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03.07.2002 18:26

Neue Ausgabe Diskurs: Sicherheitsrisiko Jugend?

Dr. Barbara Keddi Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

Man muss nicht unbedingt den 11. September 2001 bemühen, um gegenüber Vermutungen des Kalibers "Sicherheitsrisiko Jugend?" ernsthafte Zweifel anzumelden. Bereits eine unaufwendige Begutachtung von Gepflogenheiten, wie Menschen die ihnen von Politik und Wirtschaft jeweils aufgemachten Ausgangsbedingungen fürs Zurechtfinden in Familie, Schule, Ausbildung und Beruf alltäglich parieren, dürfte deutlich machen, dass Jugendliche hierbei nicht unbedingt schon als Avantgarde gesellschaftsgefährdender Umtriebe anzutreffen sind - mit anderen Worten: Ihre Macht, Unheil anzurichten, hält sich in Grenzen.
Warum also ein solcher Titel - formuliert noch dazu von einem sozialwissenschaftlichen Institut, das Jugend im Schilde führt, ohne sie bislang als "Risiko" für wen oder was auch immer vorzuführen? Weil Jugend in Öffentlichkeit und Politik in unterschiedlichen Schattierungen immer wieder zu einem Sicherheitsrisiko - kriminell, gewalttätig, fremdenfeindlich, drogensüchtig - erklärt wird? Weil der aktuelle Sicherheitsbericht der Bundesregierung Jugendkriminalität als Schwerpunktthema gewählt hat? Gerade die in diesem Dokument zusammengefassten Befunde machen unmissverständlich deutlich, dass das Abweichungs- und Delinquenzpotential Jugendlicher nicht schon als Grund für eine solche dramatisierende Etikettierung herhalten kann - wohl aber als Anlass, der Prävention von Viktimisierung und sozialer Ausgrenzung junger Menschen verstärkt Aufmerksamkeit zu schenken, da diese zentrale Risikofaktoren späterer Delinquenz darstellen.

Karin Böllert
Jugend als politischer Sündenbock
Rechtfertigt ein Anstieg jugendlicher Delinquenz schon eine mediale Inszenierung junger Menschen als eine Generation, die den Älteren das Fürchten lehrt, ihnen Angst macht und ihre Sicherheit bedroht? Welche Antworten hier auch im Einzelnen überzeugen mögen - Versuche, Jugend als Sicherheitsrisiko zu thematisieren und zum Sündenbock gesellschaftlicher Fehlleistungen zu machen, können nicht davon ablenken, dass Jugend längst zum Symbol für eine risikobelastete Gesellschaft geworden ist.

Helga Cremer-Schäfer
Öffentliche Debatten über die "gefährliche und gefährdete Jugend"
Überlegungen anlässlich eines (vorläufigen) Endes
Öffentliche Skandalisierungskampagnen ("moral panics"), die eine "gefährliche und
gefährdete Jugend" als sozialen Tatbestand konstruieren, schaffen vor allem eins: Feindbilder. Dabei kommt es zu fatalen Problemverschiebungen und Personalisierungen, mittels derer Fragen, was an gesellschaftlichen Verhältnissen Unbehagen verursacht, in Fragen und Antworten, wer Angst macht, untergehen.

Richard Blath
Jugendpolitische Folgerungen aus dem Ersten Periodischen Sicherheitsbericht der Bundesregierung
Der Autor, selbst Mitglied des mit der Erstellung des Berichts beauftragten Gremiums, fokussiert anhand von 13 Statements zentrale Aussagen und Problemstellungen des Dokuments unter einer spezifisch jugendpolitischen Perspektive.

Ausgewählte Risikobereiche Jugendlicher

Familie und Clique als Risiko - Kinderdelinquenz und
Jugendgewalt unter einer Geschlechterperspektive
Kirsten Bruhns und Svendy Wittmann / Sabrina Hoops und Hanna Permien / Gabi Heinemann
Vorgestellt werden Befunde zweier Untersuchungen des Deutschen Jugendinstituts, die Aufschlüsse über Kinderdelinquenz und Jugendgewalt sowie den Einfluss von Familie und Clique auf diese Phänomene liefern. Zudem stellt MaDonna Mädchenkult.Ur e.V. einen gewaltpräventiven Ansatz aus der Jugendhilfepraxis vor, der auf den Zusammenhang von Jugend- und Straßengewalt mit häuslicher und sexueller Gewalt zwischen den Geschlechtern sowie sexuellem Missbrauch und Kindesmisshandlung in den Familien abzielt.

Risikoverhalten im Jugendalter durch Drogengebrauch - akzeptiertes Konfliktlösungsmuster oder sanktioniertes jugendkulturelles Verhalten?
Brigitte Seifert / Beate Locher
Einführend werden in Kontrastierung von Entwicklungspsychologie, Gesundheitpolitik und Suchtprävention unterschiedliche Deutungsweisen des Risikoverhaltens Jugendlicher skizziert wie auch die Wechselwirkung zwischen den veränderten Sichtweisen der Entwicklungspsychologie und Jugendforschung sowie den Umorientierungen in der Prävention seit Mitte der 80er Jahre gewürdigt. Im zweiten Beitrag werden Ergebnisse einer Studie vorgestellt, in der sportvereinsgebundene und nicht vereinsgebundene Jugendliche hinsichtlich ihrer Suchtgefährdung verglichen werden. Dabei zeigt sich, dass Sportvereine gegenüber Alkohol- und Nikotinkonsum eine unterschiedliche Protektivfunktion ausüben. Haupteinflussgrößen für den Substanzgebrauch Jugendlicher bilden das Vereinsmilieu und die Jugend- und Übungsleiter.

