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Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit und eine verminderte geistige Leistungsfähigkeit…rund 700 000 Deutsche leiden an der Alzheimerschen Krankheit. Jetzt haben Ulmer Forscher um die Epidemiologin Professorin Gabriele Nagel und die Neurologin Professorin Christine von Arnim herausgefunden, dass die Konzentration der Antioxidantien Vitamin C und Beta-Carotin im Blutserum von Alzheimer-Patienten im Anfangsstadium niedriger ist als bei Gesunden.
Womöglich kann also über die Ernährung Einfluss auf Krankheitsentstehung und –verlauf genommen werden. Die Studie, für die 74 Personen mit leichter Demenz und eine gesunde Kontrollgruppe untersucht worden sind, ist in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of Alzheimer’s Disease (JAD) erschienen.
Morbus Alzheimer zählt zu den neurodegenerativen Krankheiten: Veränderungen im Gehirn durch so genannte Amyloid-ß-Plaques, Fibrillendegeneration sowie den Untergang von Nerven-Kontaktstellen (Synapsen) werden für die charakteristischen Symptome verantwortlich gemacht. Dabei steht Oxidativer Stress, bei dem die Sauerstoffverwertung im Körper behindert ist, im Verdacht, die Krankheitsentstehung zu begünstigen. Oxidativem Stress kann mit so genannten Antioxidantien entgegengewirkt werden. Ob die Konzentration der Antioxidantien Vitamin C und E, Beta-Carotin sowie Lycopin und Koenzym Q10 im Blut von Alzheimerpatienten nach unten abweicht, haben die Wissenschaftler in dem jetzt publizierten Fachbeitrag untersucht. „Um die Alzheimersche Krankheit beeinflussen zu können, müssen wir mögliche Risikofaktoren kennen“, sagt Gabriele Nagel zur Motivation für den Fachbeitrag.
Die Studienteilnehmer rekrutieren sich aus der Querschnittstudie „IMCA ActiFE“ (Activity and Function in the Elderly in Ulm), für die eine repräsentative Stichprobe von insgesamt rund 1500 Senioren untersucht wurde. Die 65- bis 90-Jährigen aus Ulm und Umgebung haben sich verschiedenen neuropsychologischen Tests unterzogen und Fragen zu ihrem Lebensstil beantwortet. Weiterhin wurde ihr Blut untersucht und der Body-Mass-Index (BMI), also das Verhältnis von Gewicht und Körpergröße, berechnet. Für die aktuelle Studie verglichen die Wissenschaftler 74 Personen (Durchschnittsalter 78,6 Jahre), bei denen „milde Demenz“ festgestellt wurde, mit einer Kontrollgruppe aus 158 gesunden Altersgenossen. Mit interessanten Ergebnissen: Die Konzentration von Vitamin C und Beta-Carotin war im Blut dementer Studienteilnehmer signifikant geringer als bei der Kontrollgruppe. Für alle anderen untersuchten Antioxidantien (Vitamin E, Lycopin, Koenzym Q10) wurde kein entsprechender Zusammenhang festgestellt.
Potentielle Störvariablen wie Schulbildung, Familienstand, BMI, Zigaretten- und Alkoholkonsum sind bei der Auswertung berücksichtigt worden. Möglicherweise könnten aber Faktoren wie die Zubereitung und Lagerung von Lebensmitteln sowie etwa Stress der Studienteilnehmer die Ergebnisse beeinflusst haben. Deshalb sollten die neuen Erkenntnisse in weiterführenden Untersuchungen bestätigt werden: „Längsschnittstudien mit mehr Teilnehmern sind notwendig, um den Einfluss von Vitamin C und Beta-Carotin auf die Alzheimersche Krankheit genauer zu untersuchen“, sagt Gabriele Nagel.
Vitamin C findet sich zum Beispiel in Zitrusfrüchten, Beta-Carotinoide werden über Karotten, Spinat oder etwa Aprikosen aufgenommen.
Die jetzt veröffentlichte Studie ist vom Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) im Zuge der Förderung des Geriatrischen Zentrums Ulm/Alb-Donau sowie von der Europäischen Union (IMCA ActiFE) unterstützt worden. Aus Ulm waren weiterhin Professor Albert Ludolph (Ärztlicher Direktor Klinik für Neurologie) und Professor Matthias Riepe von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II sowie Professor Richard Peter und Florian Herbolsheimer vom Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie beteiligt. Außerdem finden sich Professor Thorsten Nikolaus vom Geriatrischen Zentrum Ulm/Alb-Donau und Professor Hans Biesalski (Universität Hohenheim) unter den Autoren.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Gabriele Nagel, Tel.: 0731/50-31073, gabriele.nagel@uni-ulm.de
Prof. Dr. Christine v. Arnim, Tel.: 0731/500-63015, christine.arnim@uni-ulm.de
Christine A.F. von Arnim, Florian Herbolsheimer, Thorsten Nikolaus, Richard Peter, Hans K. Biesalski, Albert C. Ludolph, Matthias Riepe, Gabriele Nagel, and the ActiFE Ulm study group: Dietary Antioxidants and Dementia in a Population-Based Case-Control Study among Older People in South Germany. Journal of Alzheimer’s Disease. DOI 10.3233/JAD-2012-120634
http://iospress.metapress.com/content/h3215182vr7h5830/
Alzheimer-Forscherin und Oberärztin an der Ulmer Universitätsklinik für Neurologie: Professorin Chri ...
Foto: Uniklinik Ulm
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Professorin Gabriele Nagel forscht am Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie
Foto: privat
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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