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Wissenschaft
Jura-Fakultäten der Unis Jena und Addis Abeba arbeiten in Zukunft zusammen
Jena (15.08.02) Bürgerkriege lernen äthiopische Kinder hoffentlich bald nur noch im Geschichtsunterricht kennen. Nach Kaiserreich und Diktatur hat sich der afrikanische Vielvölkerstaat 1994 eine Verfassung gegeben, die den Teufelskreis der Gewalt zwischen Zentralmacht und Minderheiten durchbrechen soll. Der Ausweg heißt regionale Selbstverwaltung - nach deutschem Vorbild. Justiz und Behörden müssen dazu völlig umgestaltet werden. Entsprechend groß ist das Interesse Äthiopiens am Know-how deutscher Rechtsexperten. Eine enge Zusammenarbeit der Rechtswissenschaftlichen Fakultäten an den Universitäten Jena und Addis Abeba soll jetzt dem Wissenstransfer den Weg bahnen. Die Bedeutung der im kommenden Wintersemester anlaufenden Juristen-Kooperation wird durch den Besuch des äthiopischen Botschafters in Deutschland Hiruy Amanuel an der Friedrich-Schiller-Universität unterstrichen. Der Botschafter wird sich morgen (16.08.) von Rektor Prof. Dr. Karl-Ulrich Meyn und weiteren Professoren der Rechtswissenschaftlichen Fakultät über die Inhalte der künftigen Zusammenarbeit informieren lassen.
Die Anregung zur deutsch-äthiopischen Jura-Kooperation kam von den Jenaer Rechtswissenschaftlern, die Initiative ging von Lemma-Yifrashewa Betru aus. Der 36-jährige Äthiopier hat an der Friedrich-Schiller-Universität Politologie und Öffentliches Recht studiert und schreibt gerade seine Doktorarbeit über die kommunale Selbstverwaltung in seiner Heimat. "Eine bundesstaatliche Verfassung wie in Deutschland - mit viel Eigenverantwortung für die Regionen und Gemeinden - kann die Interessenkonflikte der Völker Äthiopiens ausgleichen und verhindern, dass der Zusammenhalt des Staates dauernd durch Gewalt infrage gestellt wird", ist der Politologe überzeugt. Deutsche Gesetze, die die Zuständigkeiten von Bund, Ländern und Kommunen festlegen, sieht er daher als wichtige Exportartikel nach Äthiopien: "Deutsche Autos und Technologie interessieren uns natürlich auch - aber genauso die Erfahrungen, die Deutschland bei der gesetzlichen Verankerung demokratischer und bundesstaatlicher Strukturen gesammelt hat", so Betru. Der engagierte Doktorand will sich in Äthiopien politisch betätigen, sobald seine Promotion abgeschlossen ist.
"Mit der Zusammenarbeit der Rechtswissenschaftlichen Fakultäten Jena und Addis Abeba wird die internationale wissenschaftliche Vernetzung der Friedrich-Schiller-Universität erweitert - und zugleich für den Aufbau nachhaltig friedenssichernder Strukturen in Äthiopien produktiv gemacht", unterstreicht Uni-Rektor Prof. Meyn die Bedeutung des Projekts.
Die Kooperation der Rechtswissenschaftler in Jena und Addis Abeba sieht vor allem den regelmäßigen Austausch von Gastwissenschaftlern vor, zunächst im Bereich Öffentliches Recht. Später sollen auch die Lehrstühle für Straf- und Zivilrecht einbezogen werden. Geplant ist ferner die Betreuung äthiopischer Doktoranden durch Jenaer Professoren. Außerdem können Juristen, die an der Universität Addis Abeba ihr Examen gemacht haben, an der Friedrich-Schiller-Universität den Aufbaustudiengang "Rechtswissenschaft" belegen.
Hinweis für die Medien:
Zum Besuch des Botschafters an der Universität Jena wird am Freitag (16.08.) von 18.00-18.05 Uhr ein Fototermin angeboten.
Ort: Carl-Zeiß-Str. 3, 2. Stock, Raum 2.43.
Kontakt:
Prof. Dr. Martina Haedrich
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 3
07743 Jena
Tel.: 03641 / 942270
Fax: 03641 / 942002
E-Mail: m.haedrich@recht.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Politik, Recht
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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