Risiko Kriminalitätsprävention - zwischen Stigmatisierung und Hilfe
Gabriele Gabriel / Kristin Ferse
Einleitend wird das in der Prävention von Kinder- und Jugendkriminalität vorherrschende
Verhältnis von Polizei und Justiz auf der einen und der Kinder- und Jugendhilfe auf der
anderen Seite beleuchtet. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen gesetzlichen Aufträge
der jeweiligen Institutionen und ihrer verschieden Handlungsperspektiven werden typische
Konflikt- und Abschottungsmuster problematisiert. Das Interventions- und Präventionsprojekt
Dresden zeigt auf, welche Hilfe- und Unterstützungsangebote Kindern und Jugendlichen
unmittelbar nach Kontakt mit der Polizei von Seiten der Jugendhilfe eröffnet werden können.
Berichtet wird über fünf Jahre Praxiserfahrungen.

Fremdenfeindlichkeit - kontroverse Deutungsmuster und Praxisansätze
Klaus Wahl / Peter Rieker / Peter Steger
Vor dem Hintergrund mehrerer, interdisziplinär angelegter empirischer Untersuchungen zur Entstehung von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus werden Thesen zur Diskussion gestellt, die Zweifel daran anmelden, in den "üblichen Verdächtigen" wie Arbeitslosigkeit, ungenügende Bildung oder Werteverfall schon umstandslos die "Ursachen" ausmachen zu können. Des weiteren werden Ansätze skizziert, die darauf abzielen, Formen von Fremdenfeindlichkeit pädagogisch entgegenzuwirken. Exemplarische Erfahrungen in der praktischen Arbeit mit fremdenfeindlich orientierten Jugendlichen beschließen den Workshop.

interview

Kinder und Jugendliche - Täter und Opfer. Zum Ersten Periodischen Sicherheitsbericht der Bundesregierung
Interview mit Horst Schüler-Springorum
Das Klischee, wonach eine alte hilflose Frau von jungen Räubern und Vandalen angefallen wird, ist so dominant, dass die Angst vor der Jugend nach wie vor eine zentrale Rolle im Sicherheitsempfinden von Erwachsenen spielt. Vor dem Hintergrund eigener kriminologischer Forschungs-, Lehr- und Praxiserfahrungen kommentiert Horst Schüler-Springorum zentrale Problemstellungen des Sicherheitsberichtes.

spektrum

Clemens Dannenbeck
Differenz(en) in der Sozialen Arbeit
Pädagogisch-praktische Überlegungen zu Kultur- und Fremdheitsdiskursen
Debatten um und über Differenz(en) haben Konjunktur. Auch in den Erziehungswissenschaften hat das Differenzparadigma inzwischen Einzug gehalten. Empirischer Ausgangspunkt ist die "Entdeckung" der kulturellen Heterogenität ihres Klientels und die praktischen Probleme, die damit in Verbindung gebracht werden.

Karin Jampert
Schlüsselsituation Sprache
Spracherwerb im Kindergarten unter besonderer Berücksichtigung mehrsprachiger Kinder
In Auseinandersetzung mit den Bedingungen des frühkindlichen Prozesses des Spracherwerbs geht die Autorin davon aus, dass das Kind Sprache nicht einfach vorfindet, sondern sie sich aktiv konstruiert. Untersucht wird aus der Perspektive des Kindes, wie Kinder im Vorschulalter Sprache verwenden und so ihre sprachliche Entwicklung vorantreiben.

trends

Karin Haubrich / Christian Lüders
Evaluation - hohe Erwartungen und ungeklärte Fragen
Der steigenden Nachfrage nach Evaluation steht im deutschsprachigen Raum eine noch vergleichsweise unübersichtliche Fachdiskussion gegenüber. Angesichts der in vielen Politik- und Praxisfeldern vorhandenen professionellen Lücken stehen Forschungsdinstitute wie das Deutsche Jugendinstitut vor der Herausforderung, konzeptionelle und methodologische Antworten auf neue Fragestellungen in der Evaluationsdebatte zu finden.


Weitere Informationen:

http://cgi.dji.de/cgi-bin/projekte/diskursheft.php?jahr=2001&num=3


Bilder

Ergänzung vom 04.07.2002

versehentlich wurden die bibliografischen Angaben zum neuen Diskurs "Sicherheitsrisiko Jugend?" nicht mitgeschickt:

Herausgeberkreis DISKURS (Hrsg.): Sicherheitsrisiko Jugend? Heftthema.
DISKURS, Jahrg.: 11, 2001, Heft 3

Studien zu Kindheit, Jugend, Familie und Gesellschaft
München: DJI Verlag, ISSN 0937-9614
drei Hefte jährlich
Jahresabo: DM 57,- (zuzügl. Versandkosten)
Einzelhefte DISKURS: DM 24,--

Redaktion: Hans Lösch, Deutsches Jugendinstitut, email: loesch@dji.de

Alleinvertrieb: Verlag Leske + Budrich: Postfach 300551, 51334 Leverkusen, Tel: 02171/4907-0, Fax: 02171/4907-11;
email:Lesbudpubl@aol.com, Website:www.leske-budrich.de


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Recht
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

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