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Stefanie Hiß ist Lehrstuhlinhaberin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Märkte, Organisationen und Governance der Universität Jena
In Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind wir Deutschen Weltmeister. Zumindest unserer eigenen Wahrnehmung nach: Wir trennen den Müll, wir verwenden recyceltes Papier und haben die Weichen für die Energiewende gestellt. Doch das Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat sich bei Weitem noch nicht überall durchgesetzt, wie Prof. Dr. Stefanie Hiß von der Friedrich-Schiller-Universität Jena weiß. „Wenn wir uns den deutschen Finanzmarkt anschauen, dann ist der im Vergleich zu anderen in punkto Nachhaltigkeit deutlich abgeschlagen“, sagt die Soziologin, die gerade zur Inhaberin des neuen Lehrstuhls für Soziologie mit dem Schwerpunkt Märkte, Organisationen und Governance der Uni Jena ernannt worden ist.
Zwar weisen auch in Deutschland seit der Finanz- und Wirtschaftskrise nachhaltige Investments deutliche Zuwächse auf. „Doch im Vergleich zu den USA oder Großbritannien, wo dieses Segment bereits seit Jahrzehnten stabil etabliert ist, ist der Anteil in Deutschland verschwindend gering“, sagt die 38-Jährige, die sich in ihrer Forschungsarbeit intensiv mit Nachhaltigkeit und Finanzmarkt auseinandersetzt. Gerade einmal ein Prozent betrage der Anteil nachhaltiger Investments am deutschen Markt, der Rest sei nach wie vor vor allem profitorientiert aufgestellt. „In Großbritannien dagegen setzen knapp 30 Prozent aller Finanzprodukte auf nachhaltiges Wirtschaften.“
Woher diese Unterschiede kommen und warum sich der deutsche Finanzmarkt für nachhaltige Produkte so schwer tut, diesen Fragen ist Stefanie Hiß gerade während eines halbjährigen Forschungsaufenthaltes an der renommierten Harvard University nachgegangen. Als sie vor wenigen Wochen dann nach Jena zurückkehrte, wo sie zuvor eine Juniorprofessur innehatte, konnte sie sich zwischen Rufen auf gleich vier verschiedene Professuren entscheiden. „Jena hat die besten Bedingungen zu bieten. Gerade die Soziologie ist hier sehr gut aufgestellt“, begründet sie ihre klare Wahl für die Friedrich-Schiller-Universität.
Stefanie Hiß hat Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft in Heidelberg und Frankfurt/M. studiert und anschließend im Graduiertenkolleg „Märkte und Sozialräume in Europa“ an der Uni Bamberg promoviert. Während dieser Zeit ging sie für einige Monate als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an die Concordia University im kanadischen Montreal und forschte mit einem Marie-Curie-Stipendium an der University of Warwick (Großbritannien). Nach der Promotion 2005 zum Thema „Warum übernehmen Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung? Ein soziologischer Erklärungsversuch“ wechselte Stefanie Hiß als wissenschaftliche Mitarbeiterin ans Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Dort begann sie sich u. a. mit der Rolle von Ratingagenturen innerhalb des internationalen Finanzmarktes zu beschäftigen, für ihre Kollegen damals – bevor die Finanzkrise die Wirtschaftswelt erschütterte – „ein langweiliges Randthema“, erzählt sie schmunzelnd.
Von 2007 bis 2009 kehrte sie an die Uni Bamberg zurück, bis sie 2009 mit einem Schumpeter-Fellowship der VolkswagenStiftung an die Friedrich-Schiller-Universität wechselte. „Dank dieser Förderung konnte ich meine Schwerpunkte Nachhaltigkeit und Finanzmarkt in einer eignen Nachwuchsforschergruppe zusammenführen und ausbauen“, sagt Prof. Hiß. Mit diesen Themen ist sie inzwischen auch in der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina aktiv: 2011 wurde sie dort aufgenommen und hat u. a. eine Arbeitsgruppe zur Nachhaltigkeit mit ins Leben gerufen.
Doch auch die Jenaer Studierenden können von ihrer Expertise zu den Themen Nachhaltigkeit und der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen profitieren. Im aktuellen Semester läuft das wöchentliche Kolloquium „Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility in Theorie und Praxis“, das Prof. Hiß organisiert und für das sie renommierte Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft gewonnen hat. „Damit wollen wir das theoretisch vermittelte Wissen für die Studierenden mit Leben füllen“, so Hiß. Zugleich sei eine solche Veranstaltungsreihe auch eine gute Möglichkeit zur Berufsorientierung: Sie stelle Berufsfelder vor und vermittle den Kontakt zu Personen aus der Praxis.
Kontakt:
Prof. Dr. Stefanie Hiß
Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Bachstraße 18K, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945820
E-Mail: stefanie.hiss[at]uni-jena.de
Die Soziologin Prof. Dr. Stefanie Hiß von der Universität Jena.
Foto: Anne Günther/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
regional
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Deutsch
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