives Handeln effizient zu koordinieren. Dafür haben die Forscher das Verhalten realer Clans und Stämme studiert und darauf basierend ein Modell konstruiert, in dem jedes Mitglied der Gemeinschaft zu seinem eigenen besten Nutzen agiert, und damit automatisch auch dem Gemeinwohl dient. Die Studie stützt die ökonomische Sicht, dass anarchisches und eigennütziges Wirtschaften vieler Einzelner langfristig zu größerer wirtschaftlicher Effizienz und zu selbstorganisierender Ordnung erstaunlichen Ausmaßes führen kann.
Der Schlüssel dazu liegt in der Kraft sozialer Normen und in einer starken Führungspersönlichkeit. Dieser so genannte „big-man“ hat keine Durchsetzungsmacht, verteilt aber nach eigenem Ermessen Geschenke an seine Untergebenen. Diese wiederum leisten ihren produktiven Anteil zur Gemeinschaft. Auch wenn es so aussieht, als wäre das Verhalten durch Reziprozität gekennzeichnet, entsteht dieses Handlungsergebnis selbst dann, wenn die einzelnen Gruppenmitglieder rein egoistisch motiviert sind. Die Angst vor möglichen Konflikten innerhalb der Organisation, bei denen Ressourcen verschwendet werden, führt dazu, dass alle Mitglieder – der „big man“ eingeschlossen - ihren Beitrag leisten. Es entsteht ein Gleichgewicht, das eine Norm etabliert, in dem sich sowohl Trittbrettfahren als auch Verteilungskonflikte vermeiden lassen.
Eigeninteresse aller Gruppenmitglieder erscheint im spieltheoretischen Gleichgewicht dieses Modells sinnvoll. Die etablierte Verteilungsnorm befördert das Verfolgen von Eigeninteresse, welches selbst wiederum die Norm stützt: es ist im Interesse jedes eigennützigen Einzelnen die Norm zu haben.
Kontakt:
Prof. Dr. Wolfgang Leininger
Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Telefon: (0231) 755- 3297
E-Mail: wolfgang.leininger@tu-dortmund.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Wirtschaft
regional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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