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30.07.2002 11:51

Dem Volk der Pharaonen "aufŽs Maul geschaut"

Cornelia Glees-zur Bonsen Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Weltweit einmalig - Ägyptologen publizieren erstmals Tonscherbentexte im Internet

    München, 30. Juli 2002 - Verwaltungstexte, Beschwerdebriefe von Bauarbeitern und eine langwierige Korrespondenz über die Verpflegung in der Pharaonenzeit - das gibt es jetzt auch im Internet. Weit mehr als 10.000 derartig beschriebener Tonscherben, so genannte Ostraka, aus der Ramessidenzeit von etwa 1290 bis 1070 v.Chr. wurden in der Arbeitersiedlung Deir el Medine nahe dem Tal der Könige in Ägypten gefunden. In vollständiger Bearbeitung wurde ein Teil der Schriftstücke Anfang des Monats von Professor Günter Burkard, Dr. Stefan Wimmer und Maren Goecke-Bauer, M.A., vom Institut für Ägyptologie der LMU, im Internet unter www.lmu.de/dem-online publiziert. "Bisher wurden und werden solche Texte, wenn überhaupt, nur konventionell im Druck veröffentlicht", berichtet Projektleiter Günter Burkard. "Wir bieten im Internet jetzt eine optimale Präsentation, die anders nicht möglich gewesen wäre: mit Farbfotos, ausführlicher Beschreibung und umfangreichen weiteren Recherchemöglichkeiten."

    "Du, der den Tag verbringt mit Tanzen in der Wüste" lautet die Anrede auf einem der Ostraka. Das ist zwar eine fast poetische Formulierung für "Nichtsnutz" oder "Faulpelz", dennoch gelten die Deir el Medina-Schriftstücke als nichtliterarische Texte. Sie sind in einer einfachen, von den Hieroglyphen abgeleiteten Gebrauchssprache geschrieben und betreffen den Alltag in der Arbeitersiedlung. Gerade das aber macht die Schriften so wertvoll für die Wissenschaft. Geben sie doch Einblick in das Leben der alten Ägypter jenseits der Tempel und des Pharaonenhofes. "Diese nichtliterarischen Ostraka sind unentbehrliches Quellenmaterial für ganz unterschiedliche Untersuchungen", so Günter Burkard. "Dazu gehören etwa Arbeiten zum Rechtswesen, zur Wirtschaftsgeschichte, Demographie und Zeitgeschichte allgemein, aber auch lexikographische und grammatikalische Studien."

    Dieses weltweit einmalige Projekt umfasst zu jedem Text eine oder mehrere farbige Digitalfotografien, eine detaillierte Beschreibung mit Übersetzung, eine hieroglyphische Transliteration, phonetische Transkription sowie eine grammatikalische Wort-für-Wort-Analyse und umfangreiche Recherchemöglichkeiten. Bisher wurden die 135 so genannten "Qurna"-Ostraka vollständig bearbeitet und online veröffentlicht. Die etwa 320 bis 350 "Berlin"-Ostraka sollen bis Ende 2004 sukzessive folgen.Dabei drängt die Zeit: Selbst bei sorgfältiger Aufbewahrung sind die Ostraka sehr gefährdet. Der Zustand der Schriftstücke hat sich in den vergangenen Jahrzehnten teilweise dramatisch verschlechtert. Manche der Ostraka sind mittlerweile sogar vollkommen unleserlich.

    "A wonderful site"

    Der große Schatz der Deir el Medina-Ostraka wird nicht nur von Wissenschaftlern der LMU bearbeitet. Ein besonders intensiver Kontakt besteht zu einem Forscherteam der Universität Leiden, Niederlande. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte online-Projekt der Münchner Ägyptologen soll deren Ergebnisse jetzt auch Kollegen auf der ganzen Welt zugänglich machen. "Dabei ist natürlich zu bedenken, dass die Zahl der Ägyptologen weltweit nicht gerade immens ist", meint Günter Burkard. "Dennoch ist das Echo auf unser Projekt bislang sehr ermutigend."

    So schrieb Peter Sullivan aus Neuseeland:
    "It is with absolute delight I have just found your wonderful site with the Berlin P Ostraca series and the Qurna...Many many thanks."

    Svenja Gülden, Köln:
    "...ich hab' mir "Deir el Medine online" mal angesehen. Ist hervorragend geworden und die Abbildungen sind allererste Sahne! Daran gibt's nix herumzumäkeln ;-) Gratulation!"

    Dr. habil. Stephan Seidlmayer, Berlin, Leiter des Projektes "Ägyptisches Wörterbuch":
    "...ein gutes Beispiel dafür, welche neuen Perspektiven das Medium Internet öffnet - ich denke, daß die Präsentation als Buch viel schwerfälliger wäre, abgesehen vom Zeitbedarf, bis man alles bis ins letzte Detail druckfertig hat - und den Kosten natürlich."

    Dr. Rob Demarée, Leiter des Leidener Projekts "Deir el-Medina Database:
    "First of all congratulations!! DeM online is really "on line" and looks fine."

    Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Günter Burkard, Lehrstuhl für Ägyptologie
    Institut für Kulturwissenschaften
    Tel. 089-28927540
    Fax: 089-28927545
    e-mail: guenter.burkard@aegyp.fak12.uni-muenchen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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