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Wissenschaft
NF 2-98 19.05.1998
El Niño erweckt verschwundene Pflanzen zum Leben
"El Niño" das Klimaphänomen des Pazifiks mit Auswirkungen wahrscheinlich globalen Ausmaßes, führt nicht nur zu Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Wirbelstürmen oder, in anderen Regionen zu extremen Trockenheiten, die alle letztlich den Folgen der Temperaturerhöhung des Meerwassers zugeschrieben werden, es werden auch verschwundene Pflanzen zu neuem Leben erweckt.
In Chile, ebenso wie Peru der eigentliche und zentrale Bereich des "El Niño" haben die heftigen Regenfälle das Land von einer mehrjährigen und extremen Dürre erlöst. Die natürliche Vegetation reagierte bemerkenswert auf die Niederschläge: Die in mehreren Etappen aufgetretenen Regenfälle haben aus dem Boden seltenste Pflanzen hervorgelockt und teilweise völlig unerwartete wissenschaftliche Ergebnisse gebracht.
In München arbeitet eine Forschergruppe des Instituts für systematische Botanik der Universität seit einigen Jahren an der Erforschung der chilenischen Flora. Sie konnte kürzlich auf einer Forschungsreise sehr bemerkenswerte Funde machen, die alle in direktem Zusammenhang mit von " El Niño" hervorgerufenen Niederschlägen stehen. Arten der Gattungen Calceolaria (Pantoffelblume) oder Schizanthus (Spaltblume), z.T. seit über hundert Jahren verschollen oder gar für ausgestorben gehalten, hat der regen in der Atacama wieder hervorgezaubert. Aber auch für die Wissenschaft völlig neue Arten konnten auf dieser Expedition entdeckt werden. Allen voran eine prächtige Inkalilie (Alstromeria), eine Art, die sich in ihrer Eleganz mit tropischen Ochideen messen kann.
Die mit den europäischen Vergissmeinnichten verwandte Gattung Cryptantha,hat jetzt zum erstenmal seit langer Zeit die Vielfalt ihrer Arten in Chile gezeigt. Eine ganze Reihe von bisher unbekannten Arten dieser Gattung füllt die Lücken in der Kenntnis dieser Gruppe auf.
In der Gattung Alonsoa, benannt nach Alonso de Ercilla, einem der frühesten Dichter Chiles, bisher nur mit einer Art bekannt, konnte nun eine zweite, prächtige, feuerrot blühende Art gefunden werden.
Auf sehr unterschiedliche Weise können die Arten der Wüste die langen, offenbar eingeplanten Trockenperioden überdauern. Knollen und Zwiebeln können Jahre, ja sogar Jahrzehnte im Boden ruhen ohne beeinträchtigt zu werden. Geduldig warten sie, bis die Lebensbedingungen, insbesondere die Wasserversorgung ein Austreiben begünstigt. Spezielle Anpassungen haben die Wüstenpflanzen ausgebildet, die die langen Trockenzeiten in Form von Samen überstehen. Die Samen solcher nur kurze Zeit, meist weniger als einen Monat wachsenden und blühenden Pflanzen sind häufig zunächst gar nicht in der Lage auszukeimen, erwarten also deutlich eine Ruheperiode. Später, meist erst nach einigen Jahren, werden diese Samen in zeitlichen Abständen, sozusagen portionsweise keimfähig. Es verbleiben so auch nach Regenfällen noch genügend Samen als Reserve im Boden. Die Regenfälle, die auch Gebiete erfaßt haben, die seit langer Zeit trocken geblieben sind, haben diese alten Reserven im Boden erweckt.
Weitere Presseauskünfte bei Prof. Dr. Jürke Grau, Institut für Systematische Botanik der Universität München, Tel: 089/17861-254
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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