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13.06.2012 10:33

Österreich und die Türkei: Kontakte und Wechselbeziehungen - Wissenschaftliches Kolloquium

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Sie standen sich jahrhundertelang als erbitterte Feinde gegenüber, führten viele blutige Kriege – und sie beeinflussten sich, vor allem in kultureller Hinsicht: Das vielschichtige Verhältnis zwischen Österreich und der Türkei von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart steht am 21. und 22. Juni im Mittelpunkt eines wissenschaftlichen Kolloquiums. Internationale Experten kommen auf Einladung der Arbeitsstelle für österreichische Literatur und Kultur der Saar-Universität auf den Saarbrücker Uni-Campus und beleuchten die wechselvolle Beziehung der beiden Staaten. Im Rahmen des Kolloquiums: Öffentliche Lesung und Buchvorstellung von Seher Çakır: "Ich bin das Festland"

    Alle Interessierten sind zu den Vorträgen am 21. und 22. Juni herzlich eingeladen!
    Termin: Donnerstag, 21. Juni (ab 9.30 Uhr) und Freitag, 22. Juni (ab 10 Uhr),
    Uni-Campus Saarbrücken, Gebäude E1 1, Konferenzraum 407.

    Seher Çakır: "Ich bin das Festland" - Öffentliche Lesung (in deutscher Sprache) und Buchvorstellung der in Istanbul geborenen und in Wien lebenden Autorin im Rahmen des Kolloquiums am Donnerstag, 21. Juni, um 20.00 Uhr im Saarländischen Künstlerhaus (Karlsstr. 1, 66111 Saarbrücken). Der Eintritt ist frei.

    Über mehrere Jahrhunderte hinweg war das habsburgische Österreich einer der Hauptgegner des Osmanischen Reiches in den so genannten Türkenkriegen: Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert standen sich Habsburger und Osmanen in einer Vielzahl von Kriegen gegenüber, die Schrecken, Gräuel und Verwüstung brachten. „1683, als die Türken zum zweiten Mal vor den Toren Wiens standen, war Österreich sogar nur eine Haaresbreite davon entfernt, Teil des Osmanischen Reiches zu werden“, erklärt der Saarbrücker Germanist Professor Ralf Bogner, einer der Organisatoren der Veranstaltung.

    Doch diese lange gehegte Feindschaft führte nicht dazu, dass alles, was mit dem Gegner zu tun hatte, von vornherein abgelehnt worden wäre. Im Gegenteil: „Die beiden Staaten beeinflussten sich gegenseitig, vor allem kulturell. Im Rahmen des Saarbrücker Kolloquiums wird ihre wechselvolle Beziehung von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart insbesondere kulturgeschichtlich beleuchtet“, erläutert Professor Bogner.

    In den Vorträgen zeigen Wissenschaftler unter anderem aus Budapest, Dnipropetrowsk (Ukraine), Luxemburg, Oxford, Paris, Wien und Saarbrücken markante Stationen der gegenseitigen kulturellen Begegnung im Laufe der Jahrhunderte auf: etwa, dass im 16. Jahrhundert die Bürokratie des Osmanischen Reiches in Österreich als vorbildlich galt. Oder dass die Türken wiederum die österreichische Barock-Architektur bewunderten und nach Istanbul brachten. Ein türkisches Fest steht im Zentrum eines Beitrages aus Oxford: Es wurde 1719 ausgerichtet, als der Sohn von August dem Starken, Kurprinz Friedrich August II., die Habsburger Prinzessin Maria Josepha heiratete. Auch die Literatur ist Thema von Vorträgen, die etwa beleuchten, wie das osmanische Recht in Erzählungen dargestellt wurde oder wie Trivialromane Ende des späten 19ten Jahrhunderts die Auflösungserscheinungen des Osmanischen Reiches und das Erstarken Österreichs widerspiegelten. Weitere Vorträge befassen sich mit der Türkei und Armenien in Franz Werfels „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ oder der Autobiographie des Nobelpreisträgers Elias Cannetti, die die Interferenzen der habsburgischen und der osmanischen Kultur beschreibt.

