idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Bochum, 26.06.1996 Nr. 113
Abnutzung eingerechnet
Gegen Einheitsregeln am Bau
Neuer SFB fuer ,Lebensdauerorientierte Entwuerfe"
Bauwerke, die man mehr als 100 Jahre nutzen will, kann man nicht nach den gleichen bautechnischen Regeln konzipieren wie z.B. Produktionsanlagen, die man nach zehn Jahren nicht mehr braucht. Wenn aber ein Bauwerk schon nach kurzer Zeit fuer ein anderes Platz machen soll, bekommen Kriterien wie Abbruch-, Recycling- und Umbaufreundlichkeit hoeheres Gewicht. Warum also fuer die Ewigkeit bauen und teuer bezahlen, wenn das Bauwerk nur zehn Jahre genutzt werden soll? Um die Verschwendung von Kapital und immer knapper werdenden Ressourcen zu stoppen, startet am 1. Juli 1996 an der RUB ein neuer Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): ,Lebensdauerorientierte Entwurfskonzepte unter Schaedigungs- und Deteriorationsaspekten" (SFB 1526). Mehr als 4 Mio. DM (davon allein 3,5 Mio. fuer Personalmittel) hat die DFG zunaechst fuer zwei Jahre bewilligt. Koordiniert vom SFB-Sprecher Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Stangenberg (Stahlbeton- und Spannbetonbau, Fakultaet fuer Bauingenieurwesen der RUB) wollen Wissenschaftler aus den RUB-Fakultaeten Bauingenieurwesen, Chemie, Maschinenbau, Mathematik und Wirtschaftswissenschaften Methoden und Konzepte entwickeln, um Bauwerke in einem ausgewogenen Verhaeltnis von Aufwand und Nutzen bezogen auf deren voraussichtliche Nutzungsdauer bauen zu koennen.
Termin vormerken
Interessierte Journalisten sollten sich vormerken: In der zweiten Septemberwoche werden wir diesen SFB auf einem ca. 4stuendigen Journalistenseminar mit Laborversuchen und Demonstrationen vorstellen. Einladung und Programm gehen Ihnen rechtzeitig zu.
Langlebigkeit haeufig nicht gefragt
65 Mrd. DM investieren die Deutschen jaehrlich in Roh- und Neubauten, und die gleiche Summe geben sie nochmals fuer Folgekosten wie Nachbesserungen, Instandhaltungen, Erhaltungsmassnahmen, etc. aus. Dabei planen sie nach Einheitskriterien ohne Unterschied der Lebens- und Nutzungsdauer. Haeufig ist aber Langlebigkeit nicht gefragt. Es gibt durchaus Bauwerke, die nur 10 oder 20 Jahre halten muessen. Dazu zaehlen insbesondere moderne Industrieanlagen, bei denen sich Produktlinien und Produktionsverfahren schon nach wenigen Jahren aendern. Andererseits kann man z.B. einen Staudamm, der 150 und mehr Jahre ueberdauern soll, nicht nach den gleichen Kriterien entwerfen, genehmigen und bauen wie Bauwerke, die nur fuer kurze Lebensdauern gedacht sind.
Ziel ist Lebensdauer-Management
Lebensdauer-Management ist das Ziel der im SFB versammelten Bochumer Wissenschaftler. Sie entwickeln unter Beruecksichtigung des Standes moderner Technik und des Gebots volkswirtschaftlicher Ressourcenschonung Grundlagen und Konzepte fuer die Einbeziehung von Lebensdauerkomponenten in den bautechnischen Entwurf.
13 Forschungsprojekte in drei Arbeitsbereichen
Die 13 Forschungsprojekte des SFB behandeln daher konsequent folgende Arbeitsbereiche:
A) Quantifizierung von Lebensdauereinfluessen. Hier geht es darum, Einwirkungen und Abnutzungen von Gebaeuden prognostisch in die Entwuerfe einzubeziehen. Dazu gehoeren ebenso allmaehliche Deteriorationen (Klimaeinfluesse, chemische Erosionen, verkehrsbedingte Bodenwellen) wie aussergewoehnliche Kurzzeiteinwirkungen (z.B. Stuerme, Hochwasser, Explosionen);
B) Erarbeitung von Methoden zur Verfolgung von Lebensdauereinfluessen. Dazu gehoeren z.B. Computersimulationen und experimentelle Forschung, um aus der Kenntnis vorhandener Beanspruchung zukuenftige Schaedigungsentwicklungen sicher voraussagen zu koennen; und
C) Entwicklung lebensdauerorientierter Entwurfsstrategien, die es erlauben, die kuenftige Realitaet des Bauwerks zuverlaessig und wirtschaftlich zu planen. Bei diesen Teilprojekten spielen auch wirtschaftliche und juristische Aspekte eine grosse Rolle, insbesondere bei Fragen von Gewaehrleistungsfristen.
Weitere Informationen
Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Stangenberg, Ruhr-Universitaet Bochum, Fakultaet fuer Bauingenieurwesen, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-2700, Fax: 0234/7094-370
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Biologie, Chemie, Elektrotechnik, Energie, Geowissenschaften, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).