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Wissenschaft
Heidelberg Im Alter leben mehr Frauen als Männer allein von den über 65-Jährigen die Hälfte aller Frauen und jeder fünfte Mann. Ob Frauen deshalb häufiger von Einsamkeit betroffen sind, haben Münchner Forscher nun untersucht. Ihr Ergebnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen von Einsamkeit betroffen. Was beide schützt, ist ein gutes soziales Netzwerk. Wer sich einsam fühlt, ist dadurch stark belastet und greift häufiger zu Psychopharmaka.
Auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, der vom 6. bis 9. März 2013 in Heidelberg stattfindet, stellen Experten aktuelle Zahlen zur Einsamkeit bei Männern und Frauen im Alter vor und diskutieren deren Folgen und Risikofaktoren.
Je nach Studie berichten 5 bis 20 Prozent der Senioren in Deutschland über ausgeprägte Einsamkeitsgefühle. „Männer und Frauen sind im Alter ungefähr gleich häufig von Einsamkeit betroffen“, berichtet Professor Dr. med. Karl-Heinz Ladwig von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar in München. Das sei eigentlich erstaunlich, betont er, denn Frauen wiesen im Alter deutlich mehr Risikofaktoren für Einsamkeit auf als Männer: Sie sind häufiger verwitwet, leiden eher an körperlichen Gebrechen, die ihre Kontaktmöglichkeiten begrenzen, und auch häufiger an Depression und Angst. Frauen verfügen offenbar über Kompensationsmechanismen, die diese Risikofaktoren ausgleichen.
Dies bestätigt eine von Ladwig geleitete Studie mit 1079 Probanden über 65 Jahre: „Die Qualität des sozialen Netzes spielt eine entscheidende Rolle“, sagt Ladwig. Während Frauen oft enge Freundschaften pflegen und intensiven Kontakt zu Nachbarn haben, stehen Männer eher mit ehemaligen Arbeitskollegen in Verbindung. Doch diese sind häufig keine engen Vertrauenspersonen. Ob die Senioren allein leben oder nicht, ist der Studie zufolge dagegen unerheblich ein Befund, der Ladwig selbst überraschte. „Wenn die Senioren über ein intaktes Netz von Sozialkontakten verfügen, empfinden sie es nicht als Belastung, allein zu leben“, sagt er. Seine Ergebnisse stellt Ladwig auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vor.
„Ein ausgeprägtes Gefühl von Einsamkeit kann sich negativ auf die physische und die psychische Gesundheit der Betroffenen auswirken“, berichtet Dr. med. Imad Maatouk, einer der Heidelberger Tagungsleiter. Das spiegele sich etwa in einem höheren Risiko für Bluthochdruck wider. Auch ist der Gebrauch von Psychopharmaka bei jenen Senioren höher, die sich sehr einsam fühlen – und dies kann nicht nur auf eine höhere Depressivität zurückgeführt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse, die die Heidelberger Ärztin Dr. med. Friederike Böhlen im Rahmen der ESTHER-Kohortenstudie durchgeführt hat. „Zwar wusste man bereits, dass die Einnahme von Psychopharmaka im Alter häufig ist“, berichtet Böhlen, die auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Heidelberg die Studie vorstellt. Dass jedoch die Einsamkeit über die depressiven Symptome hinaus bei der Einnahme von Psychopharmaka eine Rolle spielt, war bislang nicht bekannt. Insgesamt nehmen 19 Prozent der älteren Menschen zwischen 57 und 84 Jahren Psychopharmaka ein.
Einsamkeit vorzubeugen, das ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsthema, darin sind sich die Experten einig. Wer seine sozialen Kontakte pflegt, sich Hobbies sucht, die sich auch im Alter und mit anderen gemeinsam aufrechterhalten lassen, hat gute Chancen, sich auch im Alter nicht einsam zu fühlen. Das Symposium „Einsamkeit im Alter“ präsentiert auf der Tagung unter der Leitung von Dr. sc. hum. Beate Wild und Professor Ladwig aktuelle Studien zu Auswirkungen und Zusammenhängen.
Informationen zur ESTHER-Kohortenstudie: http://esther.dkfz.org/esther/klinmanag.html
Terminhinweise zum Kongress:
Wissenschaftliches Symposium: Einsamkeit im Alter
7. März 2013, 13.15 bis 14.45 Uhr, Gustav Mahler Zimmer
State-of-the-Art Symposium: Wohlbefinden im Alter
8. März 2013, 16.45 bis 18.15 Uhr, Kammermusiksaal
Kongress-Pressekonferenz
Termin: Donnerstag, 7. März 2013, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Kongresshaus Stadthalle Heidelberg, Robert Schumann Zimmer
Adresse: Neckarstaden 24, 69117 Heidelberg
Themen und Referenten:
*Psychische Belastungen durch Krebs, Diabetes oder Herzschwäche erhöhen die Sterblichkeit Wie können wir chronisch Kranke besser behandeln?
Professor Dr. med. Wolfgang Herzog, Universitätsklinikum Heidelberg
*Blutzucker senken mit Psychotherapie?
Wie eine Kurzzeittherapie Diabetespatienten und den behandelnden Arzt unterstützt
Universitäts-Professor Dr. med. Johannes Kruse, Gießen und Marburg
*Ich glaube daran, also wirkt es? Neues aus der Placebo-Forschung
Professor Dr. med. Stephan Zipfel, Tübingen
*Komplexe Medizin trifft anspruchsvolle Patienten:
Wie angehende Ärzte und ihre Patienten einander besser verstehen
Privatdozentin Dr. med. Jana Jünger, Medizinische Fakultät Heidelberg
*Aktuelle Studienergebnisse zu sozialer Phobie:
Welche Therapien nehmen wirksam die Angst vor Menschen?
Universitäts-Professor Dr. rer. nat. Falk Leichsenring, Gießen
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Kongressprogramm und Abstracts:
-Das Hauptprogramm ist online: http://www.deutscher-psychosomatik-kongress.de/fileadmin/user_upload/Psycho13_HP...
-Der Abstractband ist online: http://deutscher-psychosomatik-kongress.de/ebook2/#/8-9/
Kontakt für Journalisten:
Pressestelle Deutscher Kongress für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Christine Schoner/Kathrin Gießelmann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-573
Telefax: 0711 8931-167
schoner@medizinkommunikation.org
http://www.deutscher-psychosomatik-kongress.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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