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Wissenschaft
Pressemitteilung Nr. 181
30.10.1997
Zum 100. Geburtstag von Professor Dr. habil. Paul Kunze
Prof. Paul Kunze wirkte von 1925 bis 1958 an der Universität Rostock. Er wurde am 2.11.1897 in Chemnitz geboren und starb am 6.10.1986 in Dresden.
Nach dem Physikstudium in Leipzig und München promovierte er bei Geheimrat W. Wien und kam anschließend 1925 als Notgemeinschaftsassistent nach Rostock. Hier habilitierte er, wurde zum Professor ernannt und übernahm am 1.4.1936 die Leitung des Physikalischen Institutes, die er bis zu seiner Berufung an die Technische Universität Dresden im Jahre 1958 zum Direktor des neu gegründeten Instituts für experimentelle Kernphysik wahrnahm. Seine letzten Jahre verlebte er in Dresden nahe seiner Heimatstadt.
In Rostock widmete sich Prof. Kunze einem neuen Arbeitsgebiet, der damals hochaktuellen Erforschung der kosmischen Strahlung. Auf diesem Forschungsgebiet erzielte er hervorragende Ergebnisse und errang internationales Ansehen.
Im Mittelpunkt seines Interesses stand die Energieverteilung der kosmischen Partikel. Seine ausgezeichnete Meßapparatur war ganz auf dieses Ziel ausgerichtet. Er entwickelte eine Nebelkammer, die außerordentlich scharfe Spuren lieferte und so zum ersten Mal eine genaue Energiemessung erlaubte. Die Energiemessung erforderte ein starkes, über das ganze Kammervolumen homogenes Magnetfeld.
Die von ihm verwendete Kupferspule hatte ein Gewicht von 1,1 t und benötigte die für damalige Verhältnisse sehr große Leistung von 500 kW und mußte daher im Elektrizitätswerk Bramow aufgestellt werden. Zwei eiserne Quecksilberdampf-Großgleichrichter wurden in den stromarmen Morgenstunden vom Netz getrennt und zum Betrieb der Spule genutzt. Die Spule fand auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch starkes Interesse und landete schließlich in der Sowjetunion.
In seinen Nebelkammerbildern fand er Spuren von bis dahin unbekannten Partikeln, die Massen zwischen der des Elektrons und der des Protons haben mußten. Es bleibt das große Verdienst von Prof. Kunze, durch seine ausgefeilten Nebelkammerexperimente als erster das Spektrum der Höhenstrahlung bis zu Energien von 1010 eV bestimmt, die Existenz des Positrons bestätigt und bereits 1933 auf ein Teilchen aufmerksam gemacht zu haben, das erst 5 Jahre später als Meson identifiziert werden konnte. Mit diesen Ergebnissen leistete er einen wesentlichen Beitrag auf dem Gebiet der Physik der Höhenstrahlung und der Kern- und Elementarteilchen-Physik. Mit Nobelpreisträger C. D. Anderson gehört er zu den bedeutendsten Experimentalphysikern seiner Zeit.
Neben dem Forscher ist der ausgezeichnete Hochschullehrer und Pädagoge Kunze besonders hervorzuheben. Seine Vorlesungen strahlten Vitalität aus, und es gelang ihm, alle Hörer zu fesseln. Er konnte komplizierte Vorgänge anschaulich darstellen und war stets bemüht, die Zusammenhänge einfach zu erklären.
Dem wissenschaftlichen Nachwuchs war er in seiner Arbeitsamkeit, Bescheidenheit und in seinem sonstigen Verhalten als Mensch, Forscher und Lehrer stets Vorbild.
Dr. Walter Mehnert (Ansprechpartner bei Rückfragen: Prof. Dr. Ronald Redmer T: 0381 4981615)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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