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22.07.2002 10:14

Jenaer Persönlichkeitskonferenz: Persönlichkeitsstörungen als extreme Variante der Normalität

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Von der 11. Europäischen Konferenz zur Persönlichkeit an der Universität Jena

    Jena (22.07.02) Eine Reihe von psychischen Störungen, so genannte Persönlichkeitsstörungen, werden gegenwärtig als Krankheiten diagnostiziert. Die psychiatrische Diagnostik unterscheidet dabei zehn Formen. Beispielsweise wird unter der Antisozialen Persönlichkeitsstörung ein Syndrom verstanden, das durch überdauernde Gleichgültigkeit und Verletzung der Rechte anderer charakterisiert ist. Eine solche Persönlichkeitsstörung wird festgestellt, wenn sich bei einer Person Verantwortungslosigkeit, Reizbarkeit, Aggressivität, Rücksichtslosigkeit und Unehrlichkeit ab dem 15. Lebensjahr bis ins Erwachsenenalter fortsetzen.

    Der amerikanische Psychologieprofessor Thomas A. Widiger von der Universität Kenntucky hat jetzt auf der 11. Europäischen Konferenz für Persönlichkeitspsychologie in Jena die gegenwärtige Praxis der Diagnose von Persönlichkeitsstörungen in Frage gestellt. "Eine Vielzahl von Forschungsarbeiten hat gezeigt, dass Persönlichkeitsstörungen besser als fehlangepasste Varianten allgemeiner Persönlichkeitseigenschaften verstanden werden", argumentiert Widiger. Dass es hierbei nicht um eine akademische Frage geht, verdeutlicht er an den Konsequenzen seiner Forschungsergebnisse für die klinische Praxis und Diagnose von Persönlichkeitsstörungen.

    Widiger zeigt, dass die Betrachtung der fünf breiten Persönlichkeitseigenschaften Emotionale Stabilität, Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Offenheit für neue Erfahrungen ein genaueres Bild der gestörten Persönlichkeit vermittelt. Menschen mit schwerwiegenden Beeinträchtigungen des sozialen Verhaltens nicht insgesamt als gestört zu betrachten, sondern ihre Handlungen als extreme Ausprägungen von allgemeinen Persönlichkeitseigenschaften zu sehen, hilft dabei, therapeutische Maßnahmen zu ergreifen. Widigers Forschungen belegen, dass Menschen, die in einem Verhaltensbereich Probleme haben, in anderen Persönlichkeitsbereichen völlig unauffällig sein können oder sogar positive Ausprägungen aufweisen. Solche Stärken können ebenfalls in Therapien genutzt werden.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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