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04.07.2012 11:06

Göttinger Agrarwissenschaftler kritisieren Neuordnung der EU-Agrarreform

Thomas Richter Presse, Kommunikation und Marketing
Georg-August-Universität Göttingen

    Die EU-Mitgliedsländer diskutieren derzeit über die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Dabei geht es um ein Budget von jährlich 53 Milliarden Euro, das die EU an die Landwirte ausschüttet. Agrarökonomen und -ökologen der Universität Göttingen kritisieren erneut die Grundausrichtung der Agrarpolitik, die weiterhin auf dem System der Direktzahlungen basiert. Demnach erhält jeder Landwirt in Deutschland ab 2013 Zahlungen in Höhe von 350 Euro pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Die fünf Göttinger Experten präsentierten ihre fachliche Position in Berlin beim Bundestagsausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

    Pressemitteilung
    Nr. 123/2012

    Göttinger Agrarwissenschaftler kritisieren Neuordnung der EU-Agrarreform
    Forscher empfehlen eine effiziente Agrarpolitik über die aktuelle Reform hinaus

    Die EU-Mitgliedsländer diskutieren derzeit über die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Dabei geht es um ein Budget von jährlich 53 Milliarden Euro, das die EU an die Landwirte ausschüttet. Agrarökonomen und -ökologen der Universität Göttingen kritisieren erneut die Grundausrichtung der Agrarpolitik, die weiterhin auf dem System der Direktzahlungen basiert. Demnach erhält jeder Landwirt in Deutschland ab 2013 Zahlungen in Höhe von 350 Euro pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Die fünf Göttinger Experten präsentierten ihre fachliche Position in Berlin beim Bundestagsausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

    Im Zuge der GAP-Reform sollen die Direktzahlungen durch das sogenannte Greening umweltfreundlicher gestaltet werden. Das Greening-Konzept beinhaltet folgende Forderungen der Europäischen Kommission an die Landwirte: Dauergrünland wie Wiesen und Weiden sollen erhalten bleiben, jeder Landwirt muss eine Mindestanzahl an Feldfrüchten anbauen und sieben Prozent der Betriebsfläche müssen für Naturschutzmaßnahmen bereitstehen. Solche Maßnahmen können das Anpflanzen oder der Erhalt von Hecken oder das Ausweisen von Flächen, zum Beispiel für Blühstreifen, sein. Wer die Vorgaben nicht einhält, dem sollen die EU-Gelder gekürzt werden.

    „Eine stärkere Umweltorientierung der GAP ist inhaltlich sinnvoll und dringend notwendig“, sagt der Göttinger Agrarökonom Dr. Sebastian Lakner. Allerdings erwartet er, dass das Konzept des Greenings im Zuge der Verhandlungen aufgeweicht wird. „Aufgrund der unterschiedlichen naturräumlichen Bedingungen sowie der unterschiedlichen betrieblichen Schwerpunkte in den EU-Ländern ist das Konzept kaum einheitlich umsetzbar“, so Dr. Lakner. Deshalb sollten Umweltmaßnahmen definiert werden, die spezifisch auf Länder und Regionen zugeschnitten sind. Auf diese Weise könnten die Gelder spezifisch und damit effizient eingesetzt werden. Die wissenschaftlichen Analysen wurden von den Ausschussmitgliedern aufgegriffen und flossen in die anschließende Diskussion ein.

    Darüber hinaus plädierte Prof. Dr. Johannes Isselstein vom Department für Nutzpflanzenwissenschaften bei der Präsentation für den Erhalt von Grünland, das besonders viele Arten beherbergt. Im Grünland existieren seinen Angaben zufolge insgesamt 1.000 Pflanzenarten, während in Ackerbausystemen nur etwa 300 Pflanzenarten heimisch sind. Agrarökologin Dr. Catrin Westphal stellte die Bedeutung von Agrarlandschaften mit einer Vielzahl verschiedener Lebensräume heraus. Nur sie könnten den Erhalt der Biodiversität nachhaltig sichern. Beide Experten plädierten für einen Ausbau von gezielt auf Regionen und Landschaften abgestimmten Maßnahmen.

    Der Diskussionsbeitrag der Göttinger Wissenschaftler steht auch im Internet unter http://purl.umn.edu/125284.

    Kontaktadressen:
    Dr. Sebastian Lakner
    Georg-August-Universität Göttingen – Fakultät für Agrarwissenschaften
    Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
    Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen, Telefon (0551) 39-4859
    E-Mail: slakner@gwdg.de

    Gerlinde Wiese
    Telefon (0551) 50419008
    E-Mail: gwiese@uni-goettingen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-goettingen.de/de/19014.html - Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung


    Bilder

    Dauergrünland in Brandenburg
    Dauergrünland in Brandenburg
    Foto: Universität Göttingen
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    Artenreicher und extensiver Gerstenanbau in Brandenburg.
    Artenreicher und extensiver Gerstenanbau in Brandenburg.
    Foto: Universität Göttingen
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Politik, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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