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08.11.2012 12:00

Mensch, Fisch! Landesmuseum Natur und Mensch zeigt neue Ausstellung

Dipl. Biol. Lena Nietschke Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Landesmuseum Natur und Mensch

    Oldenburg. Vom 10. November bis zum 7. April 2013 ist im Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg die Sonderausstellung „Mensch, Fisch!“ zu sehen.
    Sie informiert zum einen über die evolutionsbiologischen Voraussetzungen des Organismus ‚Fisch' und die daraus resultierenden umweltrelevanten Bedingungen; zum anderen bietet sie Hintergrundwissen und aktuelle Fakten in den Segmenten, in denen sich Fisch und Mensch direkt begegnen: am Gartenteich, vorm Aquarium, beim Fischfang, als Nutzer von Aqua- und Marikultur. Eine Vielfalt von etwa 300 Exponate ermöglicht einen umfassenden und immer wieder neuen Blick auf die Berührungspunkte zwischen Mensch und Fisch.

    Aquarien, moderne Forschungstechniken, interaktive Medienstationen, historische Fischpräparate, archäologische und ethnografische Objekte, anschauliche Modelle und künstlerische Werke - die Vielfalt der Exponate ermöglicht einen umfassenden und immer wieder neuen Blick auf die Berührungspunkte zwischen Mensch und Fisch. Die Ausstellung ist in acht Hauptthemenfelder gegliedert:

    Evolution
    Fische stellen die ältesten Klasen der Wirbeltiere. Sie entwickelten sich vor etwa 410 Millionen Jahren und lassen sich seit dem Silur anhand von Fossilien nachweisen. Zu den etwa 26.000 heutigen Arten von „Echten Fischen“ – sie haben einen Kiefer und zwei Paar Flossen – zählen die Knorpelfische und Knochenfische. Zu Ersteren gehören z.B. Haie und Rochen, zu Letzteren fast alle anderen Fischgruppen. Auch Quastenflosser sind Knochenfische. Dank aufwendiger Spezialausrüstung gelangen die ersten Unterwasserfotos lebender Exemplare im Jahre 1987 dem deutschen Forscher Hans Fricke. Das „lebende Fossil“ wird als ein möglicher Modellfall für den Übergang zum Landleben auf vier Extremitäten diskutiert und ist in der Ausstellung als originalgetreues Modell zu sehen.

    Fische als Nahrungsmittel
    Etwa 80 Millionen Tonnen Meeresorganismen landet die marine Fangfischerei jährlich an, gut zwei Drittel davon sind Fische. In Deutschland lag der Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch und Meeresfrüchten im Jahr 2011 bei 15,6 kg – deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von knapp 19 kg. Doch Probleme mit Wasserqualität, Meeresverschmutzung, Klimaveränderungen und Überfischung erfordern eine Reaktion. Am Beispiel aktueller Forschungsergebnisse gibt dieser Ausstellungsteil Auskunft über den aktuellen Zustand der Meere und der Fischpopulationen sowie über Lösungsansätze und ihre Grenzen, z. B. von Fangquoten, Siegeln für nachhaltige Fischerei oder von Aqua- und Marikultur. Letztere hat in der jüngsten Vergangenheit eine rasante technische Entwicklung aufzuweisen, die beispielsweise Lachse oder Heilbutt zu wirtschaftlichen Bedingungen erzeugt. Selbst bei Stören gibt es zurzeit erfolgversprechende Versuche in Nordwestdeutschland, Kaviar zu gewinnen. Einrichtungen der Aqua- und Marikultur können aber auch erhebliche Umweltbelastungen verursachen, so z.B. durch Medikamente, Futterzusätze, Überfütterung und Kotreste.

    Kulturlandschaft
    Schon seit der Steinzeit nutzen und gestalten Menschen die Gewässer der norddeutschen Region. Die jeweiligen Fanggeräte illustrieren anschaulich die Entwicklung von der Fischjagd zur modernen Sportfischerei. Versuche zur Wiedereinbürgerung von Stör, Lachs und Meeresforelle werden genauso
    vorgestellt wie aktuelle Bemühungen zum Schutz der Fische z. B. durch Wiederherstellung naturnaher Flussverläufe, die zugunsten des gesamten Artenspektrums dieser Lebensräume wirken.
    Zu sehen ist ein wertvolles historisches Präparat vom Europäischen Stör, Acipenser sturio, der inzwischen in unserer Region ausgestorben ist. Nur in Frankreich im Bereich der Gironde hat ein kleiner Bestand überlebt. Es werden große Anstrengungen unternommen, die freilebenden Störe zu erhalten. Aus einer Nachzucht wurden in den vergangenen Wochen Jungtiere im Bereich der Elbe freigelassen. Zusammen mit der Wiederansiedlung des Atlantischen Störs, Acipenser oxyrinchus, in der Ostsee ist dies ein Projekt von nationaler Bedeutung für Deutschland. In der Ausstellung wird aktuell über die Wiedereinbürgerung der Störe berichtet.

