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Der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) und die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) haben in einem offenen Brief an Minister Bahr gegen eine Ersatzvornahme zur Einführung des neuen Psych-Entgeltsystems protestiert.
In einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Bahr (Anlage) protestieren der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) und die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) gegen eine Ersatzvornahme zur Einführung des neuen Psych-Entgeltsystems.
Die Universitätsklinika und die führende wissenschaftliche Fachgesellschaft halten den vorliegenden Referentenentwurf für unbrauchbar und fordern vielmehr eine sachgerechte Klassifikation für die Patienten und eine angemessene Erfassung und Bewertung der Leistungen der Kliniken und ihrer Mitarbeiter.
„Gesundheitspolitik und Selbstverwaltung unterschätzen anscheinend die Entwicklung eines Entgeltsystems von psychisch Kranken eklatant, erklärt Rüdiger Strehl, Generalsekretär des VUD. „Aus unserer Sicht haben sich weder das Ministerium und die Kassen noch die Deutsche Krankenhausgesellschaft bisher inhaltlich, konzeptionell und methodisch in der gebotenen Tiefe mit der Problematik beschäftigt“, so Strehl.
Der VUD und der DGPPN kritisieren am vorliegenden Entwurf vor allem, dass die Entgeltklassifikation vorrangig auf Diagnosen aufbaut. „Benötigt wird aber ein mehrdimensionales Schema aus Diagnosen, unterschiedlichen Therapiekonzepten, situativen Rahmenbedingungen und besonderen Behandlungsmerkmalen“, erklärt Professor Peter Falkai, Präsident des DGPPN. Im Unterschied zur somatischen Medizin, könnten bei psychischen Erkrankungen keine vergleichbaren Therapien und Ressourcenverbräuche zugeordnet werden. Hier müssten vielmehr bei gleicher Diagnose unterschiedliche, auf den individuellen Zustand und die sozialen Rahmenbedingungen bezogene Therapien angewandt werden.
Weiterer Kritikpunkt sind die definierten Tagesfallpauschalen, die nicht dem Behandlungsbedarf psychischer Erkrankungen entsprächen, und damit auf Ablehnung bei Ärzten, Pflegepersonal und Dokumentaren stießen. Diese Tagespauschalen würden zudem degressiv mit der Verweildauer sinken und verschlechterten und verkürzten damit die Behandlung vor allem bei chronisch schwerkranken Patienten. Auch seien die Anforderungen an die Kostenerfassung quantitativ und qualitativ um ein Vielfaches größer und nicht klar, wie die einzelnen Krankenhäuser diese immensen zusätzlichen Kosten tragen sollten.
„Wir wurden als Fachvertreter bei der Erarbeitung des Katalogs nur informell gehört, haben aber das Gefühl, dass keine unserer relevanten Bedenken aufgenommen wurde“, erklärt Professor Maier, President Elect, DGPPN. Die Unterzeichner des offenen Briefs raten Minister Bahr nun dazu, nichts ohne die Fach- und Praxisvertreter zu entwickeln, wenn er auf deren Unterstützung zählen möchte.
Berlin, den 16. November 2012
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
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Frau Dipl.-Biol. Juliane Amlacher
Komm. Leiterin der Geschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
Reinhardtstraße 27 b, 10117 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 240477216
Fax: +49 (0) 30 240 477 229
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