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10.05.2002 14:07

Wörter und Unwörter kritisch betrachtet

Waltraud Riess Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Die Gesellschaft für deutsche Sprache Magdeburg lädt am Donnerstag, dem 16. Mai 2002, 19.00 Uhr ihre Mitglieder und Sprachinteressierte sehr herzlich zu einem Vortrag mit PD Dr. Jörg Kilian zum Thema "Kritische Semantik. Von Wörtern und Unwörtern, politischer Korrektheit und linguistischer Sprachkritik" ein. Der Vortrag findet im Gebäude 40, Raum 427, Zschokkestr. 32 (ehemals Virchowstraße) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg statt. Der Eintritt ist frei.

    Was macht ein Wort zum Unwort? Gibt es böse Wörter? Gibt es falsche Wörter? Manchmal hat es den Anschein: Da ruft ein älterer Herr im Café nach dem "Fräulein" und erntet missbilligende Blicke; da spricht die Austausch-Studentin aus Frankreich in einem Referat von der "Endlösung" im Nahostkonflikt und sieht sich verständnislos scharfer Kritik ausgesetzt. "Falsch Gebild und Wort / verändern Sinn und Ort!" heißt es in Goethes "Faust". Mit Wörtern können unabsichtlich - und auch absichtlich (!) - bestimmte Gedanken erzeugt, Vorstellungswelten eröffnet und Stimmungen geweckt werden. Die berüchtigtsten Fälle werden alljährlich in der Aktion "Unwort des Jahres" zusammengetragen und beanstandet; doch welchen Erfolg hat solche populäre Sprachkritik?

    Die aus den USA stammende Suche nach einer "politischen Korrektheit" in der Sprache geht rigider vor, indem sie beanstandete Wörter verbietet und durch vermeintlich neutralere ersetzt; doch was geschieht, wenn auch diese neutraleren in den semantischen Ruch des verbotenen Wortes kommen?

    Die germanistische Linguistik ist hier gefragt und soll Antworten geben, doch muss sie es differenzierter tun als es Unwortjägern und politisch Korrekten lieb ist. Von ihrem wissenschaftlichen Selbstverständnis her soll sie den deutschen Wortschatz und Wortgebrauch aus guten sprachtheoretischen Gründen dem freien Spiel der Kräfte überlassen und nur die normative Kraft des Faktischen in Wörterbüchern registrieren und dokumentieren. Was Glück, Liebe, Trauer ist und wie diese Wörter zu gebrauchen sind, mag sich niemand von Wörterbuchmachern vorschreiben lassen. Eine linguistisch begründete Sprachkritik vermag darüber hinaus im Falle von vermeintlich "bösen" und "falschen" Wörtern aber auch Informationen über Wortbedeutungen und -gebräuche zu geben, die als Empfehlungen gemeint sind und die Verantwortung für das "Böse" und "Falsche" der Wörter denen auflädt, die sie tragen: den Sprecherinnen und Sprechern.
    PD Jörg Kilian ist Privatdozent am Seminar für deutsche Sprache und Literatur der TU Braunschweig. Er hat sich vor allem mit Fragen der politischen Sprache in Geschichte und Gegenwart beschäftigt. Weitere Forschungsgebiete sind Semantik und Lexikographie.

    Weitere Informationen: Dr. Kornelia Pape, Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Germanistik, Tel: (0391) 67-16640/67-16616, Fax: (0391) 67-16559, e-mail: kornelia.pape@gse-w.uni-magdeburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
    Deutsch


     

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