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Stuttgart/Berlin, Juli 2012 – Brustkrebs wird in Deutschland immer frühzeitiger diagnostiziert, die Therapie hat sich in den letzten Jahren weiter verfeinert und die Überlebenschancen liegen im internationalen Vergleich auf einem hohen Niveau. An der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie, die vom 5. bis 7. Juli in Stuttgart stattfand, nahmen 2.600 Experten teil. Diese diskutierten in über 105 wissenschaftlichen Sitzungen über neueste Erkenntnisse ihres Fachgebietes. Die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) zieht am Ende ihres Jahreskongresses in Stuttgart eine positive Bilanz und rechnet in den nächsten Jahren mit weiteren Verbesserungen.
Nach den neusten Zahlen des Robert Koch Instituts werden in Deutschland im Jahr 2012 ungefähr 74.500 Frauen neu an Brustkrebs erkranken. Rund 70 Prozent von ihnen werden den Krebs mithilfe ihrer Ärzte besiegen. Die Grundlage für diesen Erfolg sieht Professor Dr. med. Wilfried Budach, Kongresspräsident 2012, Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Düsseldorf in der fachgebietsübergreifenden Behandlung der betroffenen Frauen. „Mittlerweile werden 92 Prozent aller Frauen an einem Brustzentrum behandelt. Drei Viertel aller Frauen (2009: 73 Prozent) können heute bereits brusterhaltend operiert werden. Mithilfe einer präoperativen Markierung oder intraoperativen Visualisierung des Tumors per Ultraschall ist es heute möglich, den Tumor operativ mit dem notwendigen Sicherheitsabstand zu entfernen – insbesondere, wenn er klein oder schwer palpabel ist. Diese Vorgehensweise erleichtert das Aufsuchen des Tumors und verbessert damit zum einen die diagnostische Sicherheit, vermeidet aber auch die unnötige Entfernung von gesundem Gewebe“, erklärt Professor Dr. med. Diethelm Wallwiener, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Frauenklinik Tübingen und des Südwestdeutschen Tumorzentrums – Comprehensive Cancer Center Tübingen, zum Abschluss des Jahreskongresses der Fachgesellschaft.“ Wallwiener weiter: Das Risiko für eventuell erforderliche Zweiteingriffe, wenn keine Entfernung des Tumors mit ausreichendem Sicherheitsabstand erreicht werden konnte, wird damit deutlich reduziert. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung aus onkologischer Sicht um die brusterhaltende Therapie (BET) einem ablativen Vorgehen, das heißt einer kompletten Entfernung der Brust gleichzusetzen.
Der Brustkrebs hat bei Diagnosestellung häufig schon Mikrometastasen gesetzt. Er ist damit eine generalisierte Erkrankung, die zusätzlich zur lokalen Behandlung, also Operation und Bestrahlung, eine medikamentöse Therapie erfordert. Die postoperative Therapie mit antihormonell wirkenden Medikamenten, Chemotherapie und dem monkolonalen Antikörper Trastuzumab hat das rückfallfreie Überleben und das Gesamtüberleben signifikant verbessert. „Zur Zeit geschieht dies aber noch auf Kosten einer Übertherapie bei vielen Patienten. Um dennoch dem Traum der maßgeschneiderten oder personalisierten Therapie näher zu kommen, das heißt aus dieser länger werdenden Liste von Medikamenten das richtige Medikament für den richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt auszuwählen, ist eine umfassende molekulare Charakterisierung des individuellen Tumors und der betroffenen Patientin erforderlich. Neue Hochdurchsatzverfahren erlauben uns schon heute, die molekulare Vielfalt des individuellen Brustkrebses besser abzubilden als je zuvor“, sagt Professor Dr. med. Christof von Kalle, Co-Kongresspräsident 2012, Sprecher des Direktoriums des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) und Direktor Translationale Onkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Das Ausmaß von Brustkrebsoperationen konnte in den letzten Jahren durch die Einführung der sogenannten Sentinel-Node-Biopsie weiter verhindert werden. „Die gezielte Untersuchung von Lymphknoten im Drainagegebiet der Brustdrüse erspart vor allem im Frühstadium vielen Frauen die radikale Entfernung aller Lymphknoten aus der Achselhöhle und das damit häufig verbundene Lymphödem, das schmerzhafte Schwellungen im Arm zur Folge hat“, so Professor Dr. med. Bernd Gerber, Co-Kongresspräsident 2012 der Deutschen Gesellschaft für Senologie, Direktor der Universitätsfrauenklinik am Klinikum Südstadt, Rostock.
Die Frühstadien des Mammakarzinoms werden seit der Einführung eines flächendeckenden Mammographie-Screenings im Jahr 2009 immer häufiger gesehen: 35 Prozent der dort entdeckten Tumore sind kleiner als 10 Millimeter und damit mit hoher Wahrscheinlichkeit heilbar, berichtet Professor Dr. med. Walter Heindel, Co-Kongresspräsident 2012, Klinikdirektor am Institut für Klinische Radiologie, Universitätsklinikum Münster. Er hält es für möglich, dass die Sterblichkeit am Brustkrebs dank der Früherkennung weiter sinken wird. Sichere Erkenntnisse werde es aber erst in einigen Jahren geben. Eine Früherkennung ist wichtig, da sich im Gegensatz zum Frühkarzinom die Therapieergebnisse im fortgeschrittenen Stadium noch nicht ausreichend verbessert haben. Nach einer auf dem Kongress vorgestellten Analyse des Forums Klinischer Krebsregister liegt das 5-Jahres-Überleben unverändert bei 25 Prozent, wenn zum Zeitpunkt der Diagnose bereits andere Organe mit Krebs befallen sind.
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