    Heimtiere
    Fische werden seit Jahrtausenden in menschlicher Obhut gehalten. Die Zucht von Fischen außergewöhnlicher Formen und Farben entwickelte ihren frühen geografischen Schwerpunkt in Ostasien, vor allem in Japan und China. Noch heute haben Koi-Karpfen dort eine große kulturelle Bedeutung. Aber auch in Europa hat sich ein Zierfischmarkt etabliert, der Exoten aus allen Teilen der Welt importiert, was ökologische Konsequenzen sowohl in Herkunfts- als auch Zielländern hat. Für die Laufzeit der Ausstellung sind lebendige Koi-Karpfen in einen nachgestalteten Gartenteich ins Museum umgezogen und laden zum Streicheln ein.

    Fisch und Archäologie
    Die Fischerei ist durch zwei verschiedene Quellen archäologisch nachweisbar: durch Fanggeräte und durch Fischreste. Beide sind bereits seit der Altsteinzeit überliefert. Zu den häufigsten archäologisch nachgewiesenen Methoden zählen die Speerfischerei als eine der ältesten Fangarten, die Leinenfischerei mit Haken, Quer- oder Legangeln, die Netzfischerei, Reusen sowie Fischzäune.
    Fische in der Forschung
    Fische sind als Wirbeltiere geeignete Modellorganismen in der biomedizinischen Forschung. So verhelfen Versuche an Buntbarschen zum Beispiel zu neuen Erkenntnissen bei der Erforschung der See- und Reisekrankheit des Menschen. Mechanismen zur Schwarmbildung und –steuerung lassen sich anhand von Fischschwärmen analysieren und die spezifischen Eigenschaften einzelner Arten sind Gegenstand der Forschung.

    Fische in der Mythologie
    Grundsätzlich sind Fische in den Mythen weltweit positiv besetzt. In der sakralen Kultur und in der Alltagswelt erfährt der Fisch zahlreiche symbolische Zuordnungen. Erste Funde mit Fischmotiven stammen aus dem 5. Jt. v. Chr. Zahlreiche Entstehungsmythen handeln vom Fisch als Kulturbringer. Nach einer Überlieferung der Philister fällt die Fischgöttin Derketo nachts in den See bei Askelon und wird von einem Fisch gerettet. Aus Dank wird er in den Himmel versetzt, was zugleich als Hinweis auf die heutigen Tierkreiszeichen verstanden werden kann.
    In Anlehnung an das Abendmahl gehen seine Ursprünge als christliches Symbol auf das griechische Wort für ‚Fisch’ ichthys zurück, die Anfangsbuchstaben des Glaubensbekenntnisses.

    Fische in Literatur und Kunst
    In künstlerischen Werken spielten die oft farbenprächtigen, glänzenden Tiere schon in der Antike eine herausragende Rolle und finden sich als Motiv auch in der Gegenwartskunst. Neben Butt-Radierungen von Günter Grass und Werken von Horst Janssen sind frühe Bilder von Guppies und zeitgenössische Kois der Bremer Künstlerin Sonia Schadwinkel zu sehen, weiterhin eine Videoanimation der niederländischen Künstlerin Lieselot Ijsendoorn.

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    Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg wurde 1836 durch Großherzog Paul Friedrich August gegründet ist damit eines der ältesten Museen Norddeutschlands. Seine Sammlungsschwerpunkte finden sich in den Bereichen Archäologie, Naturkunde und Völkerkunde. Sind in den Dauerausstellungen das Leben von Mensch und Natur in den regionalen Landschaftstypen Moor, Geest, Küste und Marsch sowie entlang des Flusslaufs der Hunte vorherrschende Themen, widmen sich die Sonderausstellungen überwiegend überregionalen Themen und Fragestellungen.

