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05.06.2002 12:58

RUBIN 1/02: Männliche Aufklärer und die weibliche Imagination

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Für Monstergeburten, Wahnsinn oder gar Tod erklärten Forscher der französischen Aufklärung die weibliche Einbildungskraft verantwortlich. Mit vermeintlich objektiven wissenschaftlichen Methoden wiesen sie den Frauen neben körperlicher Schwäche auch eine überbordende Phantasie zu. Letztlich sorgten sie so dafür, dass die Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen wurden. Bochumer Romanisten verfolgen die hartnäckigen Geschlechterkonstruktionen zurück, ihre Forschungsergebnisse stehen in der aktuellen Ausgabe von RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der RUB, das soeben erschienen ist.

    Bochum, 05.06.2002
    Nr. 148

    Monstergeburten durch den bösen Blick
    Männliche Aufklärer und die weibliche Imagination
    RUBIN 1/2002 ist erschienen

    Für Monstergeburten, Wahnsinn oder gar Tod erklärten Forscher der französischen Aufklärung die weibliche Einbildungskraft verantwortlich. Mit vermeintlich objektiven wissenschaftlichen Methoden wiesen sie den Frauen neben körperlicher Schwäche auch eine überbordende Phantasie zu. Letztlich sorgten sie so dafür, dass die Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen wurden. Bochumer Romanisten um Dr. Jörn Steigerwald (DFG-Forschergruppe "Imagination und Kultur") verfolgen die hartnäckigen Geschlechterkonstruktionen zurück.

    RUBIN im Internet

    RUBIN mit Bildern zum Herunterladen finden Sie im Internet unter: http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin1_02

    Angestaubte Ansichten

    Wer kennt sie nicht, die Redensarten über den "bösen Blick" Fremder, den schwangere Frauen meiden sollen, um ihr Kind vor Missbildungen zu schützen? Oder die "weibliche Intuition", die lebhaftere Phantasie der Frau? Heute mag das angestaubt wirken, wissenschaftlich begründbar sind diese Dinge nicht. In der Vergangenheit jedoch, besonders während der französischen Aufklärung, beschäftigten sich Wissenschaftler durchaus ernsthaft damit. Sie definierten die Frau über ihre höhere "sensibilité" und ihre angeblich mangelhafte körperliche und seelische Konstitution.

    Das Monströse der Frau

    Diese Eigenschaften bestimmten das ganze Dasein der Frau: Mangels Stärke blieb sie zur Passivität verdammt. Ihr kam die Rolle als rein Gebärende zu. Ihre Weichheit, die sich im Gewebe spiegelt, und die Koketterie und Schamhaftigkeit, die man ihr bescheinigte, dienten nur dazu, die Aufmerksamkeit des Mannes zu erregen. Er würde daraufhin seine wichtigen Geschäfte unterbrechen und sich ihr zuwenden, so dass die Fortpflanzung gesichert ist. Gerieten Schamhaftigkeit und Koketterie der Frau aus dem Gleichgewicht, wurde die Frau zur Gefahr: Ihre nun entfesselte Sexualität brachte das "Monströse" in ihr ans Licht. Krankhafte Einbildungen bis hin zum Wahn drohten als Folge. Verlor eine Frau während der Schwangerschaft die Kontrolle über ihre Imagination, brachte sie womöglich ein Monster zur Welt - etwa zusammengewachsene Zwillinge. Schon Pigmentflecken galten Einprägungen der Imaginationskraft der Mutter, wie der Begriff "Muttermal" noch heute beweist.

    Erforschung der Frau erlaubt Blick auf den Mann

    Die Betrachtungen über die Frau eröffnen auch einen Blick auf die betrachtenden Männer. Ihr Nutzen war es, die Frau verfügbar zu machen - war die Verführung doch ihrem Fehlverhalten zuzuschreiben - und sie aus vermeintlich objektiven Gründen vom öffentlichen Leben auszuschließen.

    Weitere Informationen

    Dr. Jörn Steigerwald, Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-25039, E-Mail: steigjbo@mailhost.rz.ruhr-uni-bochum.de

    Themen in RUBIN 1/2002

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie in RUBIN 1/2002, wo Sie auch folgende Themen finden: Bildhauer ohne Hammer und Meißel; Produkte aus dem Computer; Gezielt gegen Brustkrebs - Chemotherapie an Ort und Stelle; Gefährliche Partnerschaft: Bakterien und Zigarettenrauch; Besteuerung vereinfachen: Dann atmen Bürger und Beamte auf; Vegetarische Vampire - Flughunde als Gärtner im Regenwald; Wenn Marzipan nach Banane riecht - Riechen bei Insekten erforscht; und in der Rubrik "Angewandte Forschung": Juristen lösen den Konflikt: Hochwasserschutz oder Bautätigkeit? RUBIN ist bei der Pressestelle der RUB für 2,50 EURO erhältlich.


    Weitere Informationen:

    http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin1_02


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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