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28.06.2002 22:25

Jan Philipp Reemtsma mit Leibniz-Medaille der Akademie ausgezeichnet

Renate Nickel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

    Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Philipp Reemtsma erhält die
    Leibniz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen
    Akademie der Wissenschaften

    PRESSEMITTEILUNG
    BBAW/PR-11/2002
    SPERRFRIST 29. JUNI 2002

    Im Rahmen des Festaktes zum diesjährigen Leibniz-Tag verleiht die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Jan Philipp Reemtsma in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Förderung der Wissenschaften die Leibniz-Medaille.

    Professor Dr. phil. Dr. h.c. Jan Philipp Reemtsma, 1952 in Bonn als Sohn einer bedeutenden Unternehmerfamilie geboren, kann ein Stifter aus Leidenschaft genannt werden. Er, der selbst nicht mehr unternehmerisch tätig sein wollte, hat es sich vielmehr zur Aufgabe gemacht, sich für die Förderung von Wissenschaft und Kunst einzusetzen.
    In Hamburg studierte er Germanistik und Philosophie, 1993 wurde er zum Dr. phil. promoviert und ist heute Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Hamburg. Reemtsma ist der seltene Fall eines Mäzens, der auf den Feldern, auf denen er als Stifter wirkt, auch selbst wissenschaftlich tätig ist. Was ihn, den vielseitigen Philologen und Sozialwissenschaftler umtreibt und fasziniert, fördert er in seiner Eigenschaft als public intellectual und Autor: Aufklärung.
    Sein Interesse als Stifter gilt zunächst der Literatur und hier vor allem zwei Gestalten, nämlich Arno Schmidt, dem er auch persönlich verbunden war, und Christoph Martin Wieland. So gründete er 1981 die Arno Schmidt Stiftung, deren Zweck u.a. die Herausgabe der Werke des Autors - Reemtsma ist selbst Mitherausgeber der "Bargfelder Ausgabe" der Werke Schmidts - und die Erschließung seines literarisch-künstlerischen Nachlasses ist. Darüber hinaus vergibt die Stiftung, der Reemtsma seit 1983 auch vorsteht, einen angesehenen Literatur-Preis. Für Chr. M. Wieland, dessen "Politische Schriften, insbesondere zur Französischen Revolution" er mit herausgegeben hat, hat er sich ebenfalls durch die energische ideelle wie finanzielle Förderung von Editionsprojekten eingesetzt, nicht zuletzt auch an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
    Reemtsmas Interesse gilt aber in einem sehr viel komplexeren Sinne der Beförderung von Aufklärung in der Gesellschaft: Große öffentliche Anerkennung hat er sich insbesondere 1984 mit der Gründung des Hamburger Instituts für Sozialforschung erworben, einer Stiftung, deren Vorstand er seitdem ist. Als ein Ort kritischen Denkens betreibt das Institut in Gestalt wissenschaftlicher Projekte, Tagungen, Ausstellungen etc. ein vielfältiges Forschungsprogramm. Derzeit gibt es u.a. drei große Arbeitsbereiche, nämlich 'Theorie und Geschichte der Gewalt', 'Die Gesellschaft der Bundesrepublik' sowie 'Nation, Ethnizität und Fremdenfeindlichkeit'. Das bislang wohl bekannteste Projekt dürfte die aufsehenerregende Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" sein, die von 1995 bis 1999 in mehr als 30 Städten in Deutschland und Österreich gezeigt wurde und inzwischen, einem neuen Konzept folgend, wieder zu sehen ist. Kein geschichtspolitischer Versuch hat die deutsche Öffentlichkeit bislang so bewegt und zu Kontroversen geführt wie die sogenannte Wehrmachtsausstellung, die selbst schon zu einem Stück Zeitgeschichte geworden ist.
    Reemtsma ist jedoch nicht nur Stifter und Philologe, sondern nicht zuletzt auch ein Autor, Redner und Publizist von enormer Belesenheit und profunder Gelehrsamkeit, der mit großer Sensibilität und Differenzierungsvermögen souverän die unterschiedlichsten Sujets thematisiert. Beispiele seines literarischen Schaffens sind: "Mehr als ein Champion. Über den Stil des Boxers Muhammad Ali" (1995), "Im Keller" (1997) "Mord am Strand. Allianzen von Zivilisation und Barbarei" (1998) sowie jüngst "'Wie hätte ich mich verhalten?' und andere nicht nur deutsche Fragen" (2001).
    Sein Wirken als Mäzen und Intellektueller ist vielfach gewürdigt worden: So ist er u. a. Träger des Lessing-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg und des Niedersächsischen Kunstpreises für Literatur/Nicolas-Born-Preis. Die Universität Konstanz zeichnete ihn mit der Ehrendoktorwürde aus, die Universität Duisburg verlieh ihm 1999 die Gerhard-Mercator-Professur.
    Indem die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Jan Philipp Reemtsma ihre höchste Auszeichnung für besondere Verdienste um die Förderung der Wissenschaften verleiht, ehrt sie eine Persönlichkeit, die sich mit ihrem besonderen mäzenatischen Interesse in ungewöhnlicher Weise für die Wissenschaft und zugleich für eine humanere, aufgeklärte Gesellschaft einsetzt.

    Die Leibniz-Medaille ist neben der Helmholtz-Medaille, die für herausragende wissenschaftliche Leistungen verliehen wird, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Mit ihr würdigt die Akademie besondere Verdienste um die Förderung der Wissenschaften. Erstmals wurde die Medaille 1998 an Dr. Heinrich Pfeiffer verliehen. Zu den bisher Ausgezeichneten gehört auch Prof. Dr. h.c. mult. Berthold Beitz - er erhielt die Leibniz-Medaille im Jahre 2000 zum 300jährigen Akademiejubiläum.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Personalia, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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