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01.07.2002 14:36

The First International Conference on Economics and Human Biology (Tübingen, 11.-14. Juli 2002)

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    The First International Conference on Economics and Human Biology (Tübingen, 11.-14. Juli 2002)

    Das Ziel der geplanten Konferenz besteht darin, die komplexen und symbiotischen Beziehungen zwischen dem Menschen als biologischem Wesen und seiner ökonomischen Umwelt zu untersuchen. Die Konferenz wird von Prof. Dr. Jörg Baten (Univ. Tübingen) und Prof. John Komlos Ph.D. (Univ. München) gemeinsam veranstaltet und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell unterstützt.

    Mehr als 70 bekannte Wissenschaftler aus aller Welt werden berichten, auf welche Weise die menschliche Biologie über den ganzen Lebensweg hinweg von der ökonomischen Entwicklung beeinflusst wird: Prozesse wie Industrialisierung, Urbanisierung und Kommerzialisierung, aber auch die Existenz von landwirtschaftlicher Selbstversorgung oder die Sozialpolitik wirken auf Gesundheit und biologische Wohlfahrt. Sozialpolitische Kräfte beeinflussen die Gesundheit durch Einkommens-umverteilung, Eigentumsrechte innerhalb der medizinischen Versorgungssysteme sowie Schulpolitik. Die prinzipielle Idee dieser Konferenz besteht darin, daß die Wohlfahrt der Bevölkerung eine starke biologische Komponente hat, und nicht allein durch das Einkommen gemessen werden kann. Der Human Development Index der Vereinten Nationen betont diesen Aspekt ebenfalls.
    Die Gesundheit im allgemeinen, einschließlich der Häufigkeit und Dauer von Krankheiten (sowohl endemisch als auch epidemisch), die Schadstoffbelastung und die Lebenserwartung sind Faktoren, die einen wichtigen Beitrag zur Wohlfahrt leisten. Gleichzeitig gibt es Interdependenzen zwischen der menschlichen Biologie und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Gesunde Individuen führen in der Regel längere, kreativere und produktivere Leben, so daß sie den Lauf der ökonomischen Entwicklung in der Zukunft positiv beeinflussen können. Wir werden über die Einwirkungen von Mangelernährung auf Produktivität und Arbeitskraft diskutieren (z.B. auf Basis der Studie von T. Paul Schultz, Yale University). Während es zweifelsfrei feststeht, daß extreme Mangelernährung einen deutlichen Einfluß hat, muß speziell der Einfluß von geringer Mangelernährung geklärt werden (mild to moderate malnutrition).
    Daher ist das Interesse der Entwicklungsökonomen auf gesundheitliche sowie anthropometrische Indikatoren gerichtet, wie zum Beispiel auf das Gewicht, das Geburtsgewicht, die Körpergrösse und den Body Mass Index (Gewicht in kg geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat). Zudem können mit diesen Indikatoren ökonomische Analysen für wichtige Teilbevölkerungen durchgeführt werden, wenn andere Informationen fehlen. Interessante Studien wurden z.B. zu Kindern, Hausfrauen und den Bewohnern von Slums in weniger entwickelten Ländern (z.B. im südafrikanischen Soweto) durchgeführt.
    Durch die Verwendung der anthropometrischen Methoden und gesundheitsbezogener Daten können wir entscheidende Einsichten dazu gewinnen, wie ökonomische Veränderungen solche "stillen" Bevölkerungen beeinflussen. Zusätzlich gibt es zahlreiche Gesellschaften, in denen ökonomische Daten entweder nicht verfügbar oder nicht über jeden Verdacht erhaben sind, z.B. für die stalinistische Sowjetunion oder das heutige Nordkorea. Unser Ansatz schafft eine sinnvolle Ergänzung zu den herkömmlichen ökonomischen Indikatoren und füllt eine bemerkenswerte Lücke in unserem Wissen über derartige Gesellschaften. Auch zeitlich kann eine enorme Ausdehnung des bisherigen Kenntnisstandes erreicht werden, so vergleicht z.B. Nikola Köpke (Univ. Tübingen) Agrarentwicklung und Gesundheit in der römischen Antike anhand von Skeletten, Marianne Schweich und Christopher Knüsel (Univ. Bradford) sowie Richard Steckel (Ohio State Univ.) knüpfen mit ähnlichen Methoden direkt daran an und verfolgen Gesundheit und Körpergrößen über das Mittelalter bis in die Neuzeit.
    Diese interdisziplinäre Konferenz wird Wissenschaftler aus der Entwicklungsökonomie, Gesundheitsökonomie, Wirtschaftsgeschichte, Humanbiologie, Public Health, Gesundheitsforschung, Medizin, Epidemiologie, Demographie, Soziologie, Physik, biologischen Anthropologie, den Ernährungswissenschaften, Auxologie, Anthropometrie und Politikwissenschaften zusammenbringen, und durch diese disziplinenübergreifende Arbeitsweise wichtige Fragen klären, wie z.B.: Wie eng ist die Verbindung zwischen geringfügiger und mäßiger Mangelernährung und der Sterblichkeitsrate in der quantitativen Analyse? Welche Art von Ernährung hat den stärksten Einfluß auf Gesundheitsprobleme? Sind anthropometrische Maßstäbe geeignet, um die Wohlfahrt auch in relativ fortgeschrittenen Volkswirtschaften zu messen? Welche Auswirkungen haben die prekäre Ernährungssituation und die großen medizinischen Probleme in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion? Um nur einige Beispiele aus dem Programm zu nennen: Alan Dangour (Cambridge Univ.) stellt etwa eine drastische Abnahme der Körpergröße von Kindern in Kasachstan, und eine erhebliche Zunahme der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern fest. Die ungleiche Versorgung von Mädchen und Jungen mit Nahrung und medizinischen Ressourcen wird auch von Siddiq Osmani (Univ. Belfast, in einer gemeinsamen Studie mit Amartya Sen) untersucht. Durch die gesundheitliche Beeinträchtigung der Mütter in Südasien werden auch männliche Nachkommen geschädigt.

    Konferenzort ist das Schloß Hohentübingen, mitten in Tübingen gelegen und gut erreichbar vom Stuttgarter Flughafen. Die Konferenzräume ("Fürstenzimmer") im Schloß bieten eine ausgezeichnete Infrastruktur mit moderner Ausstattung.

    Nähere Informationen:

    Prof. Dr. Jörg Baten
    Wirtschaftswiss. Sem. der Univ. Tübingen
    Abteilung Wirtschaftsgeschichte
    Mohlstraße 36
    72074 Tübingen 80539 München
    Tel. 0 70 71/2 97 29 85
    Fax 0 70 71/29 39 26
    e-mail: joerg.baten@uni-tuebingen.de

    John Komlos, Ph.D.
    Volkswirtschaftl. Fakultät der Univ. München
    Sem. für Wirtschaftsgeschichte
    Ludwigstr. 33/IV
    80539 München
    Tel. 0 89/21 80-31 69
    e-mail: komlos@econhist.vwl.uni-muenchen.de

    Im Internet: http://www.uni-tuebingen.de/uni/wwl/baten.html
    Im Internet: http://www.vwl.uni-muenchen.de/ls_komlos


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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