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Unser Gehirn unterscheidet automatisch zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen; die unwichtigen Reize gelangen gar nicht erst in unser Bewusstsein. Bei vielen Schizophrenie-Patienten ist dieser Prozess gestört - ein Hinweis darauf, wie wichtig dieser "Filter" ist. Die Amerikanische Gesundheitsbehörde NIH hat nun die Förderung eines Forschungsprojekts der Universitäten Yale und Bonn beschlossen, das die "Filter"-Strukturen des menschlichen Gehirns identifizieren möchte. Die NIH unterstützt die Universität Bonn in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 500.000 Dollar.
Das Gehirn wird unablässig mit einer Flut von Signalen konfrontiert, von denen es die wichtigen zur Weiterverarbeitung auswählen und die unwichtigen aussondern muss. Wenn wir diese Entscheidung für jeden Reiz bewusst treffen müssten, wäre unser Gehirn schnell völlig überlastet. Daher hilft sich das Gehirn mit sogenannten "kognitiven Filterprozessen", die unwichtige Sinnesreize bereits abschwächen, bevor sie ins Bewusstsein gelangen können. Störungen dieser automatischen Filterfunktion können schwere psychische Störungen verursachen.
Die elektrischen Spuren kognitiver Filterprozesse können mit dem EEG aufgezeichnet und untersucht werden. So lösen zum Beispiel akustische Reize wie einfache Klicks nach 50 Millisekunden ein elektrisches Signal aus, das "P50" genannt wird. Wiederholungen dieser Klick-Geräusche rufen dann nur noch eine deutlich kleinere P50-Antwort hervor. Eben dieser Filterprozess ist bei schizophrenen Patienten gestört - und nicht nur bei ihnen, sondern auch bei 50% ihrer gesunden Verwandten. Neuere Untersuchungen sprechen inzwischen dafür, dass die Ursache für diese Filterstörung in einer Region des Chromosoms 15 liegen könnte, die das Gen für einen Nikotinrezeptor enthält.
Die Bonner Klinik für Epileptologie und das "Department of Psychiatry" der Yale University in den USA nutzen den Umstand, dass bei manchen Epilepsie-Patienten vor einer Hirnoperation Elektroden direkt auf die Gehirnoberfläche oder in das Gehirn eingepflanzt werden müssen, um den Ursprungsort der Anfälle zu lokalisieren. Mit derartigen Elektroden ist es nun auch möglich, die Gehirnregionen zu identifizieren, in denen kognitive Filterprozesse stattfinden: In einer einfachen Untersuchung werden die Patienten lediglich gebeten, sich für einige Minuten Klick-Geräusche anzuhören. Die elektrischen Antworten, die diese Reize im Gehirn auslösen, können so unmittelbar vor Ort aufgezeichnet werden. Auf diese Weise wollen die Wissenschaftler die anatomischen Grundlagen kognitiver Filterprozesse aufspüren, um so zur Aufklärung der Entstehung psychischer Störungen beizutragen.
Ansprechpartner für die Medien: Priv.-Doz. Dr. Dr. Thomas Grunwald, Universitätsklinik für Epileptologie, Tel.: 0228/287-6399, Fax: 0228/287-9000, E-Mail: thomas.grunwald@ukb.uni-bonn.de, oder Prof. Dr. Christian E. Elger, Direktor der Universitätsklinik für Epileptologie, Tel.: 0228/287-5727, Fax: 0228/287-6294, E-Mail: christian.elger@ukb.uni-bonn.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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