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Tarifwirrwarr kennzeichnet hohen Reformbedarf der Sozialbranche
Die Zukunftsfähigkeit der deutschen Sozialwirtschaft droht an der Arbeit zu scheitern. „Die Vielfalt und Zersplittertheit der Arbeitsbeziehungen verhindern eine weitsichtige und nachhaltige Arbeits- und Tarifpolitik“, kritisieren Forscher des Instituts Arbeit und Technik (IAT/ Westfälische Hochschule)in einer aktuellen Studie, die sie im Auftrag der Europäischen Kommission und koordiniert vom AWO Bundesverband erarbeiteten und nun vorstellten. „Befund Sociosclerose“ attestiert IAT-Direktor PD Dr. Josef Hilbert der häufig schlechten Organisation der Beziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Sozialbranche.
So zum Beispiel zählte das Team in der Sozialbranche 1.430 Tarifverträge und arbeitsrechtliche Vereinbarungen, fast zwei Drittel davon auf der betrieblichen Ebene, also dezentral. Verhandlungen werden erschwert durch die Aufsplittung in mindestens acht Verhandlungsarenen, die durch zahlreiche Arbeitgeberverbände repräsentiert werden. Nur die Hälfte der Beschäftigten ist derzeit durch einen Branchentarifvertrag erfasst. „In einer Branche, in der viele Anbieter – nicht zuletzt aufgrund der knappen öffentlichen und halböffentlichen Mittel – mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, entsteht so durch Sparmaßnahmen bei den Einkommens- und Arbeitsbedingungen die Gefahr eines Sogs nach unten“, warnt die IAT-Wissenschaftlerin Michaela Evans.
Der Branche fehle die Schlagkraft, nicht nur bei der Suche nach zukunftsfähigen Tarifverträgen, sondern auch bei der Interessenvertretung nach innen und außen, bemängeln die Wissenschaftler. Die Sozialwirtschaft könnte einige Probleme effektiver angehen, wenn sie geschlossener agiert. „Die Befunde zeigen, dass wir einen hohen Reformbedarf haben, den wir gemeinsam mit den anderen Verbänden angehen müssen“, kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler den Bericht und fordert: „Wir benötigen einen allgemein verbindlichen Entgelttarifvertrag Soziales.“ Der Bericht zeige, dass die Arbeitgeber ihre Kräfte bündeln müssten, um bessere Rahmenbedingungen einfordern zu können. „Wir wissen, dass wir nicht in der Lage sein werden, die guten Chancen für unsere Branche zu nutzen, wenn es uns nicht gelingt, attraktive Arbeitsplätze zu bieten“.
Ihre Ansprechpartner: Michaela Evans, Tel.: 0209/1707-121, E-Mail: evans@iat.eu; PD Dr. Josef Hilbert, Tel.: 0209/1707-120; E-Mail hilbert@iat.eu
http://www.iat.eu/files/pessis_endbericht_deutsche_fassung_fin_5.pdf (Studie)
http://www.iat.eu
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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