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13.05.2002 11:39

Rufabsage wegen mangelnder Berufsperspektive des Partners: Umfrageergebnis der Jungen Akademie

Renate Nickel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

    50 Prozent der deutschen Hochschulen berichten von einer Rufabsage wegen der fehlenden Berufsperspektive des Partners/der Partnerin. Dies ergab eine Befragung zur Verflechtung von beruflichen Karrieren in Akademikerpartnerschaften, die von der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina im Sommer 2001 durchgeführt wurde.

    Von 322 angeschriebenen Hochschulen (Fachhochschulen/Universitäten) nahmen 183 Leitungen an der Befragung teil. Von 322 angeschriebenen Gleichstellungs-/Frauenbeauftragten dieser Einrichtungen beantworteten 153 den Fragebogen.

    Über 60% der Befragten berichten, dass in Berufungsverfahren die Berufsperspektive des Partners bzw. der Partnerin thematisiert wird. Wird das Thema "Partner" angesprochen, so bieten die meisten Hochschulleitungen ihre Unterstützung bei den angesprochenen "Problemen" der beruflichen Situation des Partners/der Partnerin an, die mit der Rufannahme verbunden wären. Darüber hinaus bekräftigt über die Hälfte der Hochschulleitungen und Gleichstellungsbeauftragten, dass die Berufsperspektive des Partners bzw. der Partnerin Gegenstand von Berufungsverhandlungen sein sollten. Dies reflektiert ein zunehmendes Problembewusstsein der Leitungsebene der Hochschulen, von denen bereits 50% eine Rufabsage erfahren haben, die mit der Berufsperspektive des Partners/der Partnerin begründet wurde.

    Den Angaben von Gleichstellungsbeauftragten zufolge ist der Zeitpunkt, zu dem die Berufsperspektive des Partners bzw. der Partnerin angesprochen wird, durchaus von Bedeutung. Wird diese Thematik von einem Bewerber und vor allem einer Bewerberin zu früh erwähnt - z.B. in den ersten Runden des Verfahrens -, gehen sie das Risiko ein, von der Berufungskommission nicht als ernsthafte Kandidaten/innen berücksichtigt zu werden. Erwähnen sie hingegen das Thema "Partner" erst, wenn sie die auserwählte Person sind oder den Ruf bereits erhalten haben, sind die Hochschulleitungen häufig bereit, gemeinsam eine Lösung zu finden. Diese Versuche führen - auch angesichts der eingeschränkten Möglichkeiten in Deutschland (Stichwort: Nepotismus) - nur bedingt zu Lösungen, wie der hohe Anteil von Rufabsagen signalisiert.

    Teilzeitarbeit und Kinderbetreuung waren ebenfalls Gegenstand der Befragung. Teilzeitprofessuren werden sehr selten während der Berufungsverhandlungen nachgefragt, und wenn, dann nicht nur aus familiären, sondern auch beruflichen Gründen. Die meisten Hochschulen haben dazu eine positive Einstellung. In etwa 30% der Einrichtungen existieren solche Modelle bereits. Ähnlich wie bei der Berufsperspektive des Partners/der Partnerin fallen die Angaben der Gleichstellungsbeauftragten hierzu vorsichtiger aus. Es wird darauf hingewiesen, dass es von Nachteil sein könne, wenn Bewerber/innen ihre diesbezüglichen Wünsche zu früh erwähnen. Im Hinblick auf Kinder erscheint die Situation alles andere als ideal. Über die Hälfte der Hochschulen haben keine eigenen Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Hochschulen verlassen sich auf das Angebot der Kommunen und der Studentenwerke. Bekanntermaßen sind deren Öffnungszeiten jedoch kaum mit dem "flexiblen Vollzeitjob" in der Wissenschaft kompatibel. Geleistete Kinderbetreuungszeiten werden in den meisten Fällen sehr selten oder nie in Rechnung gestellt. Nur in etwa einem Viertel der befragten Einrichtungen werden solche Zeiten bei Erziehungsurlaub oder (weniger häufig) lediglich auf Grund der Tatsache, dass Kinder vorhanden sind, angerechnet. Dies hat negative Auswirkungen auf die Chancengleichheit von männlichen und weiblichen Kandidaten.

    Den ausführlichen Bericht mit allen Ergebnissen der Befragung, die im Rahmen der Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik der Jungen Akademie durchgeführt wurde, erhalten Sie (zum Herunterladen als pdf-Datei) unter http://www.diejungeakademie.de oder in der Geschäftsstelle der Jungen Akademie (Tel. 030/20370-650, e-mail: office@diejungeakademie.de).

    Die Junge Akademie wurde im Juni 2000 zur institutionellen Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im deutschen Sprachraum gegründet. Ihr gehören derzeit 30 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften an.

    Weitere Auskünfte: Dr. Heike Solga (Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik der Jungen Akademie), Tel. 030/824-06383, e-mail: solga@mpib-berlin.mpg.de, oder Dr. Elisabeth Hamacher (Koordinatorin der Jungen Akademie), Tel. 030/20370-655, e-mail: hamacher@diejungeakademie.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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