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Wissenschaft
„Kinderwunsch nach Brustkrebs“ ist heute ein Thema, das zunehmend mehr Frauen trifft. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 7000 Frauen im gebärfähigen Alter an Brustkrebs. Das sind etwa 10 Prozent aller Brustkrebsfälle, Tendenz steigend. Dies ist vor allem dadurch begründet, dass Frauen ihren Kinderwunsch in immer höheres Alter verschieben, gleichzeitig aber mit zunehmendem Alter das Risiko für Brustkrebs steigt. Da bei jungen Frauen der Brustkrebs häufig hormonunabhängig wächst, wird in den allermeisten Fällen eine Chemotherapie erforderlich. Bis vor wenigen Jahren wurden unter den damals üblichen Chemotherapien die meisten Frauen „steril“, d. h. sie hatten keine Regel mehr. Deshalb wurde diesen jungen Frauen sehr häufig ein Medikament zum Erhalt der Eierstockfunktion gegeben. Man glaubte lange Zeit, dass so die Eierstöcke vor der Chemo geschützt werden, indem sie in eine Funktionsruhe versetzt werden. In diesem Zustand sollte die Chemotherapie die Eierstöcke bzw. die Eizellen nicht schädigen können.
Unter Leitung von Prof. Bernd Gerber, dem Direktor der Universitätsfrauenklinik Rostock, wurde eine so genannte ZORO-Studie über zwei Jahre an 16 Brustzentren in Deutschland durchgeführt. In dieser prospektiv randomisierten ZORO-Studie wurden insgesamt 60 junge Frauen mit Kinderwunsch, die an einem hormonunabhängigen Brustkrebs erkrankt waren, in zwei Gruppen unterteilt. Während die eine zusätzlich zur Chemotherapie mit einem Medikament zum Ovarschutz behandelt wurde, wurde die andere ohne Ovarschutz-Medikament mit Chemo behandelt. Das innovative an diesem Studienkonzept war der Einsatz einer modernen anthrazyklin- und taxanhaltigen Chemotherapie, der Einschluss von nur hormonunabhängigen Brustkrebsfällen und die lange Nachbeobachtungszeit.
Die Ergebnisse zeigten als erste Studie weltweit, dass die zusätzliche Gabe des Ovarschutzmedikamentes keinen Vorteil gegenüber der alleinigen Chemotherapie hatte. Nach zwei Jahren berichteten alle Frauen wieder über einen normalen Menstruationszyklus. Schwangerschaften traten in beiden Gruppen gleich häufig ein.
Die Ergebnisse dieser Studie wurden im vergangenen Jahr in dem international renommierten Journal of Clinical Oncology publiziert und haben dazu geführt, dass dieser Ovarschutz weltweit nicht mehr erfolgen muss.
Für seine neuen Erkenntnisse aus der ZORO-Studie ist Professor Gerber mit dem John-Mendelson Studienpreis 2012 der Deutschen Krebsgesellschaft ausgezeichnet worden. Mit ihrer kontinuierlichen Arbeit zur Etablierung klinischer Studien bei Brustkrebs hätten die Forscher der deutschen Gynäkologie zu internationaler Geltung verholfen, würdigt die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG). Alle zwei Jahre wird die beste klinische Studie mit dem DKG-Studienpreis ausgezeichnet. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft in Deutschland mit Sitz in Berlin. Ihre rund 6000 Mitglieder beschäftigen sich mit der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen.
Prof. Dr. Bernd Gerber
Universitätsfrauenklinik am
Klinikum Südstadt
T: 0381 4401 4500
E-Mail: ufk-sekretariat@med.uni-rostock.de
Prof. Dr. Bernd Gerber
(Foto: ITMZ/Uni Rostock)
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