    Leihgeber
    • Deutsche Angelgeräte Manufaktur, Gunzenhausen
    • Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven
    • Prof. Dr. Jürgen Dieckert, Oldenburg
    • Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“, Kiel
    • Michael Gautier M.Sc., Bremerhaven
    • GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
    • Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen
    • Günter Grass-Haus, Lübeck
    • Udo Hibbeler, „Udos Angelshop“ und „Angelparadies Köstersee“, Oldenburg
    • Horst-Janssen-Museum, Oldenburg
    • Jochen Kusber, Rastede
    • Landesarchäologie Bremen
    • Landesmuseum Kunst und Kultur Oldenburg
    • Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin
    • Lippisches Landesmuseum Detmold
    • LWL-Archäologie für Westfalen, Münster
    • LWL-Museum für Naturkunde, Münster
    • Der Mellumrat e. V., Dangast
    • (x)neiki, Berlin
    • Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung, Wilhelmshaven
    • Nordseemuseum Bremerhaven
    • Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband, Brake
    • Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Schloß Gottorf, Schleswig
    • Sonia Schadwinkel, Bremen
    • Spranger Kunststoffe GmbH, Plauen
    • Übersee-Museum Bremen
    • Zoologisches Institut und Museum der CAU, Kiel

    Kooperationspartner
    • Biologische Schutzgemeinschaft Hunte-Weser-Ems
    • Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“, die Kieler Meereswissenschaften
    • H.-J. Fiedler Meeresdelikatessen GmbH, Bremerhaven
    • GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, Kiel
    • Geowissenschaftlicher Fachbereich Univ. Bremen
    • Hunte-Wasseracht
    • Institut für Physikalische Prozesstechnik in der HTW, Saarbrücken
    • Landesfischereiverband Weser-Ems
    • Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburg
    • Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin
    • Mellumrat e. V., Dangast
    • Herbert Menzel, Bremen
    • NABU-Bezirksgruppe Oldenburger Land
    • neomar GmbH, Uetze-Eltze
    • Sportfischer-Verein Oldenburg

    Impressum Ausstellung
    • Ausstellungsidee: Peter-René Becker
    • Konzeption: Peter-René Becker, Ulf Beichle
    • Ausstellungstexte und Objektbeschriftungen: Peter-René Becker, Ulf Beichle, Frank Both, Michael Gautier, Julia Linn, Silke Mosel
    • Ausstellungsgestaltung: Homann Güner Blum - Visuelle Kommunikation, Hannover
    • Ausstellungsgrafik: Marion Martens, Torsten Schöning, Elvira Spiller
    • Ausstellungstechnik: Wolfgang Kehmeier, Hans-Joachim Kössler, Christine Menter, Heiko Nienstermann
    • Öffentlichkeitsarbeit und Marketing: Lena Nietschke
    • Medien: Jörg Schwanke, Touchmedia KG, Oldenburg
    • Museumspädagogik: Kirsten Preuss

    Katalog zur Ausstellung
    Mensch, Fisch!
    Hrsg. Dr. Peter-René Becker, Dr. Ulf Beichle
    Isensee-Verlag, 2012
    172 Seiten
    Museumspreis: 14,80 €

    Mensch, Fisch!
    10. November bis 7. April 2013

    Landesmuseum Natur und Mensch
    Damm 38-44
    26135 Oldenburg

    www.naturundmensch.de

    Öffnungszeiten: Dienstag -Freitag 9 -17 Uhr, Samstag u. Sonntag 10 -18 Uhr
    Eintritt: 4 €, ermäßigt 2,50 €

    Dank des Engagements der Johann Bünting-Stiftung erhalten Schulklassen bei Buchung einer Führung in der Sonderausstellung „Mensch, Fisch!“ freien Eintritt.

    Wir danken den Förderern der Ausstellung:
    • Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
    • Stiftung Niedersachsen
    • Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung
    • VR-Stiftung Norddeutschland
    • Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV)
    • Volksbank Oldenburg eG
    • Mechanische Netzfabrik Walter Kremmin GmbH

    Ausstellungskontakt: Peter-Rene.Becker@lmnm.niedersachsen.de, Ltd. Direktor, Kurator der Ausstellung

    Pressekontakt
    Landesmuseum Natur und Mensch
    Dipl. Biol. Lena Nietschke
    Damm 38-44; 26135 Oldenburg
    Tel.: 0441/9244-327 // Fax: 0441/9244-399
    Mail: presse@naturundmensch.de


    Weitere Informationen:

    http://www.naturundmensch.de
    http://presse.naturundmensch.de/


    Bilder

    Plakatmotiv „Mensch,Fisch!“
    Plakatmotiv „Mensch,Fisch!“
    Grafik: Homann Güner Blum - Visuelle Kommunikation, Hannover
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    Ein Europäischer Stör aus dem 19. Jahrhundert blieb als hervorragendes Präparat in der Sammlung des Landesmuseums Natur und Mensch in Oldenburg erhalten. Er wurde vor 1890 in der Ems gefangen.
    Ein Europäischer Stör aus dem 19. Jahrhundert blieb als hervorragendes Präparat in der Sammlung des ...
    Foto: Wolfgang Kehmeier/LMNM
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    Anhang
    attachment icon Presseunterlagen als pdf

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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