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Wissenschaft
Die Bewertung des Bolognaprozesses durch den Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Dr. Horst Hippler, stößt bei den sechs in der Hochschulallianz für Angewandte Wissenschaften HAWtech zusammengeschlossenen Hochschulen auf deutliche Kritik. „Die von ihm aufgeführten Probleme an deutschen Universitäten spiegeln weniger die Unzulänglichkeiten des Bolognaprozesses selbst wider als vielmehr die zögerliche und zuweilen fehlende Bereitschaft zur Reform an einigen Universitäten“, sagt der Sprecher der HAWtech, Prof. Dr. Michael Heine, Präsident der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin).
Hippler beklage zu Unrecht die Kürze der Bachelorausbildung, die Verdichtung und die damit einhergehende Verschulung des Studiums sowie die fehlende internationale Vergleichbarkeit der Studienleistungen. Tatsächlich seien die Hochschulen nicht gezwungen worden, sechssemestrige Bachelorprogramme anzubieten und auf Entrümpelungen zu verzichten; an Fachhochschulen hätten sich folgerichtig auch sieben- und achtsemestrige Angebote bewährt. Überdies existiere keine Vorschrift, wonach im Ausland erbrachte Leistungen nur dann anerkannt werden dürfen, wenn die Inhalte eins zu eins mit denen der Heimathochschule übereinstimmen. Fazit des HAWtech-Sprechers: „Die vom HRK-Präsidenten benannten Probleme sind im Wesentlichen hausgemacht“.
Dass es auch anders geht, haben nach Meinung der HAWtech die Fachhochschulen gezeigt. Die erfolgreiche Umsetzung des Bolognaprozesses beruhe dabei, anders als von Prof. Dr. Hippler behauptet, nicht auf unterschiedlichen Bildungsaufträgen. Denn auch an Universitäten werde berufsbezogen ausgebildet – man denke nur an die Lehrer-, Ingenieur- oder Juristenausbildung. Umgekehrt werde heutzutage auch an Fachhochschulen erfolgreich geforscht; außerdem werden in nennenswertem Umfang allgemeinwissenschaftliche Ergänzungskurse und Studien Generale angeboten.
Ein deutscher Ausstieg aus dem Einheitlichen Europäischen Bildungsraum ist nach Auffassung der HAWtech weder möglich noch wünschenswert. Stattdessen müssten die vor allem selbst produzierten Unzulänglichkeiten an den Hochschulen konsequent überwunden werden. „Dazu ist Reformwille und selbstverständlich auch Geld notwendig“, resümiert Prof. Dr. Heine. Dass es in diesem Prozess hilfreich wäre, wenn die staatlichen Instanzen die Autonomie der Hochschulen ernst nehmen und auf kleinliche Vorgaben verzichten würden, stehe allerdings auch außer Frage.
Die Hochschulallianz für Angewandte Wissenschaften HAWtech stellt einen Zusammenschluss führender deutscher Fachhochschulen mit einem Schwerpunkt im Bereich der Ingenieurwissenschaften dar. Unter der Leitidee „Starke Regionen, starke Hochschulen - Interessen verbinden“ haben sich die FH Aachen, HTW Berlin, HS Darmstadt, HTW Dresden, HS Esslingen und HS Karlsruhe zusammengefunden, um gemeinsam in Themen der Lehre, der Forschung, der Internationalisierung, Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit Synergien zu schaffen und neue Maßstäbe zu setzen. Jede der beteiligten Hochschulen verfügt über einen ausgeprägten technischen Schwerpunkt, besitzt in diesem Bereich eine sehr hohe Reputation und hat ihren Standort in einer wirtschaftlich attraktiven Region in Deutschland. Insgesamt sind an den Hochschulen der HAWtech rund 53.000 Studierende eingeschrieben.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
fachunabhängig
überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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