    Die bekannte österreichisch-türkische Lyrikerin und Autorin Seher Çakır liest im Rahmen des Kolloquiums aus ihrem neuen Erzählband „Ich bin das Festland“ (21. Juni, 20 Uhr, Saarländisches Künstlerhaus). Die in der Türkei geborene und seit ihrem zwölften Lebensjahr in Österreich wohnende Autorin schreibt in deutscher Sprache. Çakır erhielt unter anderem 2005 den Exil-Literaturpreis „Schreiben zwischen den Kulturen“ und 2008/2009 das österreichische Staatsstipendium für Literatur.

    Das Kolloquium wird veranstaltet von der Arbeitsstelle für österreichische Literatur und Kultur der Saar-Universität. Gefördert wird es durch das Kulturforum der Botschaft der Republik Österreich.
    Der Direktor des österreichischen Kulturforums in Berlin, Kulturbotschafter Wilhelm Pfeistlinger, wird die Veranstaltung am 21. Juni eröffnen.

    Kontakt: Prof. Dr. Ralf Bogner, Lehrstuhl für Neuere Deutsche Philologie und Literaturwissenschaft; E-Mail: r.bogner@mx.uni-saarland.de ; Tel: 0681 / 302-3362
    Weitere Information: http://www.uni-saarland.de/fak4/fr41/germanistik/

    Programm:
    Donnerstag 21. Juni 2012 (Uni-Campus Saarbrücken, Gebäude E1 1, Konferenzraum 407)
    09.30 Prof. Dr. Patricia Oster-Stierle - Vizepräsidentin der Universität des Saarlandes
    Grußwort
    10.00 Mag. Wilhelm Pfeistlinger - Direktor des österreichischen Kulturforums in Berlin
    Grußwort
    10.30 Prof. Dr. Gilles Veinstein: „La frontière ottomano-habsbourgeoise du XVe au XIXe siècle (Die osmanisch-habsburgische Grenze vom 15. bis zum 19. Jahrhundert)“
    11.15 Prof. Dr. András Balogh: „Vorbild Türkei während der Türkenkriege im frühen 16. Jahrhundert“
    11.45 Prof. Dr. Pierre Béhar: „Kulturelle Austauschprozesse zwischen Österreich und dem Osmanischen Reich im Barock“
    Diskussion
    12.30 Mittagspause
    14.00 Prof. Dr. Helen Watanabe (University of Oxford): „Ein türkisches Fest für eine österreichische Prinzessin, Dresden 1719“
    14.30 Prof. Dr. Ralf Bogner: „Türkische Rechtshändel. Osmanische Juristerei in den Erzählsammlungen Matthias Abeles“
    15.30 Stephanie Blum, M.A.: „Heinrich von Levitschniggs Roman "Der Montegriner oder Christenleiden in der Türkei" (1853)
    16.00 Prof. Dr. Michel Cullin: „Österreich und der Islam in der Zwischenkriegszeit“
    16.30 Diskussion
    20.00 Seher Çakır : Lesung und Buchvorstellung: "Ich bin das Festland"
    (Saarländisches Künstlerhaus, Karlsstr. 1, 66111 Saarbrücken)

    Freitag 22. Juni 2012 (Uni-Campus Saarbrücken, Gebäude E1 1, Konferenzraum 407)
    10.00 Prof. Dr. Dieter Heimböckel: Die Türkei in Franz Werfels "Die vierzig Tage des Musa Dagh"
    10.30 Gabriele Johann, M.A.: „Overhoff und der Vordere Orient“
    11.30 Dr. Jaroslava Kovaljova: „Osmanische Erbschaft und europäische Identität in E. Canettis Autobiographie“
    12.00 Diskussion
    12.30 Mittagspause
    14.00 Sandra Wagner, B.A.: Ein Österreicher im Morgenlande. Erwin H. Rainalters "Die Geschichte meines Großvaters"
    14.30 Prof. Dr. Anton Pelinka: Österreich und die Türkei heute
    15.00 Abschlussdiskussion


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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