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Wissenschaft
Dreimal pro Sekunde springt unser Blick von einem Objekt zum nächsten – und damit auch das Bild auf der Netzhaut. Wie das Gehirn trotzdem stets weiß, wo sich wichtige Objekte befinden, und welchen Einfluss unsere Aufmerksamkeit darauf hat, untersucht der Psychologe Dr. Martin Rolfs. Ab Oktober wird er eine Emmy-Noether-Gruppe an der Humboldt-Universität zu Berlin leiten und assoziiertes Mitglied des Bernstein Zentrums für Computational Neuroscience Berlin (BCCN Berlin) sein. Das Förderprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ermutigt junge Spitzenforscher aus aller Welt durch den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe langfristig in Deutschland zu forschen.
Beim Blick über den Schreibtisch fokussieren wir ständig unterschiedliche Objekte –den Bildschirm, die Kaffeetasse, die Tastatur, dann wieder den Bildschirm. Mit jeder Augenbewegung springen diese Objekte über die Netzhaut und werden dort an einer anderen Stelle abgebildet. Wir nehmen diese Sprünge nicht wahr und können jederzeit sicher nach unserer Kaffeetasse greifen. Unser Gehirn muss also stets wissen, wo sich die relevanten Objekte jeweils im Bild befinden. In seiner neu gegründeten Emmy-Noether-Gruppe wird Martin Rolfs untersuchen, wie die visuelle Wahrnehmung durch unsere Aufmerksamkeit stabilisiert wird.
Wie Rolfs kürzlich zeigen konnte, wird die Position wichtiger Objekte im Blickfeld schon vor der Augenbewegung vorausberechnet. „Die Vorhersagen, die das Gehirn bei größeren Bewegungen des Körpers zu leisten hat, sind komplex und müssen Informationen aus verschiedensten Bereichen des Gehirns einbeziehen. Es ist absolut unklar ob und wie es unter diesen Bedingungen gelingt, visuelle Aufmerksamkeit auf die relevanten Stellen zu richten,“ erklärt Rolfs. Dies möchte er in den kommenden fünf Jahren unter besonders realistischen Bedingungen untersuchen. In Kollaborationen, unter anderem mit Professor Fred Hamker und Professor Ralf Engbert, sollen wichtige Verarbeitungsprozesse im Gehirn auch in theoretischen Modellen nachgebaut und damit der Beitrag unterschiedlichster Hirnregionen besser verstanden werden.
Bereits in seiner Diplomarbeit an der Universität Potsdam beschäftigte sich Rolfs mit Augenbewegungen, den kleinsten ihrer Art, die das Bild "abtasten" wenn wir gerade ein Objekt fokussieren. Nach seiner dortigen Promotion erforschte er unter anderem in Paris bei Professor Patrick Canvanagh und in New York gemeinsam mit Professor Marisa Carrasco das Zusammenspiel von Wahrnehmung und Bewegung.
Nach einem über vierjährigem Auslandsaufenthalt freut sich Rolfs auf die Rückkehr nach Deutschland: „Ich finde die Wissenschaftslandschaft in Deutschland sehr attraktiv. Ganz besonders die Hirnforschung in Berlin – die mit vielen großen Namen aufwarten kann – hat sich toll entwickelt.“ Durch die räumliche Ansiedelung am BCCN Berlin ist die Gruppe von Anfang an gut mit den vorhandenen Kompetenzen vernetzt. Leitern einer Emmy-Noether-Gruppe ist der Anteil der Lehre an ihrer Arbeit freigestellt. „Das empfinde ich als besonderes Geschenk. Es erlaubt mir, mich auf meine Forschung zu konzentrieren, ohne den Kontakt zu den Studenten zu verlieren“, erklärt Rolfs.
Die Förderung der Emmy-Noether-Gruppe durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ist auf fünf Jahre ausgelegt und zielt darauf ab, international herausragende Nachwuchswissenschaftler für den Forschungsstandort Deutschland (zurück) zu gewinnen.
Das Bernstein Zentrum Berlin ist Teil des Nationalen Bernstein Netzwerks Computational Neuroscience (NNCN). Das NNCN wurde vom BMBF mit dem Ziel gegründet, die Kapazitäten im Bereich der neuen Forschungsdisziplin Computational Neuroscience zu bündeln, zu vernetzen und weiterzuentwickeln. Das Netzwerk ist benannt nach dem deutschen Physiologen Julius Bernstein (1835-1917).
Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne:
Dr. Martin Rolfs
Bernstein Zentrum Computational Neuroscience
Humboldt-Universität zu Berlin
Philippstr. 13, Haus 6
10115 Berlin
E-Mail: Martin.Rolfs@bccn-berlin.de
http://www.martinrolfs.de Website von Martin Rolfs
http://www.nncn.de Nationales Bernstein Netzwerk Computational Neuroscience
http://www.hu-berlin.de Humboldt Universität zu Berlin
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Informationstechnik, Mathematik, Medizin, Psychologie
überregional
Personalia
Deutsch
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