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26.03.1997 00:00

Begutachtung des EU-Fusionsprogramms beendet

Isabella Milch Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik

    26.3.1997

    Begutachtung des Europaeischen Fusionsprogramms beendet

    Ausfuehrlicher Abschlussbericht erschienen

    Testreaktor ITER als erste Prioritaet empfohlen

    Der Abschlussbericht zur Begutachtung des Europaeischen Programms zur Fusionsforschung ist kuerzlich erschienen. Die Kommission der Europaeischen Gemeinschaft hatte dazu 1996 eine unabhaengige Gutachterkommission eingesetzt. Das "Fusion Evaluation Board", ein achtkoepfiges Gremium mit Vertretern von Wissenschaft und Wirtschaft unter der Leitung von Prof. Sergio Barabaschi (Italien), nahm im Juni 1996 die Arbeit auf. Seine Aufgabe: Begutachtung der in den vergangenen fuenf Jahren ausgefuehrten Arbeiten sowie Empfehlungen fuer die weitere Entwicklung des Fusionsprogramms, insbesondere zur Beteiligung an dem geplanten Experimentalreaktor ITER.

    Die Ergebnisse sollen in die Konzeption des Fuenften EU-Rahmenprogramms fuer Forschung und Entwicklung (1999-2003) einfliessen.

    Zusammenfassung der Empfehlungen:

    - Die Gutachter werten die Fusion als eine der wenigen Energiequellen, die einen groesseren Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft leisten koennten: "Angesichts der Sicherheitseigenschaften und potentiellen Umweltvorteile der Fusion sowie der leichten Zugaenglichkeit des Brennstoffs ist es fuer Europa wichtig, diese Option offenzuhalten". Die thematische Breite und der Zeitrahmen der Fusionsforschung rechtfertigten das direkte Engagement der EU und die Zusammenfassung der Einzelarbeiten in einem gemeinsamen Europaeischen Programm.

    - Die Fusionsforschung habe inzwischen ein Stadium erreicht, in dem es wissenschaftlich und technisch moeglich sei, mit dem Bau eines ersten Experimentalreaktors in internationaler Zusammenarbeit zu beginnen: "Dies ist der einzige realistische Weg nach vorne. Der Baubeginn von ITER wird daher als erste Prioritaet des Europaeischen Fusionsprogramms im kommenden Fuenften Rahmenprogramm empfohlen".

    - "ITER sollte in Europa gebaut werden. Dies wuerde die weltweit fuehrende Position Europas in der Fusionsforschung erhalten und waere von grossem Vorteil fuer die europaeische Industrie und die Forschung". Die zusaetzlichen Aufwendungen der EU im Fuenften Rahmenprogramm waeren auf insgesamt rund 200 Millionen ECU begrenzt. Im naechsten Jahrzehnt muesse die gegenwaertige EU-Fusionsfoerderung von jaehrlich ca. 225 Mio ECU um rund 50 Prozent aufgestockt werden. Zugleich bedeute dies das Auslaufen der Fusionsanlage JET sowie eine Umordnung der EU-Foerderung der nationalen Laboratorien. Von dem zukuenftigen Gastgeber fuer ITER muesse ein nennenswerter Finanzbeitrag erwartet werden.

    - "Sollte es sich herausstellen, dass ITER nicht in Europa gebaut werden kann, wird dringend empfohlen, eine starke Beteiligung an ITER als erste Prioritaet des Europaeischen Fusionsprogramms beizubehalten". Europa muesse auf jeden Fall die Faehigkeit erwerben, spaeter unabhaengig zu einem kommerziellen Prototypkraftwerk fortzuschreiten.

    - Sobald eine endgueltige Entscheidung ueber den Bau von ITER getroffen sei, solle das JET-Programm neu bewertet und auf Schluesselfragen fuer ITER konzentriert werden. Auch die Arbeiten der nationalen Laboratorien sollten auf ITER ausgerichtet werden bzw. zur Datenbasis fuer das anschliessend geplante Demonstrationskraftwerk DEMO beitragen. Die Materialforschung im Dienste der Fusion muesse verstaerkt werden. Das Board unterstuetzte im Interesse einer moeglichst breiten Basis fuer DEMO die Entwicklung der Stellarator-Linie.

    - Die Gutachter stellen fest, dass sich die Beziehungen zwischen dem Europaeischen Fusionsprogramm und der Industrie in den vergangenen Jahren deutlich verstaerkt haben, hauptsaechlich im Zusammenhang mit ITER. "Da der Industrie eine wichtige Rolle bei der endgueltigen Entwicklung der Fusion zukommen wird, wird empfohlen, die Einbeziehung der Industrie zu steigern".

    - "Der Ausschuss war positiv beeindruckt von den Untersuchungen zu Sicherheit und Umweltaspekten der Fusion und befuerwortet weitere Anstrengungen". Zusaetzlich gefordert wurde die multi-disziplinaere Erforschung der sozio-oekonomischen Aspekte der Fusion.

    Das Europaeische Fusionsprogramm Ziel der Fusionsforschung ist es, ein Kraftwerk zu entwickeln, das - aehnlich wie die Sonne - Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen erzeugt. Die Fusionsforscher der EU sowie der Schweiz haben sich in dem Europaeischen Fusionsprogramm zusammengeschlossen. Neben thematisch spezialisierten Experimenten in den nationalen Fusionslaboratorien betreiben sie ein gemeinsames Grossexperiment, den Joint European Torus (JET) in Culham/Grossbritannien. 1991 konnte JET zum ersten Mal in der Geschichte der Fusionsforschung fuer zwei Sekunden Fusionsleistungen im Megawattbereich freisetzen. Wie schnell die Fusionsforschung ihr Ziel erreichen wird, haengt nicht zuletzt von den politischen Rahmenentscheidungen ab. Gegenwaertig laufen die Planungen fuer einen ersten Testreaktor. Der Internationale Thermonukleare Experimentalreaktor ITER soll ein sich selbst erhaltendes Fusionsfeuer erzeugen und thermische Leistungen in der Groessenordnung konventioneller Kraftwerke freisetzen.

    ITER wird in weltweiter Zusammenarbeit von Fusionsforschern der vier Partner Europa, USA, Japan und Russland geplant. Interesse an der Gastgeberrolle fuer den Bau von ITER haben in Europa Italien sowie Kanada und Japan geaeussert.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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